in tausend Noeten
Hanni.
Nanni kämpft um ihre Schwester
Aber da lief ein Junge aus dem Dorf auf Carlotta zu, fragte leise: „Du gehörst doch zur Schule?“, und drückte ihr, als sie nickte, einen Zettel in die Hand. Sie sah sich um – niemand war in der Nähe. Sie suchte Nanni und beide entzifferten den Zettel.
„Schulmädchen gefangen“, stand da. „Sie wird frei, wenn die Fremde sich freiwillig stellt. Sie soll zum Steinbruch gehen. Kurz vor dem Steinbruch steht ein großer Baum. Dort soll sie warten.“
Die beiden sahen sich an, Nanni in Todesangst. Würde Hanni etwas geschehen? Konnte sie ihr helfen? Ja, das konnte sie schon – wenn sie nämlich Grit hinschickte. Aber das ging nicht. Grit war gewiss in noch größerer Gefahr. Außerdem: Selbst wenn Grit freiwillig ging – wer sagte, dass Hanni wirklich frei gelassen wurde? Arme Nanni! Eine solche Wahnsinnsangst hatte sie noch nie gehabt. Am liebsten hätte sie geweint, aber sie konnte einfach nicht. Ihre Schwester war in Gefahr! Wie mochte es ihr ergehen?
„Du, guck mal“, sagte Carlotta gerade. „Auf der Rückseite steht noch etwas. Ich glaube von Hanni.“
„Zeig!“
„Mir geht es gut“, hatte Hanni geschrieben. „Sagt Marianne Bescheid.“
Marianne? Die beiden sahen sich an – was hatte Marianne mit dieser Sache zu tun? Grit interessierte Marianne bestimmt nicht.
„Verstehst du das?“, fragte Carlotta.
„N-n-nein“, wollte Nanni gerade sagen, aber, „doch, doch, ich verstehe es“, rief sie. „Marianne – das bin ich. Sie will mich erinnern, dass wir Zwillinge sind und ich etwas unternehmen muss. Sie denkt ... was hatte Hanni eigentlich an?“
„Den blauen Anorak mit der Kapuze“, überlegte Carlotta, „ja, bestimmt. Was meinst du?“
Aber Nanni antwortete nicht, sie sauste los. „Besorge Räder“, rief sie noch zurück. Das tat Carlotta, obwohl sie nicht ahnte, was Nanni vorhatte. Nanni erschien schnell wieder – im gleichen blauen Anorak, wie Hanni ihn trug.
„Komm, wir fahren ins Dorf. Aber über den Hügel, damit niemand uns sieht. Hast du den Zettel?“
Sie sausten los und fuhren zur Polizei. Atemlos berichtete sie dem Wachtmeister, was sie wusste, und zeigte ihm den Zettel. Er verstand unerwartet schnell. Nanni ahnte nicht, dass Frau Theobald schon längst mit der Polizei gesprochen hatte. Für den Fall, dass einmal etwas Unerwartetes mit Grit passieren sollte.
„Ich komme mit“, sagte er und holte noch ein paar Sachen aus dem Panzerschrank. Dann schwang er sich ebenfalls auf sein Fahrrad.
Beim letzten Gebüsch vor dem Steinbruch hielt er an. „Bitte warte hier bei den Rädern“, sagte er zu Carlotta und wandte sich an Nanni: „Geh vorsichtig zu dem vorderen Baum. Möglichst so, dass dich niemand sieht und erkennt. Du hast es ganz richtig erfasst – genau wie deine Schwester –, auf den Überraschungseffekt kommt es an! Ich bleibe in deiner Nähe.“
Mit Herzklopfen ging Nanni zum Baum hinüber. Hoffentlich klappte alles, damit Hanni schnell wieder freikam! Sie lehnte sich an den Baumstamm, aber so, dass vom Steinbruch aus nur ihre Gestalt, jedoch nicht ihr Gesicht zu erkennen war.
Schritte ... Stimmen ... jetzt waren sie dicht bei ihr. Sie zog die Kapuze vom Kopf und ging ihnen entgegen.
Der Mann und die Frau blieben stehen: „Wie kommst du hierher? Wieso bist du frei?“
Sie glaubten das Mädchen vor sich zu haben, das sie als Geisel geschnappt hatten.
„Und die Polizei ist auch schon da“, sagte der Wachtmeister hinter ihnen. Die beiden wollten fliehen, aber dafür war es zu spät. Handschellen klickten. Sie waren gefangen.
„Nun such erst mal deine Schwester“, sagte der Beamte zu Nanni.
Die rannte in den Steinbruch, rief laut: „Hanni! Hanni!“ und bekam sofort Antwort aus einer alten Kate, die dort stand. Sie schob den Riegel von der Tür und dann fielen sich die Zwillinge in die Arme.
„Hast du gleich begriffen, wen ich mit Marianne meinte?“, fragte Hanni.
„Freilich, ich bin ja ein kluger Kopf. Du aber auch.“
Strahlend kamen sie zu der Gruppe zurück. Der Polizist lachte. „Ihr seht euch wirklich zum Verwechseln ähnlich. Ein Glück, dass die Herrschaften hier nicht wussten, dass es ihre Gefangene gleich in doppelter Ausführung gibt.“
Carlotta winkte von Weitem. Sie holten die Räder und bedankten sich bei dem Wachtmeister. „Sie sind wirklich ein Freund und Helfer“, rief Carlotta ihm entgegen. Dann gingen sie langsam nach Lindenhof zurück.
Hanni erzählte: „Ich war schon
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