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In tiefer Sehnsucht

In tiefer Sehnsucht

Titel: In tiefer Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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vorn, und Isabelle beförderte ihn durch die Tür, ihn halb tragend, halb hinter sich herzerrend. Die Tür schloss sich mit einem leisen Geräusch, während gleichzeitig eine gedämpfte Explosion das Wohnzimmer erschütterte.
    Isabelle ging so schnell sie konnte. Nicholas’ Arm lastete schwer auf ihren Schultern, sie trug den Großteil seines Gewichts.
    Sie wusste nicht, wie lange sie das durchhalten würde, aber sie war fest entschlossen, ihn entweder fortzuschaffen oder zusammen mit ihm in diesem Tunnel zu sterben.
    »Sie werden glauben, dass wir durch das Fenster geflohen sind. Die Felswand darunter fällt steil ab, aber es ist dunkel, und sie können nicht wissen, wie wir ausgerüstet sind. Weitergehen, Nicholas, erst den linken, dann den rechten Fuß. So ist es gut, du schaffst das, Liebling. Du bist der stärkste Mann, den ich je getroffen habe. Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?« Sie warf ihm einen kurzen Blick zu und sah, dass sich seine Lippen zu einem schwachen Lächeln verzogen. Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich glaube nicht. Das wäre auch sinnlos gewesen, nicht wahr? Wir glaubten, uns für immer trennen zu müssen, warum also hätte ich dir sagen sollen, dass es mir das Herz bricht, dich zu verlassen? Weiter, Nicholas, du schaffst das.«
    In der Hoffnung, ihn mit ihrem Geplapper abzulenken, redete sie immer weiter. Wie ein alter Mann trottete er den Gang hinunter, hob die Füße kaum vom Boden. Der Tunnel stieg steil an und wurde nur schwach von ein paar Neonlampen erleuchtet. Sie hatte keine Ahnung, wie lang er war. Aber wie lang er auch war, sie würden es schaffen.
    »Meine beste Freundin im College hat einen Abschluss in Medizin gemacht, hast du das gewusst? Sie lebt etwa dreißig Kilometer entfernt.« Seine Augen waren geschlossen. »Mach die Augen auf, Nicholas, und hör mir zu.« Mit glasigem Blick sah auf sie hinunter. Als sie ihn schüttelte, schwankte er leicht. Es war erschreckend, dass ein so kräftiger und gesunder Mann wie Nicholas so schwach aussehen konnte. »Hör mir zu, verdammt noch mal. Wir werden das hier überstehen. Wir fahren zu meiner Freundin, damit sie die Schussverletzung versorgt, und ich kümmere mich um dich, bis du dich erholt hast. Dann besorgen wir uns falsche Pässe und verlassen das Land. Aber jetzt, mein Liebling, musst du weitergehen. Für mich. Du musst mir helfen. Schaffst du das? Ich liebe dich so sehr, und wenn du stirbst, möchte ich auch nicht mehr leben. Du musst mir jetzt helfen. Tust du das für mich?«
    »Ja.«
    Erleichtert schloss Isabelle die Augen. Seine Stimme war zwar sehr schwach, kaum mehr als ein Krächzen, dennoch hörte sie seine Entschlossenheit. Sie hatte keine Ahnung, woher er die Energie nahm, welche Ressourcen er anzapfte, aber wie durch ein Wunder schaffte er es, sich aufzurichten.
    Als der Druck auf ihren Schultern nachließ, hätte sie vor Erleichterung fast laut aufgeschluchzt. Sie zog ihn so schnell hinter sich her, wie sie es wagte. Nicholas schwankte zwar, schaffte es aber, sich auf den Beinen zu halten.
    Ihre albtraumhafte Reise durch den rasch ansteigenden Tunnel schien Stunden zu dauern.
    Nicholas lief der Schweiß herunter und er taumelte, als endlich die Stahltür am Ende des Gangs in Sicht kam.
    Keuchend lehnte sich Isabelle gegen die Wand und erlaubte ihren erschöpften Muskeln einen Moment lang Ruhe, dann richtete sie sich wieder auf.
    Weit entfernt im Tunnel hinter ihnen war ein dumpfes Geräusch zu hören, und Isabelles Herz zog sich vor Angst zusammen. Ihr Ablenkungsmanöver hatte Mendoza und seine Männer nicht lange davon abgehalten, ihnen zu folgen. Mendoza hatte den Geheimgang gefunden, und in wenigen Sekunden würden er und seine Leute bei ihnen sein. Kräftige, unverletzte Männer. Sie hatte keine Ahnung, wie lang der Tunnel war, aber wenn ihre Verfolger rannten, würden sie nicht lange brauchen, um zu ihnen aufzuschließen.
    »Nicholas.« Sie warf ihm einen Blick zu. Er war an der Tür zusammengesackt, sein Atem ging schnell. »Liebling, hast du die Autoschlüssel dabei?«
    Er öffnete die Augen und starrte sie verständnislos an. Sie bezweifelte, dass er begriffen hatte, was sie von ihm wollte. Mit zitternden Händen griff Isabelle in seine Hosentasche und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, als sie den Schlüsselanhänger in der Hand spürte und daneben die Fernbedienung für das Tor.
    Hinter ihnen gab es eine laute Explosion. Isabelle konnte die Hitze spüren und den plötzlichen Luftzug. Sie

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