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In tiefer Sehnsucht

In tiefer Sehnsucht

Titel: In tiefer Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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einer Zinnschale, die über den Marmorboden davonrollte, wahr. Sie knüllte die Tischdecke zusammen und drückte sie gegen Nicholas’ Seite, nachdem sie die blutige Bandage entfernt hatte. Dann nahm sie die Stoffbahn und wrang das Blut aus, während sie zum Fenster ging, sodass sie eine Blutspur hinterließ, die selbst ein Blinder nicht übersehen konnte.
    Sie erinnerte sich daran, gelesen zu haben, dass es so etwas wie kugelsicheres Glas streng genommen nicht gab. Höchstens Glas, das Kugeln eine Zeit lang standhielt.
    Mal sehen, was du
dazu
sagst, dachte sie, bevor sie die Mündung der Pistole gegen die Scheibe hielt und den Abzug drückte. Die schwere Waffe zuckte in ihrer Hand, aber sie drückte die Mündung weiter unbeirrt gegen die Scheibe, wobei sie versuchte, damit einen möglichst großen Kreis zu beschreiben. Die Schüsse klingelten in ihren Ohren und ihre Hände wurden taub, während sie unablässig feuerte.
    Schließlich ging ihr die Munition aus. Ein Kreis aus Einschusslöchern zierte die dunkle Scheibe. Sie hatte keine Ahnung, ob ihr Plan funktionieren würde, aber sie war bereit, notfalls bei dem Versuch zu sterben. Verzweifelt sah sie sich im Zimmer nach einem soliden, schweren Gegenstand um. Neben der Tür stand eine schmiedeeiserne Stehlampe. Sie zog den Stecker raus und schleifte die schwere Lampe zum Fenster.
    Auf der anderen Seite der Tür herrschte plötzlich Stille. Das konnte nur eins bedeuten. Sie hatten den Sprengstoff angebracht, und Mendoza und seine Männer hatten sich zurückgezogen, um sich vor der Explosion in Sicherheit zu bringen.
    Sie hatte nur noch wenige Sekunden.
    Indem sie die Lampe wie einen Rammbock vor sich hielt, schlug Isabelle damit auf das Fenster ein, immer auf die Mitte des Kreises zielend.
    Die einzelnen Löcher vergrößerten sich, aber die Scheibe hielt stand. Keuchend machte sie ein paar Schritte nach hinten und rammte die Lampe erneut gegen das Glas. Schräge Risse waren jetzt in der Scheibe zu sehen. Sie holte noch einmal aus und …
ja
! Das Glas splitterte. Sie hielt die Lampe wie einen Baseballschläger in der Hand und schlug immer wieder zu, bis sich eine Öffnung gebildet hatte, die etwa einen Meter im Durchmesser war.
    Sie hörte, wie auf der anderen Seite der Tür eine männliche Stimme etwas rief. »Zwanzig.« Sie hatte noch zwanzig Sekunden.
    Sie rannte zu Nicholas und kauerte sich neben ihn, um ihm in die Augen zu sehen. Obwohl sein Gesicht schmerzverzerrt und bleich war, war sein Blick aufmerksam und konzentriert.
    Er streckte seine große Hand nach ihr aus und streichelte ihr über das Gesicht, auf dem er eine Blutspur hinterließ. »Ich liebe dich so sehr.«
    »Ich weiß, Liebling«, brachte Isabelle heraus, obwohl ihre Kehle wie zugeschnürt war.
    »Geh jetzt, Isabelle.« Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
    »Nicholas«, sagte sie. »Du wirst sterben.« Er nickte und schloss die Augen.
    »Und ich werde mit dir zusammen sterben.«
    Er riss die Augen wieder auf. »Nein!«, krächzte er. »Du musst hier raus!«
    »Zehn!«, rief ein Mann hinter der Tür.
    »Wir werden beide sterben und zusammen woanders neu anfangen. Wir beginnen ein neues Leben, weit von hier entfernt, an einem Ort, wo uns niemand kennt. Die Vergangenheit lassen wir hinter uns. Aber dafür ist es notwendig, dass du jetzt aufstehst, Nicholas.« Isabelle beugte sich vor und versuchte ihn hochzuziehen, wobei sie vor Anstrengung ächzte. »Hilf mir.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nicholas«, flüsterte sie. »
Bitte.
Ich werde nicht allein gehen.«
    Er musterte sie durchdringend, und sie wusste, dass er sah, dass sie es ernst meinte. Ohne ihn würde sie nicht gehen. Entweder lebten sie zusammen oder sie starben zusammen.
    Er biss die Zähne aufeinander, und Isabelle schickte ein stilles Dankgebet zum Himmel, als er die Knie durchdrückte und aufstand. Er zitterte, schaffte es aber, sich auf den Beinen zu halten. Sie führte ihn zu der Stelle neben dem Kamin.
    »Fünf!«
    Nicholas’ Arm über ihrer Schulter, streckte sie die Hand aus und berührte das dritte Paneel in der Vertäfelung. Nichts.
    »Vier!«
    Die Panik drohte sie zu überwältigen, als die Tür endlich zur Seite glitt. Sie starrte in den dunklen Tunnel.
    »Drei!«
    Nicholas schwankte leicht, und Isabelle musste sich an der Wand abstützen.
    »Nicholas,
bitte
…«, flüsterte sie. »Ich gehe nicht ohne dich.«
    »Zwei!«
    »Wenn du mich liebst, Nicholas …
dann
lauf!
«
    »Eins!«
    Nicholas machte eine Bewegung nach

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