In tiefer Sehnsucht
auf sich geladen, aber Isabelle geschadet zu haben, würde nicht zu den Dingen gehören, die sein Gewissen belasteten.
»Wie lautet deine Entscheidung, Süße? Ja oder nein?«
Mit einem Stoßseufzer entließ Isabelle die angehaltene Luft aus ihrer Lunge und entspannte sich in seinen Armen.
Sanft strich sie ihm über die Wange, während eine silbrig glänzende Träne über ihre glatte, elfenbeinfarbene Wange kullerte. Noch immer hielt sie seinem Blick stand, und er konnte in ihren Augen sehen, was für ein Mensch sie war.
Ein mutiger Mensch, stark und voller Mitgefühl.
Als sie sich ein Lächeln abrang, wirkte es so gezwungen, dass es ihm das Herz brach.
»Ja«, flüsterte sie und hob den Kopf, um ihn zu küssen.
Sechstes Kapitel
»
Bist du bereit?
«, fragte Nicholas Isabelle zwei Tage später, als er die Hand ausstreckte, um ihre Wohnungstür zu öffnen. »Ich möchte gern bei mir sein, bevor es wieder anfängt zu schneien.«
Isabelle hob den Blick und sah Nicholas an, der vor ihr in der dunklen Eingangshalle stand. Sein Gesicht lag im Schatten, aber sie brauchte kein Licht, um es vor sich zu sehen. Bis an ihr Lebensende würde sie sich an seine energischen Gesichtszüge erinnern. Alles an ihm hatte sich in ihr Bewusstsein eingebrannt, in ihre Sinne und ihre Haut, und so würde es bleiben bis zu dem Tag, an dem sie starb.
An diesem Tag verließ sie zum ersten Mal seit dem Überfall die Wohnung. Nicholas hatte darauf bestanden, dass sie sich erst vollständig erholen musste, und er hatte recht behalten. Endlich war sie wieder ganz sie selbst.
In der ganzen Zeit war er nicht von ihrer Seite gewichen. Dreimal am Tag war ein großer, blonder Mann namens Kevin vorbeigekommen und hatte Kartons abgeliefert, aus denen Nicholas wundersame Dinge zutage gefördert hatte: Bücher, Zeitschriften, DVD s, hervorragendes Essen und eine Auswahl erstklassiger Weine. Nicholas hatte darauf bestanden, ihr Essen eigenhändig zuzubereiten. Sie hatte fast vergessen, wie es war, selbst zu kochen, sich selbst ein Bad einzulassen oder sich allein anzuziehen. Zum ersten Mal in ihrem Leben war jemand da, der sich um sie kümmerte.
In den letzten zwei Tagen hatte er sie verhätschelt wie ein kleines Kind und ihr immer wieder gezeigt, dass er alles an ihr liebte. Er hatte dabei ausschließlich seine Hände und seinen Mund benutzt, hatte ihr währenddessen aber in allen Einzelheiten beschrieben, wie er endlich mit ihr Sex haben würde, wenn sie erst einmal in seinem Haus waren. Allein die Erinnerung ließ sie vor Lust erbeben.
Er musterte sie fragend mit seinen dunklen, unergründlichen Augen. »Ist dir kalt, Süße?«, fragte er mit seiner volltönenden, tiefen Stimme. »Vielleicht kann ich daran etwas ändern.« Er griff nach einem der magischen Kartons, die Kevin abgeliefert hatte, und entfernte das Klebeband. Dann öffnete er ihn und zog etwas Weiches, Blaues heraus. Er machte eine schnelle Handbewegung, und der Stoff entfaltete sich – ein teurer, silberblauer Kaschmirmantel von Valentino. Er hielt in ihr hin. »Hier, willst du ihn nicht anprobieren?«
Verblüfft schlüpfte Isabelle in den Mantel, wobei sie mit den Fingerspitzen das flauschige, weiche Material liebkoste. Der Mantel reichte ihr bis zu den Waden und schmiegte sich in warmen, weichen Falten an ihren Körper.
»Nicholas«, flüsterte sie. Behutsam strich sie mit der Hand über den weichen Stoff des Ärmels. Noch nie hatte sie ein so kostbares Kleidungsstück besessen. »Oh, aber das kann ich nicht …«
»Komm schon, Süße.« Nicholas fing an, den Mantel zuzuknöpfen. »Ich hoffe, du erzählst mir jetzt nicht, dass du ihn nicht annehmen kannst. Immerhin hat der arme Kevin in meinem Auftrag den gesamten gestrigen Tag damit verbracht, nach dem richtigen Mantel für dich zu suchen. Und danach musste ich mir sein Gejammer darüber anhören, dass ›Frauenklamotten einkaufen‹ nicht in der Stellenbeschreibung gestanden hätte. Er hat mir ganz klar gesagt, dass ich ihm etwas schuldig bin, eine Menge sogar. Nach alldem musst du den Mantel einfach annehmen, findest du nicht auch?«
Isabelle lächelte ihn an und seufzte. Sie zog den Mantelkragen enger um ihren Hals, und ihre Finger streichelten erneut genießerisch über das weiche Material. »Ja, das muss ich wohl. Aber das ist ein sehr … extravagantes Geschenk. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Wie wär’s mit ›Danke schön‹?«, schlug er vor und nahm ihre Hände.
»Danke schön.«
»Gern
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