in tausend Noeten
ihr also am Samstag nach dem Konzert ein wenig Zeit habt, können wir vielleicht noch etwas miteinander unternehmen.“
Ob Frau Theobald die Fahrt erlaubte? Es wäre zu schön! Hilda, als Klassensprecherin, gab den Brief der Funkelsteiner Mädchen zunächst Frau Jenks. Sie schien nichts dagegen zu haben. „Wollen denn alle mitfahren?“, fragte sie.
„Freilich, sogar Grit und Andrea.“
„Dann will ich Frau Theobald gern von eurem Plan erzählen.“
Die Direktorin hatte inzwischen schon den Brief von Herrn Dr. Hartmann erhalten. Auch sie war mit der Fahrt einverstanden. Aber sie erkundigte sich, ob vielleicht ein paar aus den beiden oberen Klassen sich anschließen wollten.
So fuhren am zweiten Samstag im Dezember die beiden Busse des Internates los. Die Mädchen waren gespannt und freuten sich. Ein Treffen vor dem Konzert klappte nicht. Die Funkelsteiner mussten in dem fremden Saal noch einmal zur Probe.
Sie spielten und sangen wie die Engel. Kaum zu glauben, dass die jungen Musikanten und Sänger da vorn die gleichen Jungen und Mädchen waren, mit denen sie am Abend vor der Rückkehr nach Lindenhof noch ein ausgelassenes Fest gefeiert hatten!
Erst später zum Abendessen trafen sich alle. Die alten Gruppen bildeten sich zur Wiedersehensfeier.
„Wie geht es unseren Patenkindern?“, war die erste Frage der Zwillinge. Und sie erzählten Grit, die neben ihnen saß, von den Zwillingen im Forsthaus, die im September auf die Welt gekommen waren und nach ihnen Hanni und Nanni genannt wurden. Margit, die große Schwester der Babys, hatte Fotos mit: Die beiden waren enorm gewachsen und ähnelten sich genauso sehr wie die großen Zwillinge Hanni und Nanni.
Die Freundinnen von der Burgschule fragten nach Mamsell. Die Arme, sie hatte ein paarmal Bekanntschaft mit Burggespenstern machen müssen! Und die Lindenhofer erzählten, dass gerade Mamsell zwei Wochen vorher als Geburtstagskind gefeiert worden war.
„Ach, es war schon eine schöne Zeit, die wir zusammen verbracht haben!“ Das klang aus allen Gesprächen und es gab einen herzlichen Abschied, als Frau Theobald schließlich zum Aufbruch mahnte.
Als sie am nächsten Abend ins Bett gingen, sagte Hilda: „Sonderbar ist es schon, dass Andrea der Fünften die Tänze so fabelhaft beigebracht hat. Ich möchte wissen, was dahinter steckt.“
Das Gleiche dachten bestimmt viele Mädchen, aber sie hatten bisher vergeblich bei Andrea zu bohren versucht. Sie schwieg hartnäckig. Ihre Getreuen, die ihre „Prinzessin“ nach wie vor umschwärmten, waren besonders enttäuscht, weil sie so gar nichts erfahren konnten. Sie glaubten fast, Andrea hätte zur Bühne gehen wollen. Das hätte aber ihre fürstliche Familie nicht erlaubt und sie sozusagen in die Verbannung geschickt.
In die Verbannung! Da empörten sich manche, denn Lindenhof war nun wirklich alles andere als eine Verbannung! „Aber bedenkt doch“, entgegneten Andreas Anhängerinnen, „wie viel schwerer sie es hier hat! Niemand ist da, der sie bedient. Ihr Bett muss sie allein machen, ihre Sachen richten ...“
„Hört bloß auf“, protestierten einige. Und die Zwillinge, die zuerst von Andreas „Hofstaat“ gesprochen hatten, redeten nur noch von ihren „Hofnarren“.
Die Obernärrin war nach wie vor Elli. Die Erfahrung mit Dany hatte sie nicht klüger gemacht. Im Gegenteil. Sie stellte fest, dass sie doch von vornherein richtig getippt hatte: Andrea war einfach unvergleichlich viel vornehmer als Dany. Sie wurde von Elli nur noch verächtlich als „Abenteurerin“ bezeichnet.
„Aber Menschen wie du sind schuld daran“, sagte Carlotta einmal zu ihr, „dass sich solche Angeber überhaupt durchsetzen können.“
„Wieso?“, fragte Elli erbost.
„Du bist ein Dummkopf, Elli“, antwortete Carlotta grob. „Komm, Bobby, wir gehen.“
Dann jedoch erfuhren die Mädchen eine tolle Neuigkeit. Tessie aus der Fünften, die den Cancan mitgetanzt hatte, platzte zu den Zwillingen ins Zimmer. Hilda und Grit waren auch da.
„Kinder, ich muss euch etwas zeigen!“ Sie legte eine Zeitschrift vor sie hin. Aufgeschlagen war eine Seite mit Fotos von einer Balletttänzerin. Überschrift: „Ein neuer Stern am Balletthimmel.“ Das Mädchen, welches in Szenen aus „Schwanensee“ gezeigt wurde, hätte Andrea sein können. Unverkennbar war die Ähnlichkeit.
„Zeig her“, rief Hanni und fing an, den Text zu den Bildern laut vorzulesen: „Die junge Tänzerin Bettina Harrach macht zur Zeit auf englischen
Weitere Kostenlose Bücher