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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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unterwegs. Dann halten sie wenigstens nicht Ausschau nach dem Mustang.«
    Susanne musterte mich ernst. »Ich lasse dich nicht allein fahren«, sagte sie kopfschüttelnd. »Da mache ich nicht mit.«
    »Du kannst nicht mitkommen, Suze.«
    »Dann musst du Bob mitnehmen.«
    Bob trat mit den Pistolen zu uns. Er hielt sie, als bestünden sie aus Plutonium. »Was?«, sagte er.
    »Du musst Tim begleiten.«
    »Im Leben nicht«, gab Bob zurück. »Wie kommst du denn auf die Schnapsidee?«
    »Ich fürchte, da muss ich Bob zustimmen«, sagte ich.
    »Wenn du nicht mit Tim fährst, dann tu ich’s.« Müde stützte sie sich auf ihren Stock.
    Bob schwieg einen Augenblick. Dann, die beiden Waffen immer noch in Händen, umarmte er Suze ungelenk, ehe er die Beifahrertür des Mustang öffnete und einstieg.
    »Lass uns fahren«, sagte er.
     

    ZWEIUNDVIERZIG
     
    Es war bereits halb elf, als wir auf die I-95 fuhren; vorher hatten wir den Wagen aufgetankt. Als wir uns auf dem Highway befanden, trat ich aufs Gas, bis wir mehr als neunzig Meilen draufhatten. Der Mustang kam leicht ins Schwimmen, doch ich ging davon aus, dass ich diese Geschwindigkeit problemlos durchhalten konnte.
    »Das ist doch sinnlos«, sagte Bob. »Wir wissen nicht mal, wo wir genau hinwollen. Vor zehn Jahren war ich mit meiner Exfrau in Stowe. Nichts als Ferienhäuser, Pensionen und Hotels, und Hunderte von Villen oben in den Bergen.«
    »Ich glaube nicht, dass Sydney sich in einem Hotel aufhält«, sagte ich.
    »Wieso?«, fragte Bob. »Vielleicht arbeitet sie ja in einem. Manche Hotelbesitzer bezahlen ihre Aushilfen unter der Hand. Tja, und dabei bräuchte sie nicht mal ihren richtigen Namen anzugeben – und da sie ja auf der Flucht ist, würde ihr das doch bestens in den Kram passen, oder?«
    Es war gar kein so dummer Gedanke.
    »Einer von Evans Freunden hatte dort mal einen Ferienjob«, fuhr er fort. »Eigentlich ist Stowe ja ein Skiort, aber im Sommer soll es dort auch sehr hübsch sein.«
    Während ich Bobs Small Talk lauschte, konzentrierte ich mich auf die Straße. Wenn man mit neunzig Sachen und mehr über den Highway donnert, sollte man gut aufpassen – vor allem nachts.
    »Wenn uns bei dem Tempo ein Hirsch vor den Wagen läuft, sehen wir echt alt aus«, sagte Bob plötzlich, als könne er meine Gedanken lesen.
    Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. »Ich kann dich gern an der nächsten Raststätte rauslassen.«
    »Ich sag’s ja nur«, sagte er. »Wenn du Pech hast, geht so ein Hirsch frontal durch die Windschutzscheibe. Und mit einem Geweih im Schädel wirst du Syd wohl kaum noch was nützen.«
    Er beugte sich vor und nahm eine der Pistolen vom Boden.
    »Vorsicht, Bob«, warnte ich.
    »Keine Sorge«, sagte er. »Ich bin ja kein Vollidiot.« Eingehend begutachtete er die Waffe im fahlen Licht der Instrumentenanzeige. »Kannst du mal kurz die Beleuchtung anmachen?«
    »Nein«, gab ich zurück, da das Innenraumlicht nur meine Sicht behindert hätte.
    »Ich glaube, das ist eine Ruger«, sagte Bob. »Und die andere Knarre auch.«
    »Kann schon sein«, sagte ich. »Ich habe keine Ahnung von Waffen.«
    »Ich auch nicht viel«, fuhr er fort. »Aber dafür reicht’s. Erstklassige Pistole – 22-Kaliber-Halbautomatik mit Zehn-Schuss-Magazin, wenn ich nicht völlig danebenliege. Die Typen hatten Geschmack, das muss man schon sagen.«
    »Wenn du meinst.«
    »Sind sie voll geladen?«
    »Wohl kaum«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wie viele Schüsse Gary und Carter auf mich abgegeben haben, aber es würde mich nicht wundern, wenn gar keine Patronen mehr drin wären. Carter hat nur zwei Schüsse abgefeuert, glaube ich. Und ich dann noch mal drei.«
    »Also wäre es sogar möglich, dass wir zwei Pistolen mit leeren Magazinen dabeihaben«, sagte Bob.
    »Ja.«
    Ein Mini-Hurrikan drang herein, als er sein Fenster herunterließ. Er streckte den Arm aus und feuerte in die Nacht hinaus.
    »Verdammt noch mal!«, brüllte ich ihn an. »Was soll das?«
    Er schloss das Fenster wieder. »Hier ist jedenfalls noch Munition drin«, verkündete er.
    »Na toll«, schnauzte ich ihn an. »Und was, wenn es die letzte Kugel war?«
    »Auch egal.« Er zuckte mit den Schultern. »Mit einer Kugel hättest du sowieso nicht viel anfangen können.«
    Ich war drauf und dran, Susanne anzurufen und ihr zu sagen, dass sie ihren Freund zwanzig Meilen nördlich von New Haven an der I-9 5 aufsammeln konnte, riss mich dann aber zusammen.
    »Ich glaube, ich weiß, wie man das Magazin entfernt«, sagte er.

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