in tausend Noeten
die noch das Fürstenkind sein könnte“, sagte Hilda nachdenklich. „Drei Neue kamen und zwei waren gutbürgerlich. Da bleibt die Würde an dir hängen, Grit.“
„Lieber nicht“, rief Grit und das klang so kläglich, dass ihre Zimmerkameradinnen lachen mussten.
„Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen“, wurde sie von Nanni getröstet. „Du bist viel zu bescheiden für eine Prinzessin, zu schlicht und zu scheu. Du könntest unseren Herrschaften nicht imponieren.“
„Wie gut!“ Grit seufzte so erleichtert, dass die anderen drei wieder lachen mussten.
Ärgerlich war Andreas Bekenntnis auch für Uschi. Die wurde jetzt gehänselt oder auch gescholten, weil sie so geschwätzig war.
„Wo ist deine Prinzessin geblieben, du Supergescheite? Oder willst du jetzt vielleicht behaupten, Grit Berger sei eine? Kannst es ruhig sagen. Dir glaubt sowieso niemand mehr.“
Uschi streckte den anderen die Zunge heraus. „So dämlich bin ich nicht, dass ich die armselige Grit für eine Prinzessin halte. Sie ist eher ein Aschenbrödel.“
„Ja“, sagte Bobby. „Vergiss aber nicht, Uschi: Das Aschenbrödel wurde eine Königin.“
„Das passiert Grit bestimmt nicht“, knurrte Uschi wütend.
Es war wirklich nicht schön, wie sich die ehemaligen Andrea-Anhängerinnen benahmen. Sie kehrten ihr den Rücken zu oder verließen sogar das Zimmer, wenn sie kam.
„Die Theaterprinzessin“, sagte Suse einmal und das klang hässlich und böse.
Elli hatte es gehört und sagte: „Freilich ist sie eine halbe Theaterprinzessin. Ist das nicht hübsch? Ich freue mich, wenn sie erzählt.“ Ihr gefiel es, wenn sie abends mit Andrea zusammen sein konnte und sie ihr vieles erzählte. Und so schlossen die beiden grundverschiedenen Mädchen miteinander Freundschaft.
Jetzt sprachen aber auch Hilda, die Zwillinge, Carlotta und sogar Jenny und Bobby öfter mit Andrea – alle, die vorher über ihren Hofstaat gespottet hatten.
Marianne kam sogar mit einem Vorschlag zu ihr: „Kannst du uns nicht ein bisschen Unterricht in Ballett geben. Ein paar haben große Lust dazu. Oder magst du nicht?“
Andrea sah Marianne mit großen Augen an: „Kannst du hellsehen? Ich habe nämlich wieder ein bisschen Lust zum Tanzen bekommen, seit ich mit der Fünften übe. Ist das nicht komisch? Und ich habe manchmal schon gedacht: Wenn ich selber nicht Tänzerin werden kann, dann vielleicht Tanzlehrerin.“
„Wir müssen Frau Theobald fragen, ob sie erlaubt, dass du uns unterrichtest.“
Frau Theobalds Antwort war für beide eine arge Enttäuschung. Sie sagte: „Nein.“
Einen Augenblick schwiegen beide Mädchen völlig verblüfft. Mit dieser Absage hatten sie nicht gerechnet. Dann fragte Marianne: „Warum nicht, Frau Theobald? Ich glaube, dass viele gern mitmachen würden.“
„Davon bin ich überzeugt“, antwortete die Direktorin. „Aber ich kann Andrea nicht die Erlaubnis geben. Du stehst so schlecht in deiner Klasse“, wandte sie sich an Andrea, „dass es einfach eine Schande ist. Du bist keineswegs dumm, du bist bloß faul. Alle Lehrerinnen klagen. Du arbeitest nicht, du zeigst nicht das geringste Interesse am Unterricht. Kurz, du magst einfach nicht. Das sind wir in Lindenhof nicht gewöhnt. Es ist unser Stolz, dass unsere Schülerinnen hier etwas lernen. Aber du gibst dir keine Mühe. Den anderen gegenüber ist deine Haltung unfair.“
Andrea stand betreten da. Sie war ehrlich genug, sich zu sagen: Frau Theobald hat recht.
Marianne war genauso betroffen. Sie konnte sich gut in Andreas Lage versetzen. Sie selber war ja einmal genauso verstockt und faul gewesen – in der ersten Zeit in Lindenhof.
Damals hatte sie sich gekränkt gefühlt, weil ihre Eltern sie ins Internat geschickt hatten. Und nun war sie so gern hier!
„Ja, Andrea“, fuhr Frau Theobald fort, „es tut mir leid, dass ich dir das sagen muss. Deine Eltern wissen Bescheid. Sie wollen, dass du während der Ferien in ein anderes Heim gehst, wo du unter strenger Aufsicht bist. Lindenhof schließt ja für ein paar Wochen. Ich habe ihnen aber geschrieben, dass ich es im nächsten Jahr noch einmal mit dir versuchen will. Und ich verspreche dir außerdem: Wenn du dich anstrengst und bis Ostern aufholst, was du in diesen Wochen durch deine Nachlässigkeit versäumt hast, dann reden wir noch einmal über euren Plan.“
Stumm verließen Marianne und Andrea das Zimmer der Direktorin. Marianne schwieg zunächst über diese Unterredung. Aber dann erkundigten sich ein paar:
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