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In sueßer Ruh

In sueßer Ruh

Titel: In sueßer Ruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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    »Wo wir gerade dabei sind, wir hätten da noch was zum Analysieren für Sie«, sagte Butts.
    Krieger schaute misstrauisch. »Und was?«
    Ohne zu antworten, drehte Butts sich um und heftete eine Kopie des Songtexts an die Pinnwand. Krieger betrachtete ihn überrascht. Dann nahm ihr Gesicht einen konzentrierten Ausdruck an, und sie untersuchte den Text einige Minuten lang.
    Schließlich sagte sie: »Sehr interessant. Kann ich die Kopie mitnehmen?«
    »Sicher«, erwiderte Chuck.
    »Sergeant Ruggles hat gesagt, der Text sei von einer bekannten Steampunk-Band«, erklärte ihr Lee.
    Sie legte den Kopf zur Seite. »Tatsächlich?« Dann sah sie auf ihre Armbanduhr und meinte: »Entschuldigen Sie, aber ich muss gehen. Ich habe« – sie stockte und wirkte verlegen – »einen Zahnarzttermin.«
    Butts musste ebenfalls irgendwohin – es hatte etwas mit seinem Sohn zu tun –, und so wurde die Besprechung beendet und vertagt. Nachdem die anderen gegangen waren, blieb Lee zurück. Er wollte Chuck von dem Anruf mit dem roten Kleid erzählen, fragte sich jedoch, ob das eine gute Idee war. Sie standen ohnehin schon ganz schön unter Druck, und Chuck ging es nicht gut. Er wollte seinem Freund nicht noch etwas aufhalsen, worüber er sich Gedanken machen musste – er hatte ja bereits Lees Telefon anzapfen lassen.
    Morton öffnete ein Fläschchen mit abschwellenden Tabletten, sah auf und merkte, dass Lee noch immer in der Tür stand. »Was ist los?«, fragte er und schluckte ein paar.
    »Ach, eigentlich nichts«, sagte Lee, seine Idee, seinem Freund von dem Anruf zu erzählen, noch einmal überdenkend. Bestimmt hatte Morton auch so schon genug im Kopf.
    Aber Chuck lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück und verschränkte die Arme. »Du bist ein mieser Lügner, Campbell. Willst du meine Zeit verschwenden oder mir einfach sagen, was los ist?«
    »Er hat wieder angerufen.«
    »Mist! Hast du schon mit den Jungs gesprochen, ob sie den Anruf zurückverfolgen konnten?«
    »Sie meinten, er sei aus einer Telefonzelle in Midtown gekommen.«
    »Das ist unbrauchbar. Hörte er sich an wie jemand, den du von Ermittlungen kennst?«
    »Wer zum Beispiel?«
    »Ich versuche bloß an Leute zu denken, die Insiderinformationen über den Fall haben.«
    »Er klang nach niemandem, den ich kenne.«
    »Hat er seine Stimme verstellt? Oder einen Stimmenverzerrer benutzt?«
    »Das ist ja das Komische – ich glaube nicht, dass er den geringsten Versuch macht, seine Stimme zu verstellen.«
    »Allein das sagt uns schon was.«
    »Er hat keine Angst davor, erkannt zu werden.«
    »Ja. Was an sich schon ziemlich beängstigend ist«, sagte Chuck und rieb sich die linke Schulter. In ihrer Princeton-Zeit hatte er sie sich mehr als einmal beim Rugby ausgekugelt, und bei Regenwetter machte sie ihm immer zu schaffen. »Lee?«
    »Ja?«
    »Sei um Gottes willen vorsichtig, ja?«
    »Na klar.«
    Aber noch während er antwortete, kamen ihm Bartlebys quälende Worte in den Sinn: Ich möchte lieber nicht .

KAPITEL 28
    Als Lee im East Village ankam, war er durchgefroren bis auf die Knochen. Alles tat ihm weh, und seine Stirn fühlte sich fiebrig an. Die zwei Blocks von der U-Bahn nach Hause schienen ewig zu dauern. Als er sich die zwei Stockwerke zu seiner Wohnung hinaufschleppte, war seine Stirn heiß und trocken, und seine Kehle brannte vor Durst.
    Er trank ein großes Glas Wasser und stellte den Kessel für den Tee auf, bevor er sich aus den nassen Klamotten schälte und seinen Pyjama anzog. Er dachte noch immer über den Anruf nach – die schlangenhafte eiskalte Stimme lief in seinem Kopf in einer Endlosschleife. Ein jäher Schüttelfrost erfasste ihn.
    »Mist«, murmelte er, als der Kessel in der Küche pfiff. »Das hat mir gerade noch gefehlt, ausgerechnet jetzt krank zu werden.«
    Lee legte sich mit dem heißen Tee aufs Sofa, wickelte sich eine Decke um die Beine und trank einen Schluck. Er war stark, dunkel und kräftig – ein Männertee, wie Susan Morton sagen würde. Sie war noch so eine gefährliche Frau, weitaus gefährlicher als Elena Krieger. Und jetzt war sie mit seinem besten Freund verheiratet. Hauskatzen konnten ihre Krallen einfahren, Gepardinnen nicht – das machte Susan Morton zu einer Gepardin.
    Um sich abzulenken, schaltete er den Fernseher ein. Gleich fingen die lokalen Abendnachrichten an. Der Nachrichtensprecher – adrett, blond und unnatürlich gebräunt – machte ein ernstes Gesicht.
    »Oh-oh«, murmelte Lee. »Jetzt

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