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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Goodhind
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Ego aufblühte.
    Hatte er nicht was über einen Vertragsabschluss gesagt?
    »Sie sind aber weder Chirurg noch Arzt?«
    Er lachte laut los. »Keine Chance. Ich war nur ein einfacher Bauarbeiter, und nun bin ich Bauunternehmer und entwickle Immobilien. Ich habe die Häuser rings um diese Anlage gebaut.« Er lehnte sich näher zu ihr herüber und flüsterte, damit die Empfangsdame nicht mithören konnte. »Ich verrate Ihnen ein kleines Geheimnis. Ich bin drauf und dran, den ganzen Kasten hier zu kaufen und zu Wohnungen umzubauen. Wenn sie eine wollen, ich mache Ihnen einen guten Preis.«
    »Und meine Gegenleistung?«
    »Abendessen?«
    Sie musste seine Kessheit schon bewundern und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Aber ihre Gedanken tickten unermüdlich weiter. Dieser Kerl wollte das schöne alte Haus in Wohnungen umbauen. Davon hatte sie noch gar nichts gehört. Dass er alle Häuser ringsum gebaut hatte und wohl auch noch für den Rest verantwortlich war, das war an sich schon interessant.
    »Dass auf der Baustelle die Leiche gefunden wurde, muss ja ein Schock für Sie gewesen sein.«
    Sein liebenswürdiges Lächeln erstarb. »Das war das Allerschlimmste.«
    Honey schaute ihn fragend an.
    »Wir hatten schon seit der Grundsteinlegung nichts als Ärger mit dieser Baustelle. Vandalismus an den Baumaschinen, Fenster eingeschlagen. Irgendjemand wollte nicht, dass wir hier bauten und dass Leute einzogen.«
    »Die junge Frau, die ermordet wurde, hat hier gearbeitet.«
    Er nickte und sah wirklich traurig aus. »Ich habe Karen nicht sehr gut gekannt, aber gut genug – vom Sehen. Die war gar nicht mein Typ. Viel zu perfekt.« Er runzelte die Stirn. »Ich mag natürliche Frauen.«
    So wie seine Augen über sie hinwegwanderten und an den intimsten Stellen hängenblieben, meinte er, was er sagte.
    Die Empfangsdame unterbrach ihn und sagte, Dr. Dexter hätte im Augenblick noch eine Kundin bei sich, wäre aber gleich für ihn zu sprechen.
    Honey teilte ihr mit, dass sie auch gern mit dem Arzt ein Gespräch führen würde, sobald er mit Mr. Sheer fertig war. Sie würde sich inzwischen von der Erfrischungstheke im Nebenzimmer eine Tasse Kaffee holen.
    John Sheer meinte, das schiene auch ihm eine gute Idee zu sein, und folgte ihr auf den Fersen.
    Das war doch schon mal ganz gut. John Sheer hatte Karen Pinker vom Sehen gekannt. Außerdem war er für die Baustelle verantwortlich. Er musste einfach etwas Interessantes wissen. Ja, sie war sich sicher, dass er ihr etwas Interessantes erzählen konnte.
    Die Bemerkung über die natürliche Schönheit hatte sie aus dem Tritt gebracht. Karen Pinker – oder Karen Vollkommen, wie Honey sie genannt hatte – war genau das gewesen, viel zu vollkommen.
    »Karen war also keine natürliche Schönheit«, sagte sie nach ihrem ersten Schluck Kaffee.
    John Sheer nippte auch an seiner Tasse und schüttelte den Kopf. »Weit gefehlt. Die ist sozusagen auf Kosten der Schönheitsfarm konstruiert worden.«
    Honey schaute ihn an. Seine Augen blitzten kess, während er ihren Blick erwiderte. Sie kannte Typen wie ihn. Er war sich seiner selbst sehr sicher, konnte immer noch jede rumkriegen, trotz seines vorrückenden Alters und des wachsenden Bäuchleins.
    »Woher wissen Sie das denn, wenn Karen gar nicht Ihr Typ war?«
    »Ich hatte ein kleines Techtelmechtel mit einer Freundin von ihr. Die hat mir erzählt, dass Karen einiges auf Kosten der Klinik hat machen lassen. Dexter hat es bezahlt. Er wollte, dass eine Frau am Empfang sitzt, die so eine Art Reklame dafür ist, was man alles erreichen kann. Andere Frauen fühlten sich gleich ganz klein und hässlich, wenn sie nur einen Blick auf Karen geworfen hatten. Und dann wollten sie so werden wie sie.«
    Honey erinnerte sich, dass es auch ihr so ergangen war, und kaute auf ihrer Unterlippe herum, ehe sie sich ermahnte, davon würde sie nur wund und ziemlich unansehnlich.
    »Na, jedenfalls«, fuhr Sheer fort, »glaube ich nicht, dass der gute alte Roger allzu tief in die Tasche greifen musste. Die Operationen wurden in Venezuela durchgeführt. Anscheinend ist so was da billiger.«
    »Ach, wirklich?«
    »Anscheinend.«
    »Haben Sie die Adresse von Karens Freundin – der, mit der Sie das Techtelmechtel hatten? Ich würde mich gern mit ihr über Karen unterhalten. Ich habe mich gut mit ihr verstanden. Ich möchte nur, na, Sie wissen schon«, sagte sie leichthin. »Ich möchte mir einfach über ein paar Sachen klar werden.«
    »Sie nachträglich noch ein bisschen

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