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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Carter und Owen hatte deutliche Spuren hinterlassen.
    Von meinem linken Handgelenk hingen die Überreste des Isolierbands, mit dem sie mich gefesselt hatten.
    »Ich erkläre euch alles«, sagte ich zu Susanne. »Aber später.« Ich wandte mich zu Bob. »Hast du dich um einen Wagen gekümmert?«
    »Wo ist der Beetle?«, fragte er.
    Ich ignorierte seine Frage. »Ich weiß, wo Syd ist«, sagte ich, an Susanne gewandt. »Sie ist in Vermont. In Stowe. Und anscheinend sind irgendwelche üblen Typen hinter ihr her. Wir können es uns nicht leisten, Zeit zu verlieren.«
    Ich hätte geglaubt, dass sie mich mit Fragen bombardieren würde, doch offenbar hatte Suze genau verstanden, was auf dem Spiel stand. »Dann nimm Bobs Auto«, sagte sie.
    Sie meinte den Hummer, Bobs sündteuren Geländewagen. Es war gut gemeint, aber der Vorschlag gefiel mir nicht besonders. Mit dem Hummer würde ich auffallen wie eine Giraffe in einer Rinderherde, ganz abgesehen davon, dass der Wagen alles andere als wendig war und so viel verbrauchte, dass er alle hundert Meilen aufgetankt werden musste.
    »Vergiss es, Suze«, sagte ich. »Habt ihr nichts anderes?«
    Sie verstand sofort. »Wir haben gerade einen Ford Mustang reinbekommen. Achtzylinder-Maschine, erstklassiger Zustand.«
    »He«, protestierte Bob, »jetzt mach aber halblang, Suze.« Er sah mich an. »Die Polizei war heute schon zweimal bei uns! Wegen dir! Verdammt noch mal, was geht hier eigentlich vor?«
    »Eine ganze Menge«, erwiderte ich. »Aber im Augenblick zählt für mich nur, dass ich schleunigst nach Stowe komme.«
    Susanne stützte sich auf die Türklinke. »Nimm den Mustang«, sagte sie. »Der geht ab wie eine Rakete.«
    »Wo steht der Wagen?«
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Bob. »Die Polizei sucht nach ihm, das weißt du genau. Wir machen uns der Beihilfe zur Flucht schuldig.«
    Susanne starrte Bob trotzig an. »Na schön«, sagte sie kühl. »Wenn du mir nicht helfen willst, dann holen wir den Mustang eben alleine.«
    Evan kam die Treppe herunter. »Was ist denn hier los?«
    »Wir müssen kurz weg«, sagte Bob mürrisch.
    »Geh nicht ans Telefon«, sagte Susanne. »Und wenn die Polizei vorbeikommen sollte, sagst du, dass du nicht weißt, wo wir sind – und Tim hast du natürlich auch nicht gesehen.«
    »Wie? Ihr wollt, dass ich die Cops anlüge?« Evan war völlig von den Socken. »Cool.«
    Als wir zu seinem Geländewagen marschierten, sagte Bob: »Glaubst du nicht, dass du uns eine Erklärung schuldig bist, Tim? Du kreuzt hier aus heiterem Himmel auf, willst einen Wagen und erzählst uns, Syd wäre in Vermont …«
    »Augenblick«, sagte ich und ging zu Ians Transporter hinüber. »Ich muss noch meine Waffen holen.«
    Womit ich Bob tatsächlich für ein Weilchen zum Schweigen brachte.
     
    ***
     
    Ich bedankte mich bei Ian und wünschte ihm eine gute Heimfahrt. Natürlich vergaß ich Milt den Elch nicht; ich drückte ihn Susanne in die Hand und bat sie, ihn für Syd aufzubewahren. Auf dem Weg zu Bob’s Motors berichtete ich in aller Kürze, was geschehen war. Bob murmelte, ich solle lieber sofort die Polizei einschalten. Ich gab zurück, wir würden nur wertvolle Zeit verlieren – die Cops würden mich durch die Mangel drehen, statt sich um Syd zu kümmern.
    Susanne sah Bob an. »Tim hat recht.« Sie wandte sich wieder zu mir. »Der Kerl, dem du ins Knie geschossen hast … ist er tot?«
    »Owen?«, sagte ich. »Das glaube ich nicht. Wenn der Krankenwagen rechtzeitig eingetroffen ist, müsste er noch am Leben sein. Aber die beiden anderen sind definitiv tot.«
    »Und Andy auch«, stellte Susanne fest.
    »Ja«, sagte ich. »Und es kommt noch schlimmer.«
    »Wieso?«
    »Patty«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wie sie in die Sache hineingeraten ist, aber anscheinend ist ihr etwas zugestoßen. Seit achtundvierzig Stunden hat sie niemand mehr zu Gesicht bekommen. Und dieser Gary hat gesagt, um sie bräuchte ich mir keine Sorgen mehr zu machen.«
    »O Gott«, sagte Susanne.
    »Ja«, sagte ich. Noch etwas anderes ging mir durch den Kopf, aber ich brachte es nicht über mich, ihr zu erzählen, was ich sonst noch über Patty erfahren hatte.
    Später, dachte ich.
    »Ich kann das alles nicht glauben«, sagte sie. »Das ist wie ein böser Traum.«
    Wir schwiegen eine Weile. Dann sagte Susanne: »Also hat tatsächlich jemand unser Haus beobachtet.«
    »Ja«, erwiderte ich. Bob sah ziemlich schuldbewusst drein. »Die Kerle dachten, sie könnten Syd schnappen, wenn sie nach Hause

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