In Todesangst
Das letzte Mal vor einem guten Jahr.«
»Und wo treffen Sie sich?«
»Raten Sie mal. Oder glauben Sie, seine neue Schlampe macht mir das Gästezimmer fertig?«
»Ein paar Tage? Ist er länger hier abgestiegen?«
»Er hatte Stunk mit seiner Neuen und wollte sich mal eine Auszeit nehmen. Patty habe ich so lange bei meiner Schwester in Hartford untergebracht.«
»Hat er in Ihrem Bett geschlafen?«
Sie runzelte die Stirn.
»Ich frage bloß, weil Sie ja dort auch den Bericht versteckt hatten.«
»Vergessen Sie’s.« Sie schüttelte den Kopf.
»Nichts liegt mir ferner, als ihn zu beschuldigen«, sagte ich. »Aber möglich wäre es trotzdem. Vielleicht hat er ja nach etwas anderem gesucht und ist dabei zufällig …«
»Wonach denn? Alten Slips vielleicht?«
»Ich hatte eher an Geld gedacht. Und stattdessen fiel ihm der Umschlag in die Hände.«
»Na, wenn schon«, gab sie zurück. »Das wird ihn wohl kaum aus der Fassung gebracht haben. Schließlich wusste er längst, dass er nicht Pattys Vater war.«
»Aber meine Identität war ihm nicht bekannt. Und ebenso wenig wusste er, dass ich eine Tochter im selben Alter habe.« Meine Gedanken überschlugen sich. »Nehmen wir mal an, er hätte die Unterlagen gesehen. Glauben Sie, er könnte Patty davon erzählt haben?«
»Niemals«, sagte sie entschieden. »Auch wenn er als Vater weiß Gott versagt hat, fühlte er sich mehr für sie verantwortlich als irgendjemand sonst. Er hätte Ihre Existenz schlichtweg verdrängt.«
Das leuchtete mir ein. »Hmm«, sagte ich. »Aber wäre es möglich, dass er die beiden Mädchen irgendwie zusammengebracht hat?«
»Warum hätte er das tun sollen?«
»Keine Ahnung«, räumte ich ein, während ich mich fragte, ob Carol Swains Exmann vielleicht sogar etwas mit dem Verschwinden der beiden Mädchen zu tun hatte. Aber ich sprach es nicht aus, auch, um mich selbst nicht noch mehr zu verwirren. »Haben Sie mit Ronald gesprochen, seit Patty verschwunden ist?«
»Ja«, erwiderte sie. »Ich habe ihn gleich am ersten Tag angerufen, noch bevor ich die Cops informiert habe. Ich dachte, Patty wäre vielleicht bei ihm, obwohl ich genau wusste, dass allein die Idee blanker Schwachsinn war. Und als ich ihn bei der Arbeit angerufen und gefragt habe, ob Patty bei ihm steckt, hat er nur gesagt: ›Soll das ein Witz sein? Das wäre ja wohl das erste Mal.‹«
»Sie hat also keinen Kontakt zu ihm.«
»Nein«, erwiderte sie. »Und das ist auch gut so. Er ist kein übler Kerl, aber als Vater eine totale Niete.«
Ich steckte die Unterlagen in den Umschlag zurück und stand auf. »Wir müssen mit ihm reden«, sagte ich.
»Warum?«
»Ich möchte, dass Sie mich mit ihm bekannt machen. Wir erzählen ihm ganz einfach die Wahrheit. Dass ich Tim Blake bin, dass meine Tochter Sydney mit Patty befreundet ist und beide Mädchen spurlos verschwunden sind. Ich bin gespannt, was er für ein Gesicht macht, wenn Sie ihm sagen, wen Sie mitgebracht haben.«
»Was soll das schon beweisen?«, fragte sie.
»Wer weiß«, sagte ich. »Arbeitet er immer noch bei Sikorsky?«
»Davon träumt er höchstens. Momentan jobbt er in einem Getränkehandel.«
Mein Handy klingelte.
»Hallo?«
»Wollten Sie mich nicht zurückrufen?« Es war Detective Jennings.
Ich fühlte mich, als hätte sich gerade eine Falltür unter mir geöffnet. »Tut mir leid, ich habe zu tun«, sagte ich. »Ich rufe Sie später an, okay?«
»Wo sind Sie, Mr Blake?«
»Unterwegs«, sagte ich. Carol Swain warf mir einen fragenden Blick zu.
»Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte Jennings. »Und zwar sofort.«
»Weshalb?«
»Ich bin eben bei Ihnen zu Hause vorbeigefahren«, sagte sie.
»Oh.« Ich schluckte.
»Also«, sagte sie mit fester Stimme. »Entweder Sie kommen jetzt auf der Stelle hierher, oder ich schreibe Sie zur Fahndung aus.«
Ich beschloss, mich dumm zu stellen. »Was ist denn los?«
»Mr Blake, einer Ihrer Nachbarn hat beobachtet, wie Sie vor etwa einer Stunde nach Hause gekommen sind. Wir wissen also, dass Sie hier waren.«
»Entschuldigen Sie, Miss Jennings, aber ich habe jetzt wirklich keine Zeit.«
»Kate Wood ist tot, Mr Blake. Haben Sie mich verstanden?«
»Besser, als mir lieb ist.«
»Und Sie sind der Hauptverdächtige.«
»Ich war es nicht«, sagte ich.
»Ach, und Sie glauben, damit ist alles erledigt?«, gab sie zurück. »Ich kann Ihnen nur raten, schleunigst Ihren Anwalt anzurufen und sich der Polizei zu stellen.«
Ich sparte mir eine Antwort und beendete das
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