In seinem Bann
gar nicht, wenn diese Kamera zwischen uns steht.«
»Aber ich verlange, dass du es mit mir teilst«, forderte er und seine Stimme klang jetzt eine Nuance strenger. »Es gibt absolut nichts, das dir peinlich sein müsste. Nicht vor mir. Das habe ich dir schon einmal gesagt.«
Vielleicht war es der Wirkung des Proseccos zuzuschreiben, den wir am Abend zum Geburtstag der Sekretärin im Institut getrunken hatten oder aber den Klängen von Marc Bolans Hot Love , aber vielleicht war es auch schlicht Ians hypnotische, hocherotische und ebenso fordernde Stimme, die mich veranlasste, meine Hand zögerlich zwischen meine Beine zu schieben.
»Denk nicht an die Kamera, Ann-Sophie. Nur du und ich, hörst du? Und jetzt öffne deine Schenkel für mich und zeig mir deine Lust.«
Der Anblick, den ich ihm jetzt bot, dürfte Ähnlichkeiten mit Gustave Courbets Skandalbild Ursprung der Welt gehabt haben, nur war ich rasiert und bot ihm damit vermutlich noch explizitere Einblicke als Courbets Modell.
Ich ließ meine Fingerspitzen auf meiner Klitoris kreisen, streichelte und rieb mich, während sich meine linke Hand meiner Brüste annahm und mit meinen erigierten Knospen spielte.
Tatsächlich gelang es mir, die Kamera fast gänzlich zu vergessen und ich stellte mir vor, es sei Ians Hand die mich berührte und sein sündiger Finger, der sich in meiner feuchten Enge bewegte.
Als ich schließlich leise und genüsslich zu stöhnen begann und mein Becken kreisend bewegte, hörte ich Ian scharf Luft holen. Der lustvolle Laut, der sich seiner Kehle entwand, signalisierte mir, dass meine Darbietung ihn nicht kaltgelassen hatte und wir trotz der räumlichen Distanz auch dieses Mal gemeinsam zum Höhepunkt kommen würden.
»Du bist phänomenal«, keuchte er wenig später und als ich das Bettlaken um mich raffte und einen Blick auf den Laptop warf, sah ich die Schweißperlen, die ihm auf der Stirn standen.
Doch Ian hatte sein Notebook offensichtlich auf einer Kommode oder dem Schreibtisch der Suite abgestellt, so dass ich auch jetzt nur sein hübsches, erschöpftes Gesicht sehen konnte.
»Beim nächsten Mal möchte ich dir dabei zusehen«, sagte ich.
Ian grinste jungenhaft.
»Es gibt einige Dinge zwischen uns, die werden nie auf Gegenseitigkeit beruhen, Darling.«
Ich kräuselte die Lippen und ließ mir durch den drohenden Ausdruck in seinen silberblauen Augen bestätigen, dass ihm diese subtile Demonstration meines Missfallens nicht entgangen war.
»Du hast mir einen stressigen Tag versüßt und meinen Abend gerettet, Ann-Sophie. Aber meine Sehnsucht nach dir ist jetzt noch größer als zuvor. Ich zähle förmlich die Stunden, bis ich wieder bei dir sein kann.«
»Das klingt zauberhaft, Ian.«
»Es ist die bittere Wahrheit, Ann-Sophie. Ich bin süchtig nach dir und seit gestern fühle ich mich wie auf Entzug. Sobald ich dich zu fassen bekomme, wirst du dafür büßen. Und beim nächsten Mal werde ich dich einfach verschleppen, wenn du mich nicht freiwillig begleitest.«
Ich grinste.
»Das würdest du also tun?« fragte ich kokett.
Seine schönen Augen funkelten gefährlich. »Ich würde keine Sekunde zögern.«
»Und was, wenn ich mich wehren würde?«
»Nichts anderes würde ich von dir erwarten. Aber etwas Gegenwehr macht die Sache doch auch erst reizvoll.«
Meine Güte, dieses Lächeln!
Dann sah Ian auf seine Omega und das dämonisch verschlagene Lächeln machte einem pflichtbewussten Gesichtsausdruck Platz.
»Ich muss jetzt noch zu einem Geschäftsessen. Aber ich werde dir ein Päckchen zukommen lassen. Per Expressbote sollte es dich morgen erreichen. Ich will, dass du es einweihst, wenn wir morgen Abend wieder skypen.«
Er sah mich streng an und ich nickte.
»Gut. Und jetzt träume süß, Liebste!«
Liebste – welch ein schöner, irgendwie aus der Zeit gefallener Ausdruck.
Kapitel 4
In meinem Surrealismus-Seminar am Mittwochnachmittag hörten wir ein gut recherchiertes, aber leider totlangweilig vorgetragenes Referat über den surrealistischen Film. Ein so dankbares, unterhaltsames Thema schrie förmlich danach, mit Originalsequenzen illustriert und medial aufbereitet zu werden, doch die beiden Referenten verschenkten diese Chance und servierten uns lediglich einige unscharfe Filmstills und holprige Inhaltsangaben.
Glücklicherweise hatte ich einen knappen Zusammenschnitt vorbereitet, wie ich es immer tat, für den Fall, dass mich Referenten ganz im Stich ließen und nicht zur Sitzung erschienen.
Das
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