In tiefer Sehnsucht
Beine unter ihm nach. Direkt neben dem Kamin sackte er zu Boden, den Rücken gegen die Wand gepresst und eine Blutspur hinterlassend, und Isabelle kniete sich neben ihn. Auf der anderen Seite der Tür waren laute Kratzgeräusche zu hören, und Isabelle konnte die Stimmen von wenigstens drei Männern unterscheiden, vielleicht mehr. Dann erklang das Heulen eines Bohrers.
»Sie bringen den Sprengstoff an«, sagte Nicholas. Er lehnte den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. Isabelle griff um ihn herum, um die Bandage festzuziehen. Es war bereits Blut hindurchgesickert. Fieberhaft machte sie sich an dem Verband zu schaffen, in der Hoffnung, dass die Kugel keine Arterie und kein lebenswichtiges Organ verletzt hatte.
»Du musst gehen«, sagte Nicholas. Seine Stimme klang schwach, und er atmete schnell und stockend. Als sie die Bandage fester auf die Verletzung drückte, um die Blutung zu stoppen, stöhnte er vor Schmerz auf. Schweißperlen erschienen auf seinem Gesicht.
»Bist du verrückt?« Sie nahm seine Hände, und ihr Herz machte einen kleinen Sprung.
Seine Hände waren eiskalt. Normalerweise hatte sein Körper die Temperatur eines Schmelzofens. »Komm schon, steh auf«, sagte sie. »Du schaffst das.« Sie zog seinen Arm über ihre Schulter. Tränen rannen ihr über das Gesicht, und sie wischte sie mit dem Ärmel weg. »Komm schon, Liebling. Steh auf.«
Nicholas rührte sich keinen Millimeter. Mit einer langsamen Bewegung griff er in seine Hosentasche, wobei er das Gesicht vor Schmerz zu einer Grimasse verzog. Er zog eine Pistole heraus und drückte sie ihr in die Hand.
Sie war klein, grau und leicht. Er legte ihre Hand um den Griff.
»Das ist ein Colt 22, Isabelle. Er ist halbautomatisch, du musst nur zielen und den Abzug durchgedrückt halten. Leg dann deinen Daumen hierhin …« Er zeigte ihr, wie sie die Pistole in die Hand nehmen musste, und sie hörte ein seltsames leises Geräusch. »Die Waffe ist jetzt entsichert. Sie ist schussbereit.«
Isabelle wollte etwas sagen, aber er legte ihr einen Finger auf die Lippen, wobei er Blutflecken auf ihrer Haut hinterließ. Er sah sie durchdringend an, damit sie ihm genau zuhörte.
»Mendoza wird nicht aufgeben, bis ich tot bin, und er wird versuchen, dich ebenfalls zu töten. Ich werde das nicht …« Nicholas’ Stimme brach und seine Kiefermuskeln zuckten, als er gegen den Schmerz ankämpfte. »Ich werde das nicht zulassen, Isabelle«, sagte er drängend, die Stimme kaum mehr als ein heiseres Flüstern. »Neben dem Kamin ist ein Geheimgang, der nach draußen führt. Drücke auf das dritte Paneel in der Holzvertäfelung neben dem Kamin, und die Tür öffnet sich. Am Ende des Tunnels ist eine kleine Tastatur. Der Code lautet 7928. Gib ihn ein und dann lauf, so schnell du kannst. Vier Minuten später fliegt das Haus in die Luft. Du musst schnell machen, bevor Mendoza hier drin ist. Mendoza muss sterben, sonst wirst du niemals frei sein.« Voller Entsetzten starrte Isabelle ihn an. Er verlangte von ihr, dass sie … »Nein!«, schrie sie. »Du würdest mit ihm sterben. Das kann ich nicht tun, Nicholas. Bitte mich nicht darum.«
»Ich bin so gut wie tot.« Er packte ihren Arm, seine Finger bohrten sich in ihr Fleisch. »Tu, was ich dir gesagt habe, Isabelle«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich kann nicht riskieren, dass Mendoza mit dem Leben davonkommt. Er wird dich nie in Ruhe lassen. Er wird niemals …«, er keuchte und knirschte mit den Zähnen.
»Tu, was ich dir gesagt habe, verdammt noch mal!«
Er schwitzte nun sehr stark und sein Gesicht war vor Schmerz zu einer Grimasse verzogen. Isabelle studierte sein Gesicht, das Gesicht des Mannes, den sie liebte. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie jemals so für einen Menschen empfinden würde – aber nun hatte sie die Liebe gefunden. Nicholas war das größte Wunder in ihrem Leben. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass sie ihn verlor. Aber sie musste sich beeilen.
Die Bohrgeräusche waren verstummt. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie lange es dauerte, eine Sprengladung anzubringen, aber sie vermutete, dass es schnell ging. In wenigen Sekunden würden Mendoza und seine Männer durch die Tür stürmen.
Sie beugte sich vor und hob die Pistole auf, mit der Nicholas geschossen hatte. Sie war riesig, schwer und sah tödlich aus. Sie wusste, dass das Magazin voll war.
Als sie die Tischdecke vom Tisch riss, nahm sie kaum die Geräusche von zerbrechendem Geschirr und das Klirren
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