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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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mich fragen.«
     
    DREIUNDDREISSIG

    Ich zerbrach mir den Kopf, als ich wieder im Wagen saß. Fest stand, dass Randall Tripe etwas mit Syds Verschwinden zu tun hatte. Blutspuren von ihm waren an ihrem Wagen entdeckt worden. Es gab definitiv eine Verbindung.
    War Syd in die Fänge einer Menschenhandel-Organisation geraten? Und wenn ja, wie? Mit was für Leuten hatte sie verkehrt, um in den Dunstkreis eines Drecksacks wie Tripe zu geraten?
    War es gar möglich, dass er versucht hatte, Syd zu einer seiner Sklavinnen zu machen? Ich erinnerte mich an einen Fernsehbericht, dem zufolge nicht nur illegale Einwanderer zu Opfern von Menschenhändlern wurden, sondern auch junge Menschen, die in den Vereinigten Staaten geboren waren. Solange die Dreckskerle Mittel und Wege fanden, jemanden gefügig zu machen, war es ihnen egal, woher derjenige stammte.
    Ich wusste nicht genau, was ich mit den Informationen anfangen sollte, die ich von Roy Chilton erhalten hatte. Kurz überlegte ich, ob ich Kip Jennings benachrichtigen sollte, doch ich hatte das Vertrauen in sie verloren.
    Und so beschloss ich, erst einmal wie geplant ins Just Inn Time zu fahren. Ich parkte vor dem Eingang des Hotels und betrat die Lobby.
    Veronica Harp und Owen befanden sich hinter der Rezeption. Bei meinem Anblick lächelte Veronica, wenn auch ein wenig reserviert. Die Erinnerung an unser letztes Zusammentreffen, bei dem sie mir mehr oder weniger unverblümt angeboten hatte, mich mit einer kleinen Nummer zumindest vorübergehend über meinen Kummer hinwegzutrösten, machte uns beide ein wenig verlegen.
    »Mr Blake«, sagte sie, ganz professionelle Freundlichkeit, während Owen ein paar Schritte entfernt damit beschäftigt war, ein Fax abzuschicken. »Was kann ich heute für Sie tun?«
    Ich erklärte ihr die Sache mit Syds Kuscheltier, Milt dem Elch, den ich offenbar nach meiner Übernachtung hier im Hotel in meinem Zimmer vergessen hatte.
    »Es ist Syds liebstes Stofftier«, sagte ich. »Ich hoffe bloß, er ist nicht verloren gegangen.«
    Veronica nickte verständnisvoll. »Ich sehe mal bei unseren Fundsachen nach«, sagte sie und verschwand hinter der angrenzenden Tür.
    Nervös tigerte ich vor der Rezeption auf und ab, bis Veronica mit leeren Händen zurückkehrte.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Ist das Zimmer belegt? Könnte ich vielleicht kurz hinaufgehen und nachschauen?«
    Veronica ging an den Computer. »Einen Moment, Mr Blake … Nein, das Zimmer ist frei, aber unser verdammtes Zimmerschlüsselsystem ist zusammengebrochen. Ich komme mit Ihnen und lasse Sie mit meiner Generalschlüsselkarte herein.«
    »Danke«, sagte ich. »Sehr nett von Ihnen.«
    Als sie um den Empfang herumkam, hielt sie ihr Handy in der Hand, als würde sie einen Anruf erwarten.
    »Möglich, dass eins der Zimmermädchen Ihr Stofftier gefunden, aber nicht abgeliefert hat«, sagte sie auf dem Weg zum Lift und lächelte bedauernd. »So was kommt leider schon mal vor.«
    Die Fahrstuhltüren öffneten sich. Wir wollten gerade einsteigen, als Veronicas Handy klingelte. Sie warf einen Blick aufs Display und ging dran. »Einen Moment bitte«, sagte sie und reichte mir die Schlüsselkarte. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, selbst nachzusehen?«
    »Kein Problem«, sagte ich. Ich fuhr nach oben, marschierte den Korridor entlang zu dem Zimmer, in dem ich unlängst die Nacht verbracht hatte, zog die Karte durch den Schlitz und wartete kurz, bis das grüne Licht aufblinkte.
    Das Zimmer war für den nächsten Gast vorbereitet. Ich ließ den Blick durchs Zimmer schweifen, konnte Milt aber nirgends entdecken. Ja, natürlich war es möglich, dass irgendein Zimmermädchen den Elch mit nach Hause genommen hatte. So abgegriffen Milt auch sein mochte, die Hilfskräfte hier verdienten bestimmt kein Vermögen, und ein Stofftier für die zu Hause wartende Tochter war immer noch besser, als mit leeren Händen heimzukehren.
    Ich sah unter die beiden Stühle, in den Schrank – vergebens.
    Dann begab ich mich auf alle viere und spähte unters Bett. Wobei sich herausstellte, dass die Hotelleitung offenbar nicht auf der täglichen Reinigung mit dem Staubsauger bestand. Unter dem Bett lagen Wollmäuse in der Größe von Golfbällen.
    Außerdem fand ich ein Pornoheft, ein Päckchen Zigarettenpapier und ein Taschenbuch von John Grisham. An der Wand befand sich ein dunkler Schatten. Ich streckte den Arm aus und griff danach.
    Es war tatsächlich Milt. Ich befreite ihn vom Staub, so gut es ging.
    »Na endlich«,

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