In sündiger Silvesternacht
nicht kommen lassen.“
Claire gab ihr einen kleinen Stoß in Richtung Bar. „Na los, geh ihn suchen. Ich komme schon zurecht. Vielleicht schnappe ich mir noch einen armen hilflosen Kerl und mache ihn für heute Nacht zu meinem Sexsklaven.“ Unwillkürlich dachte sie an Mister Texas, der leider mit dem Kerl von der Security verschwunden war.
„Schon besser. Das ist genau die richtige Einstellung.“
Alyssa umarmte sie und verschwand in der Menge. Schlagartig fühlte Claire sich wieder unwohl, weil sie allein war und es immer mehr auf Mitternacht zuging.
Würde ihre Freundin es überhaupt merken, wenn sie jetzt nach draußen ginge und sich in ihr Auto setzte? Sie könnte so tun, als wollte sie etwas holen, und dann einfach in ihrem Wagen abwarten, während die Uhren Mitternacht schlugen. Wenn die Küsserei vorbei war, könnte sie wieder zurückkommen. So würde sie zumindest diesen peinlichen Moment vermeiden.
Entschlossen trat sie durch die nächste Tür ins Freie, doch die führte nicht vor den Club, sondern in einen mit Naturstein gepflasterten Innenhof. Der hämmernde Beat drang nicht nach draußen, stattdessen hörte sie gedämpfte Klassik. Genau der richtige Ort, um sich zu sammeln und etwas Ruhe zu finden. Allerdings führte kein Weg von diesem Hof zum Parkplatz.
Claire wollte gerade in den Club zurückkehren, als sie ihren Mister Sünde-und-Sex entdeckte. Diesmal unterhielt er sich mit einigen Frauen.
Seufzend überlegte sie, ob sie hinübergehen und sich unter die Groupies mischen sollte, da zerstreute die Frauengruppe sich auf einmal in alle Richtungen und machten damit den Weg zwischen ihr und dem texanischen Traum frei. Er sah ihr direkt in die Augen.
Sein heißer Blick war unmissverständlich.
Wow!
Claire schluckte und griff sich vom Tablett einer Kellnerin ein weiteres Glas Champagner. Sie wandte sich ab, weil sie nicht wollte, dass dieser Mann sah, wie sie sich Mut antrank. Leider war sie, was das Flirten anging, völlig aus der Übung.
Joe hatte sie über den Freund einer Freundin kennengelernt, und davor hatte sie ihre Zeit damit verbracht zu lernen, nicht damit zu feiern.
Jetzt machte sich dieses Defizit schmerzhaft bemerkbar, denn sie musste einen Weg finden, Mister Texas anzusprechen. Das war es doch, was sie wollte, oder nicht? Das war es, worauf sie und Alyssa sich vor den Weihnachtsfeiertagen geeinigt hatten: Jede von ihnen angelte sich einen Mann.
Derzeit hatte sie keinen Zweifel: Wenn es irgendjemanden gab, den sie um Mitternacht an ihrer Seite haben wollte, dann war es Mister Dekadent.
Als sie sich voller Entschlossenheit wieder umdrehte … war sie allein. Nun, nicht richtig allein, es waren noch Dutzende Partygäste im Innenhof, aber ihr Traummann war weg.
Verdammt!
„Kein geeigneter Zeitpunkt, um seinen Begleiter zu verlieren.“
Claire fuhr herum, wobei ihr vom vielen Champagner etwas schwindlig wurde, und sah sich einer Blondine gegenüber, die ihr ein Tablett mit vollen Gläsern hinhielt.
„Entschuldigung? Meinen Begleiter?“
„Sie schauen so, als würden sie denken ‚Mist, wo ist er jetzt wieder hin‘.“
„Oh!“ Verlegen blickte Claire sich um. Es war ihr peinlich, dass man ihr den Frust so deutlich ansah, dabei hatte sie sich nach einem völlig Fremden umgesehen. Andererseits waren ihr dabei sehr eindeutige Gedanken durch den Kopf gegangen, die man nur mit einem Partner in die Tat umsetzen konnte. „Nein, sehen Sie, ich war nur …“
„Der Countdown fängt gleich an“, unterbrach die Kellnerin sie. „Finden Sie ihn lieber schnell.“
Bevor sie der Frau erklären konnte, dass der Mordskerl nicht ihr Partner war, bekam Claire ein volles Champagnerglas in die Hand gedrückt, und die Kellnerin eilte mit ihrem Getränketablett weiter.
Claire seufzte. Da sie nun schon mal einen Drink in der Hand hielt, trank sie einen Schluck und blickte sich noch einmal suchend auf dem Innenhof um. Leider ohne Erfolg.
Mittlerweile kamen immer mehr Gäste aus dem Club ins Freie, und als sie nach oben sah, erkannte sie den Grund dafür. Der Vollmond schien am wolkenlosen Himmel und tauchte den gesamten Innenhof in silbriges Licht.
Erst jetzt bemerkte sie, dass die Musik im Club verstummt war, genau wie die klassische Musik im Innenhof. Stattdessen hörte man über Lautsprecher die samtweiche Stimme von Fred, dem Manager des Clubs.
„Im Namen aller Angestellten des ‚Decadent‘ wünsche ich euch allen ein frohes neues Jahr. Und jetzt schnappt euch euren Partner
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