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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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rechten Fleck.«
    »Sie kennen sie doch überhaupt nicht«, erwiderte Carol Swain. »Was ich an Zeit und Mühe in dieses Kind investiert habe, geht auf keine Kuhhaut – und nichts als Kummer hat sie mir bereitet!« Sie seufzte. »Heute war eine Frau von der Polizei bei mir, ich glaube, sie hieß Jennings. Sie meinte, Sie wären der Letzte gewesen, der Patty gesehen hat.«
    »Ja, sieht ganz so aus«, sagte ich.
    Sie trank einen Schluck Bier. »Hat sie irgendwas gesagt? Von wegen, was sie vorhatte?« »Nein. Wenn ich das wüsste, hätte ich die Polizei darüber informiert. Und Sie selbstverständlich auch.«
    »Na ja, Patty ist schon öfter nicht nach Hause gekommen, ohne mir Bescheid zu sagen. Mich wundert bloß, dass sie nicht bei der Arbeit aufgetaucht ist. Zur Arbeit ist sie nämlich immer gegangen, selbst wenn sie bis frühmorgens gefeiert hatte. Muss sie von mir haben. In meiner Firma fliegt man nämlich sofort raus, wenn man sich nicht blicken lässt – es sei denn, man kann ein Attest vom Arzt vorlegen.«
    »Patty hat sich also nicht bei Ihnen gemeldet.«
    »Nein.«
    »Machen Sie sich Sorgen wegen ihr?«
    »Wieso fragen Sie? Machen Sie sich keine wegen Ihrer Tochter?«
    »Doch. Große Sorgen sogar.«
    »Na, also.« Sie nahm noch einen Schluck. »Tja, auf den ersten Blick sieht es so aus, als hätten wir nicht viel gemein, aber vielleicht verbindet uns doch mehr, als Sie glauben.«
    »Möglich«, sagte ich, ohne weiter darüber nachzudenken. »Jedenfalls dachte ich, Sie hätten vielleicht eine Idee, was mit Patty passiert ist.«
    »Keine Ahnung«, sagte Carol und setzte sich aufs Sofa. »Aber bestimmt nichts Gutes, wenn Sie mich fragen.«
    Ich nahm ein paar alte Zeitungen von einem Stuhl und setzte mich ihr gegenüber. »Was meinen Sie damit?«
    »Na ja, meine Kleine ist leider nicht sehr vernünftig.« Sie sah mich an. »Alles musste sie ein Jahr früher ausprobieren als die anderen Kids. Dabei wollte ich immer nur das Beste für sie. Sie war mein Gottesgeschenk, wissen Sie. Ich hatte mir nichts mehr gewünscht als ein Baby, und als meine Gebete schließlich erhört wurden, habe ich alles komplett versaut.«
    »Inwiefern?«
    »Tja, vielleicht wäre alles ganz anders gelaufen, wenn Ronald nicht abgehauen wäre.«
    »Ronald?«
    »Mein Exmann«, erklärte sie. »Es ist eben nicht gut, wenn ein Kind ohne Vater aufwächst. Haben Sie eine Ahnung, was es bedeutet, ein Kind allein aufzuziehen?«
    In den vergangenen fünf Jahren hatten Susanne und ich uns zwar unabhängig voneinander um Syd gekümmert, aber stets gemeinsam Entscheidungen getroffen, wenn es ein Problem gab.
    »Das kann ich mir gut vorstellen«, sagte ich.
    »Schließlich muss ich auch Geld verdienen und mich um den Haushalt kümmern.« Mit der Rechten beschrieb sie einen großen Bogen, als würde sie das Hilton betreiben. Sie stellte ihre Bierflasche auf dem Tisch ab, aber so nahe an der Kante, dass sie auf den Boden fiel. Blitzschnell griff sie nach der Flasche, ehe allzu viel auslaufen konnte.
    »Scheiße!«, entfuhr es ihr.
    Ich erwiderte nichts, sah sie nur an.
    Sie lehnte sich zurück, bemerkte, wie ich sie anstarrte, und missdeutete meinen Blick. »Ja, ich habe schon bessere Zeiten gesehen«, räumte sie ein. »Aber früher sind die Männer echt auf mich geflogen.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Mir ist bloß aufgefallen, wie ähnlich Sie Patty sehen.«
    »Stimmt«, sagte sie. »Aber sie hat auch etwas von ihrem Vater.«
    »Haben Sie irgendeine Idee, wo die Mädchen sein könnten?«
    Carol schüttelte den Kopf. »Das hat mich die Polizei auch schon gefragt. Und ich wünschte, ich wüsste etwas. Aber vielleicht hat sie sich ja bloß in irgendeinen Typ verknallt und kommt bald wieder. Wahrscheinlich schwanger, aber wenigstens ist sie dann wieder zu Hause.«
    »Glauben Sie das wirklich?«
    Sie stellte ihr Bier auf den Tisch und musterte mich eingehend. »Ich weiß nicht.« Sie hörte nicht auf, mich anzustarren.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Sie sind ein gut aussehender Mann«, sagte sie. »Selbst mit gebrochener Nase.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte.
    »Wie?«, sagte sie. »Sie könnten sich doch wenigstens bedanken.«
    »Hmm«, sagte ich. »Ich fand’s nur merkwürdig, dass Sie das sagen.«
    »Sie glauben bestimmt, ich will Sie anmachen, oder?«
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, erwiderte ich.
    Sie gab ein leises Schnauben von sich. »Es ist mir einfach aufgefallen, ob Sie’s nun glauben oder nicht. Es ist

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