In Todesangst
Formular, das Sie ausgefüllt haben«, sagte sie. »Bis auf Ihren Namen, natürlich. Aber so gut wie alles andere. Was wollen Sie über sich wissen?«
»Ich …«
»Ihr Vater starb mit siebenundsechzig Jahren an Lungenkrebs, aber da er starker Raucher war, konnte man davon ausgehen, dass keine genetische Disposition vorlag. Ihre Mutter war damals vierundsechzig und erfreute sich bester Gesundheit, auch wenn es eine erbliche Vorbelastung für Herzkrankheiten in ihrer Familie gab, die aber bei ihr nicht durchzuschlagen schien. Na, alles richtig so weit?«
»Absolut«, erwiderte ich tonlos.
»Sie waren neunzehn, als Ihr Vater starb, richtig?«
»Ja.«
»Sie hatten die üblichen Kinderkrankheiten gehabt, Masern und Windpocken, und mit sechs Jahren waren Ihnen die Mandeln entfernt worden. Heutzutage wird das ja nur noch höchst selten gemacht, stimmt’s?«
Ich nickte.
»Okay. Sie waren fast zwanzig und gingen aufs Bridgeport Business College. Natürlich stand das nicht in den Unterlagen, aber es war ziemlich leicht herauszubekommen, allein schon deshalb, weil das College in unmittelbarer Nähe der Klinik lag. Viele der Spender waren Studenten. Hmm, ein paarmal habe ich mich gefragt, ob sie die Klinik absichtlich dort eröffnet haben, wegen all der Jungs, die sich ein bisschen Geld dazuverdienen wollen. Aber wie auch immer, dort haben wir mit der Suche angefangen, und das hat sich ausgezahlt.«
Ich atmete ein gutes Dutzend Mal langsam ein und aus, bevor ich mich wieder setzte. Carol musterte mich stirnrunzelnd, als hätte sie Angst, ich könne jeden Augenblick umkippen.
»Tja, das ist alles ziemlich aufregend, was?« Sie lächelte, doch dann senkten sich ihre Mundwinkel wieder. »Wäre es unter anderen Umständen zumindest gewesen.« Sie beugte sich vor. »Wollen Sie nicht lieber doch einen Drink?«
»Nein, danke«, sagte ich. »Diese Informationen waren vertraulich.«
»Waren sie auch«, erwiderte sie. »Niemand in der Klinik hat preisgegeben, dass Sie der Samenspender waren. Aber als ich mich entscheiden musste, welchen Spender ich nehme, wurden mir auch die dazugehörigen Unterlagen mitgeliefert. Alter, Rasse, Familiengeschichte, Bildungsprofil. Sie hatten angegeben, dass Mathe Ihr Lieblingsfach gewesen war – ein weiterer Grund, warum wir aufs Business College tippten.«
»Wir?«
»Ich und der Detektiv, den ich angeheuert hatte.«
»Lassen Sie mich raten«, sagte ich. »Das ist jetzt ungefähr zehn, elf Jahre her.«
»Ja, das stimmt«, sagte Carol Swain. »Woher wissen Sie das?«
»Mir ist damals zugetragen worden, dass sich jemand nach mir umhört. Ich habe mich gefragt, ob irgendein Headhunter Informationen über mich einholt, aber dann versandete die ganze Geschichte, und ich habe nicht weiter darüber nachgedacht. Vor ein paar Wochen hat mich meine Exfrau daran erinnert, aber auch da habe ich keinen weiteren Gedanken daran verschwendet, weil ich glaubte, es hätte sowieso nichts mit Syds Verschwinden zu tun.«
»Hat es auch nicht«, sagte sie.
»Wieso haben Sie einen Privatdetektiv engagiert?«
»Weil ich wissen wollte, wer Pattys wirklicher Vater war. Ein, zwei Jahre nach unserer Hochzeit beschlossen Ronald und ich, dass wir ein Kind haben wollten. Tja, aber wie sich herausstellte, waren seine Spermien dem Job nicht gewachsen. Obwohl wir erst dachten, es läge an mir.« Sie lachte. »Immer dasselbe – wenn irgendwas nicht klappte, hatte grundsätzlich ich den Schwarzen Peter. Jedenfalls ging ich zum Frauenarzt, und als sich herausstellte, dass mit mir alles völlig okay war, willigte Ronald ein, ebenfalls zum Arzt zu gehen. Tja, und da wussten wir, an wem es lag.«
»Und weiter?«
»Nun ja, schließlich habe ich einen Termin in der Mansfield-Klinik gemacht. Die Ärzte dort meinten, eine künstliche Befruchtung sei kein Problem, aber es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis Ronald sich mit dem Gedanken anfreunden konnte.«
»Weil ihm die Vorstellung widerstrebte, nicht der richtige Vater zu sein?«
Carol überlegte einen Augenblick. »Er war sich einfach nicht sicher, ob er das Kind so lieben könnte, als wäre es sein eigenes. Wir führten endlose Gespräche, aber schließlich erklärte er sich bereit. Jedenfalls habe ich mich dann für Ihre Samenprobe entschieden – und raten Sie mal, was passierte!«
»Er fühlte sich nie wirklich als Vater des Kindes.«
»Genau. Plötzlich hatten wir unsere süße kleine Patricia, aber er bekam es einfach nicht auf die Reihe. Einmal hätte er sie um ein
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