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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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ich in meine Einfahrt einbog, sah ich, dass Kate nicht im Wagen saß. Merkwürdig, da ich ihr nie einen Haustürschlüssel gegeben hatte. Vielleicht saß sie hinten auf der Veranda und wartete auf mich.
    Ich ging ums Haus herum, um zu sehen, ob sie es sich auf einem der Gartenstühle bequem gemacht hatte.
    Zuallererst fiel mir eine braune Tüte vom China-Restaurant ins Auge, die im Gras lag. Sie war halb aufgerissen, als hätte sich jemand ein paar Bissen herausgefischt und sie dann achtlos weggeworfen.
    Die Schiebeglastür, die von meinem Wohnzimmer auf die Veranda führt, war eingeschlagen worden. Der Wohnzimmerteppich war von Glasscherben übersät. Jemand hatte die Scheibe zertrümmert, um die Tür von innen öffnen zu können.
    Ich trat über die Schwelle.
    »Kate?«, rief ich. »Kate?«
    Keine Antwort.
    Scherben knirschten unter meinen Sohlen. Ich durchquerte das Wohnzimmer und betrat die Küche.
    Und dann sah ich sie. Sie lag auf dem Rücken, die Hände über dem Kopf ausgestreckt, die Beine merkwürdig abgewinkelt. Ihr Kopf lag in einer Blutlache.
    Sie war mitten in die Stirn geschossen worden.
     
    FÜNFUNDDREISSIG

    Von Panik überwältigt, stürmte ich auf die Veranda. Mit ausgestreckten Händen stützte ich mich an die Wand und übergab mich. In mir drehte sich alles, während sich mein Magen krampfhaft zusammenzog. Als ich das Gefühl hatte, mich halbwegs erholt zu haben, richtete ich mich auf, doch im selben Augenblick wurde mir so schwindelig, dass ich mich auf meine Knie stützen musste. In dieser Stellung verharrte ich mehr als eine halbe Minute, ehe ich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Das war alles nur ein böser Traum.
    Von wegen. In meiner Küche lag eine tote Frau – obendrein eine, die einmal Teil meines Lebens gewesen war.
    Und nun hatte ihr jemand eine Kugel in den Kopf gejagt.
    Ich war vor Schreck wie versteinert. Ich fror am ganzen Körper, und meine Hände zitterten. Ich war so durcheinander, dass ich ein paar Sekunden brauchte, um zu begreifen, was überhaupt passiert war. Obwohl man dazu wahrlich kein Genie sein musste. Der Mann, der sich sowohl »Eric« als auch »Gary« nannte, hatte auf mich gewartet – und stattdessen war Kate aufgetaucht.
    Vielleicht hatte er befürchtet, dass einer der Nachbarn den Schuss gehört und die Polizei gerufen hatte – und beschlossen, sich meiner irgendwann später anzunehmen.
    Ich stand auf der Veranda und fragte mich, was ich unternehmen sollte. Ins Haus gehen würde ich jedenfalls nicht noch einmal. Aus purer Angst, ganz abgesehen davon, dass ich es nicht ertragen hätte, noch einmal in Kates lebloses Gesicht zu blicken.
    Und als plötzlich mein Handy klingelte, hätte ich mir um ein Haar in die Hose gemacht.
    Ich griff in die Jackentasche, aber meine Hand zitterte so sehr, dass das Handy im Gras landete. Ich bückte mich, hob es auf und legte es ans Ohr, ohne nachzusehen, wer dran war.
    »Hallo?« Meine Stimme war so leise, dass ich sie selbst kaum hören konnte.
    »Mr Blake?«
    Kip Jennings.
    »Ja, ich bin’s«, sagte ich.
    »Sie hatten mich um Rückruf gebeten«, sagte sie. »Sie haben neue Informationen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Worum geht es denn, Mr Blake?«
    Vor Sekunden noch hatte ich unter Schock gestanden, doch mit einem Mal war ich so konzentriert wie selten. Denk scharf nach, was du jetzt sagst.
    In den letzten paar Stunden war Folgendes geschehen:
    Ich hatte herausbekommen, dass Syd im Just Inn Time gewesen war. Es sah ganz danach aus, als wäre ich von sämtlichen Angestellten des Hotels nach Strich und Faden belogen worden.
    Ich wusste, dass Randall Tripe in übelste Geschäfte mit illegalen Einwanderern verwickelt gewesen war – und Fakt war ebenso, dass Blutspuren von ihm in Syds Auto gefunden worden waren.
    Andy Hertz wollte sich nach dem Dreckskerl namens Gary umhören, der nicht nur versucht hatte, mich zu töten, sondern Syd möglicherweise auch ihren Hoteljob verschafft hatte.
    Bis zu dem Augenblick, an dem ich Kate tot aufgefunden hatte, war ich davon überzeugt gewesen, allmählich Licht ins Dunkel bringen zu können. Deshalb hatte ich auch vorgehabt, so schnell wie möglich mit Pattys Mutter zu sprechen. Vielleicht wusste Carol Swain ja etwas über ihre Tochter, was mir weiteren Aufschluss geben würde.
    Jedenfalls konnte ich es mir definitiv nicht leisten, Zeit zu verlieren. Indem ich der Polizei lang und breit zu erklären versuchte, warum Kate Wood tot in meiner Küche lag.
    »Mr Blake?«, sagte Detective

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