in tausend Noeten
Bühnen Furore ...“ Hanni legte das Blatt beiseite. „Bettina Harrach, vermutlich Andreas Schwester. Das erklärt alles.“
„Was denn alles?“, fragte Grit, die bis dahin still dabeigesessen hatte. Sie wusste nichts von den Gerüchten um Andrea.
„Nun, ihr ganzes Auftreten und Gehabe“, versuchte Nanni zu erklären, „die Selbstverständlichkeit, mit der sie eine Sonderstellung einnimmt, die Tatsache, dass es für sie anscheinend ganz normal ist, angehimmelt zu werden, das geringe Interesse an der Schule ...“
„... und dass sie uns Quadrille und Cancan so gut beibringen konnte“, setzte Tessie hinzu.
„Ich bin dafür, wir zeigen ihr die Zeitschrift“, meinte Hilda.
„Dann werden wir ja sehen, was sie dazu sagt.“
Nun – sie lachte. Die Zwillinge und Tessie waren zu ihr gegangen und zeigten ihr die Zeitung. „Seid ihr also endlich hinter mein Geheimnis gekommen!“, rief sie. „Es hat mir diebischen Spaß gemacht, euch ein bisschen herumrätseln zu lassen!“
„Warum hast du es uns nicht erzählt?“
„Anfangs hat niemand gefragt. Viele taten so, als wüssten sie Bescheid über mich.“
„Ja, das glaubten sie auch. Aber weißt du, wofür sie dich hielten? Für eine Prinzessin!“
„Für eine ...“ Andrea schwieg verblüfft. Dann warf sie sich in den nächsten Stuhl und lachte schallend. „Wie sind sie bloß darauf gekommen?“
Sie erzählten ihr die ganze Geschichte und Andrea sagte: „Hätte ich eine Ahnung davon gehabt, dann müsste ich sie jetzt nicht enttäuschen. Da stand ich sozusagen in Konkurrenz mit Dany?“
„Nur für unsere liebe Kusine“, verbesserte Nanni. „Die anderen wissen nichts davon, dass Elli hin und her gerissen war. Wie willst du ihnen nun die Wahrheit beibringen?“
„Kein Problem“, antwortete Andrea leichtsinnig. Am gleichen Abend noch schlug sie im Gemeinschaftsraum an ein Glas, das sie extra mitgebracht hatte, und sagte in die Stille hinein: „Liebe Mitbürgerinnen – nein, Mitstreiterinnen in diesen würdigen Hallen. Ich habe erst heute erfahren, welch unverdiente Würde ich durch eure Mithilfe erlangt habe. Ich muss euch aber leider enttäuschen: Eure Vermutungen sind falsch. Ich bin weder eine Prinzessin noch eine Baroness noch irgendein kleines Fräulein von ..., sondern eine ganz schlichte Andrea Harrach. Sogar das schwarze Schaf bin ich in unserer Familie. Meine Eltern sind Künstler, meine Mutter gibt Klavierkonzerte, mein Vater spielt den Wilhelm Teil und ähnliche Heldenrollen und mein Schwesterchen tanzt. Tanzen wollte und sollte ich auch. Aber dann wuchs ich und wuchs über eine zierliche Tänzerinnenfigur hinaus. Das war ein Schlag! Seht euch einmal die Zeitung an, die Tessie mitgebracht hat. Darin ist meine Schwester abgebildet. Sie ist viel zierlicher als ich. Deshalb kann ich auch nie das Gleiche erreichen wie sie. Und dafür das viele, harte Training? Ohne mich! Es gab einen Riesenkrach zu Hause. Ich wurde, wie ich schon sagte, das schwarze Schaf der Familie. Und zum Schluss schickten sie mich zu Frau Theobald, damit ich nicht ganz verkomme.“
Das war ein Donnerschlag! Die Prinzessinnen-Garde fühlte sich glatt betrogen, und sie ließen es Andrea fühlen. Aus war es mit den treuen Diensten! Sie kümmerten sich nicht mehr um Andrea. Und wenn sie um eine Gefälligkeit bat, dann hatten sie Ausreden. Sie waren einfach beleidigt – sie schämten sich über ihre eigene Dummheit. Nun zeigte es sich, dass Andrea im Grunde gar keine Freundin gehabt hatte, nur Anhängerinnen, blinde, gedankenlose Anhängerinnen.
Die einzige Ausnahme war Elli.
„Das finde ich nun wieder nett von Elli“, sagte Hilda zu den Zwillingen, „sie ist nach wie vor freundlich und hilfsbereit Andrea gegenüber.“
„Ich habe das auch schon gedacht“, sagte Nanni, „und habe mich gefreut. Aber eigentlich ist das doch selbstverständlich.“
„Schon! Aber beobachte mal die anderen: Suse und Katrin und Christel, wie die sich benehmen! Auch einige aus den anderen Klassen. Sie schneiden Andrea jetzt förmlich.“
„Dabei konnte Andrea wirklich nichts dafür, dass die anderen ihr die Prinzessin andichteten“, sagte Hanni. „Sie waren einfach dumm, dass sie auf Uschis Gerede reinfielen.“
„Was erzählt ihr da eigentlich immer von einer Prinzessin?“, fragte Grit. „Wer soll das sein?“
„Freilich, du kannst das nicht verstehen.“ Und nun schilderten sie ihr lachend, was Uschi damals ausgekundschaftet hatte. „Eigentlich bist du nun die Einzige,
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