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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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Kleinen zufrieden.«
    Aber er ließ sich nicht abbringen. Der Mann starrte ihn nur noch hasserfüllter an.
    Davey verspürte ein warmes Gefühl in der Hose, und das Letzte, woran er sich erinnerte, war, dass eines der anderen Mädchen am Tisch kicherte: »Oh mein Gott – er hat sich in die Hose gemacht!«
    Und dann wurde ihm endgültig schwarz vor Augen.

KAPITEL 26
    »Könnte nicht besonders gut riechen«, bemerkte der Cheftoxikologe, als er die Edelstahltür zur Gefrierkammer für die Proben und Präparate öffnete.
    Sie roch nach Tod. Die dicke Metalltür führte in einen Raum, der vom Boden bis zur Decke mit Gefäßen unterschiedlicher Größe und Form vollstand, die Präparate und Proben enthielten. An der Decke schepperte quietschend ein alter Belüftungsventilator aus Metall, der allerdings wenig dazu beitrug, den erdrückenden Verwesungsgeruch zu vertreiben, der Lee in die Nase stieg. Er erinnerte ihn an die verrottenden Tierkadaver, auf die er bei seinen Waldwanderungen gestoßen war – Ansammlungen verstreuter Knochen und Fell von Rotwild, Beutelratten oder Kaninchen, die in Bachbetten oder unter Bäumen lagen und das Frühjahr und den Sommer über bis auf die Knochen still verwesten, um ihre schrumpfenden Gerippe dem kalten Winterschnee zu überlassen, bis am Ende nicht mehr von ihnen übrig blieb als ihr ausgebleichtes Skelett.
    Butts und er befanden sich auf einem erneuten Pilgergang ins Labor, um sich den Untersuchungsbericht von Liza Dobbins’ Blut zu besorgen – beziehungsweise dem, was von ihrem Blut übrig geblieben war. Ivana Jankovic tauchte aus der Gefrierkammer auf und hielt eine kleine Ampulle mit einer roten Flüssigkeit in der Hand. In der anderen hatte sie ein Fläschchen mit gelber Flüssigkeit, von der er vermutete, dass es Urin war.
    »Hier haben wir’s«, sagte sie und schloss die schwere Tür hinter sich. Lee hielt nicht länger den Atem an und ließ frische Luft in seine Lungen strömen – oder zumindest das, was man in der Toxikologie von New York als frische Luft bezeichnen konnte.
    Ivana brachte die Ampulle mit dem Blut zum Massenspektrometer, füllte ein paar Tropfen davon oben in das Gerät und betätigte einen Schalter. Der Apparat surrte und brummte, dann begann er auf einem altmodischen Nadeldrucker, an den er angeschlossen war, ein Kurvenblatt mit Daten auszuspucken.
    Sie ging um das Gerät herum und besah sich den Ausdruck, der aus dem Massenspektrometer herauskam. Als der Vorgang beendet war, riss sie eine Partie davon ab und hielt sie Lee und Butts hin.
    »Hier«, sagte sie und deutete auf einen starken Ausschlag auf der horizontalen Linie. »Das zeigt das Vorhandensein von Diazepam im Blut an.« Sie hielt ein weiteres Blatt hoch. Auch hier war in der Mitte des Diagramms ein steiler Kurvenausschlag sichtbar. »Das gleiche Muster haben wir im Urin. Valium«, sagte sie als Antwort auf Butts’ verständnislose Miene. »Und zwar eine ganz schöne Menge. Dreißig Milligramm – genug, um eine Ataxie auszulösen.«
    »Was ist das?«, fragte Lee.
    »Im Wesentlichen der Verlust der Muskelkontrolle.«
    »So setzt er sie also außer Gefecht«, sinnierte Butts. »Wie schnell würde es dazu kommen – nach ein paar Stunden, wie Sie schon mal gesagt haben?«
    »Die Wirkungsspitze wird ungefähr ein, zwei Stunden nach der oralen Einnahme erreicht«, erwiderte sie.
    »Aber wie bringt er sie dazu, das Zeug zu nehmen?«, überlegte Lee.
    »Vielleicht löst er es ja in etwas auf, das sie trinken«, antwortete Butts.
    »Würde das dazu führen, dass die Wirkung früher eintritt?«, fragte Lee Ivana.
    »Möglich – vor allem, wenn man es auf leeren Magen nimmt.«
    »Liza hatte Joggingklamotten an«, gab Butts zu bedenken. »Normalerweise machen die Leute nicht unmittelbar nach dem Essen Sport. Ihr Magen muss also ziemlich leer gewesen sein.«
    »Was sagt denn der Autopsiebericht über ihren Mageninhalt?«, wollte Ivana wissen.
    »Der ist noch in Arbeit«, sagte Lee. »Ich vermute allerdings, dass sie nicht viel finden werden.«
    »Glauben Sie, dass er sie deshalb aussucht?«, fragte Butts. »Weil er wusste, dass nicht viel dazugehören würde, sie auszuschalten?«
    »Zum Teil, möglicherweise«, meinte Lee. »Vielleicht hat es aber auch eher etwas damit zu tun, dass sie Sport treibt – falls er ihr Blut für etwas Bestimmtes verwendet.«
    »Sie meinen, er will gesundes Blut?«, fragte Butts.
    »Ja.«
    »Meine Herren, so interessant das alles ist, ich muss jetzt wieder an die Arbeit«,

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