In Schönheit sterben
hoch gestarrt und war einfach das Schuldgefühl nicht losgeworden, das sie wegen Karen Pinkers Tod noch plagte. Die junge Frau war so freundlich gewesen, und obwohl man sie nicht ganz aus dem Kreis der Tatverdächtigen im Mordfall Lady Macrottie ausschließen konnte, schien es doch wenig unwahrscheinlich, dass sie die Mörderin war.
Honey hatte Karen Fragen gestellt, und die hatte sie beantwortet. Nun war Karen tot, man hatte sie in einen Graben geworfen und mit Zement bedeckt. Das war einfach nicht fair. Honey war wütend, und ihre Wut richtete sich gegen das Beauty Spot.
»Kommst du hier klar?«, fragte sie Lindsey.
Die schob die Computermaus über die Mausmatte und warf ihrer Mutter von der Seite einen vielsagenden Blick zu.
»Ich bin die geborene Klarkommerin. Das habe ich in den Genen.«
Ihre Tochter Lindsey war sehr reif für ihr Alter. Manchmal verunsicherte das Honey ziemlich. Sie fühlte sich dann so unreif – beinahe verantwortungslos. So wie jetzt.
»Toll.«
Es war ja auch toll, und wahrscheinlich hatte Lindsey recht mit ihrer Bemerkung über die Gene. Trotzdem fand Honey ihren Blick etwas beunruhigend. Den hatte sie schon mal irgendwo gesehen. Manchmal auf Lindseys Gesicht, aber auch noch woanders.
Wo, das fiel ihr erst ein, als sie mit dem Wagen rückwärts aus ihrem Parkplatz in der Tiefgarage heraussetzte. Sie benutzte diese Tiefgarage regelmäßig und hatte eine Jahreskarte. Die war ziemlich günstig, aber es war kein gutes Parkhaus. Die Betonpfeiler, die die Decke stützten, waren zu nah beieinander und ließen einem kaum Platz, um anständig auszuparken oder zu wenden. Sie wäre beinahe in einen davon hineingefahren, als ihr einfiel, wo dieser Blick auf Lindseys Gesicht herkam. Von ihrer Mutter!
Macht nichts, sagte sie sich, als sie über die belebten Straßen der Stadt und dann die A4 entlang fuhr. Vielleicht wuchs sich das ja noch aus. Hoffentlich. Denn eine Doppelgängerin ihrer Mutter hätte sie wirklich überfordert.
Draußen vor dem Beauty Spot waren viele Autos geparkt, viel mehr als während ihres Aufenthaltes.
Sie fragte sich, woran das wohl lag, erinnerte sich aber gerade noch rechtzeitig daran, dass ja heute Freitag war. Frauen, die die ganze Woche über arbeiteten, buchten natürlich ein Wochenende – ein wenig Erholung und Verjüngung in einem geschäftigen Leben.
Ein BMW der absoluten Spitzenklasse war ihr auf den Parkplatz gefolgt. Sie war sehr stolz, dass sie wohl den letzten freien Parkplatz ergattert hatte. Der BMW musste sich was anderes suchen.
Sie machte, dass sie so schnell wie möglich in die Schönheitsfarm kam.
Dr. Roger Dexter strich sanft mit dem Finger den V-Ausschnitt an Serena Sarabandes Pullover entlang. Er tauchte mit seinem Finger in ihrem Dekolleté unter und streichelte weiter, während er sie gleichzeitig an sich zog.
»Fast geschafft«, sagte er. »Sobald die von JDS erst den Kaufvertrag unterzeichnet haben, machen wir Pläne.«
»Und zwar schnell«, schnurrte Serena. »Nur du und ich.«
Die sonst so kühle und gefasste Serena Sarabande waraufgeregt und hatte rote Wangen wie ein junges Mädchen. Roger Dexter hatte ihr ein Leben an der Sonne versprochen – nur sie beide allein in einer Villa mit Blick auf das Mittelmeer. Sie würden natürlich auch dort eine Klinik betreiben – mit qualifizierten einheimischen Mitarbeitern. Diese Schönheitsfarm würde sich um die Reichen und die Pensionäre an der spanischen Costa del Sol kümmern. Sie würden den Laden nur managen – keinerlei Kontakt mit den Kundinnen. Sie würden sich ein schönes Leben machen.
»Die von JDS sind sehr interessiert. Die werden natürlich diese Bruchbude abreißen.«
»Schade eigentlich. Sie steht schon so lange hier.«
Roger lachte. »Was schert es uns? Die sollen doch machen, was sie wollen, und die Folgen selbst tragen.«
»Was schert es uns?«
Serenas Lächeln war strahlend und mädchenhaft. Ihre Selbstbeherrschung war dahingeschmolzen. Nun kam die wahre Serena zum Vorschein. Dr. Dexter hatte nun einmal diese Wirkung auf sie. Sie konnte ihm einfach nicht widerstehen.
»Aber inzwischen …«, sagte er, küsste sie auf die Stirn, streichelte sie noch ein wenig mit seinem Finger und ließ sie dann los.
Serenas ganzer Körper schien zu bedauern, dass sein Finger sich aus ihrem Dekolleté zurückgezogen hatte. Resigniert gewöhnte sie sich an den Gedanken, dass das Vergnügen nun zu Ende war und dass es jetzt wieder an die Arbeit ging. Sie seufzte und reichte ihm
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