In tiefer Sehnsucht
weggeschossen.
Hastig nahm Nicholas ein Gemälde von der Wand und schlug mit der Hand gegen die Täfelung. Ein grüner Lichtblitz erhellte das Zimmer, und im nächsten Moment zog er Pistolen aus einem Wandsafe. Alles ging so schnell, dass Isabelle nicht sah, wie viele Waffen er aus dem Safe nahm, bevor der Raum mit einem weiteren Schlag gegen die Täfelung wieder in Dunkelheit getaucht wurde.
Eine Hand packte sie am Arm, dann rannten sie auch schon los. Obwohl es im Zimmer dunkel war, schien Nicholas zu wissen, wohin er wollte, und zog sie hinter sich her. Sie kam nicht einmal dazu, Widerstand zu leisten. Pistolenschüsse hallten durch die riesige Halle, während helle Lichtblitze die Dunkelheit zerrissen.
Auf sie wurde geschossen.
Nicholas ließ sich zu Boden fallen, rollte sich mit ihr im Arm herum, sodass sie gegen die Wand gedrückt dalagen, wobei er sie mit seinem Körper schützte. An der Stelle, wo sie Sekunden zuvor noch gestanden hatten, schlugen Kugeln über ihnen in die Wand ein. Als Putz auf sie herunterrieselte, schloss sie die Augen.
»Deine Leute sind tot, Lee«, rief eine harte Stimme mit einem schwachen spanischen Akzent. »Alle deine Angestellten sind tot, und du und deine kleine Freundin werdet es auch bald sein.«
Bei dem Klang der Stimme schloss sich Nicholas’ Hand fester um ihren Arm.
Sein ganzer Körper war zum Zerreißen gespannt.
»Wenn ich anfange zu schießen, rennen wir zum Wohnzimmer. Die Tür ist rechts, nur anderthalb Meter entfernt«, flüsterte Nicholas ihr ins Ohr, so leise, dass niemand sie hören konnte. Sie legte ihre Wange gegen die seine und nickte. Sein Mund berührte ihr Ohr.
»Ich zähle bis drei.«
Er klopfte ihr leicht auf den Arm. Sie atmete so geräuschlos ein, wie sie konnte. Er tippte ihr noch einmal auf den Arm, und sie richtete sich ein wenig auf.
Drei.
Sie stießen sich von der Wand ab und rannten los, wobei sie Nicholas’ beruhigende Präsenz in ihrem Rücken spürte. Er riss die Tür auf, schubste sie ins Wohnzimmer und drehte sich mit gezogener Pistole um, wobei er unablässig Schüsse abgab. Dann hörte sie, wie Nicholas einen Schmerzenslaut ausstieß, dicht gefolgt von einem Aufschrei, als er einen der Männer in der Eingangshalle traf.
Nicholas zog die Tür hinter ihnen zu und drehte den Türknauf so lange herum, bis das Schloss mit einem dumpfen Klicken einrastete. Mehrere Kugeln prallten gegen die Stahltür, ohne ihr etwas anhaben zu können, und Isabelle dankte dem Himmel dafür, dass Nicholas so viel Wert auf Sicherheit legte. Fürs Erste waren sie sicher.
Nicholas zog etwas aus seiner Jackentasche und rammte mit einer geübten Bewegung ein neues Magazin in das Griffstück seiner Pistole. Mit einem sanften Klicken rastete es ein.
»Lee!« Die tiefe Stimme, die von draußen zu ihnen hereindrang, klang aufgebracht. »Du bist so gut wie tot. Du und deine Freundin, ihr habt keine Chance. Ich habe Plastiksprengstoff dabei und werde die Tür in die Luft jagen. Ich krieg dich, du Bastard. Und dann übernehme ich deine Geschäfte – ich, Luis Mendoza.« Nicholas packte sie am Arm und zog sie zum Kamin.
Auf der anderen Seite der Tür waren Geräusche zu hören, und Isabelle schnappte erschrocken Luft, während sie sich eine Sekunde lang mit den Händen an der Wand abstützte. Sie musste unter Schock stehen, denn vor ihren Augen verfärbte sich alles rot.
Nein, ihre Hände waren wirklich rot. Sie musterte sie stirnrunzelnd.
Was …
Nicholas stolperte plötzlich, und sie wäre beinah ausgerutscht, als sie eine Sekunde lang sein volles Körpergewicht halten musste. Und dann sah sie, dass seine Kleider voller Blut waren.
»Oh mein Gott«, flüsterte sie, »du bist getroffen.«
Ihre Hände und ihre rechte Seite waren blutüberströmt. Hektisch beugte sie sich vor und riss einen langen Stoffstreifen aus ihrem Rock. Sie presste den Stoff gegen seine verletzte Seite, um dem Blutfluss zu stoppen, wobei sie gleichzeitig ihre Angst verfluchte, weil sie sie ungeschickt werden ließ. Sie riss einen weiteren Stoffstreifen aus ihrem Rock und versuchte, ihn um seine Taille zu wickeln.
Nicholas schob ihre Hände weg. Benommen sah sie auf und bemerkte entsetzt, dass er unter seiner dunklen Haut leichenblass geworden war.
»Hör auf, Süße«, sagte er leise. »Das ist nicht nötig.«
»Was soll das heißen?« Er musste mehr Blut verloren haben, als sie geglaubt hatte. »Wir müssen deine Wunde verbinden.«
»Isabelle …« Plötzlich gaben Nicholas’
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