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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Vertrauenswürdigkeit erkundigt hatte. Als hätte ich mich irgendwo um einen neuen Job beworben. Was aber keineswegs der Fall war.
    Doch von einem Tag auf den anderen war der Spuk vorbei gewesen. Jedenfalls war mir nichts mehr über den geheimnisvollen Anrufer zu Ohren gekommen.
    »Doch, ich erinnere mich«, sagte ich. »Und ich belächle dich auch gar nicht. Wenn du das Gefühl hast, dass euer Haus beobachtet wird, ist bestimmt auch etwas dran.«
    »Das ist noch nicht alles«, erklärte Susanne. »Dauernd kommen irgendwelche Sachen weg. Bob hat mir eine Uhr von Longines geschenkt, und ich kann sie nirgendwo mehr finden. Obwohl ich mir ganz sicher bin, dass …«
    »Du hast sie bestimmt bloß verlegt«, warf Bob ein.
    »Und das Geld?«, fragte sie ihn. »Fast hundert Dollar, die aus meiner Handtasche verschwunden sind.«
    »Ist vielleicht jemand bei euch eingebrochen?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung«, sagte sie. »Aber irgendwas stimmt nicht.«
    Eine Hintertür des Hummer öffnete sich. Ich hatte nicht bemerkt, dass noch jemand im Wagen saß. Evan, Bobs Sohn aus erster oder zweiter Ehe – ich konnte mir einfach nicht merken, von welcher seiner Exfrauen er nun stammte rutschte wie ein nasser Sack vom Rücksitz.
    »Kannst du den Motor wieder anschalten?«, fragte er seinen Vater. In der Hand hielt er ein paar Rubbellose, die er offenbar schon bearbeitet hatte. »Ohne Klimaanlage ist es wie in der Sauna da drinnen.«
    »Komme gleich, Evan«, sagte Bob. Ich war Evan nur drei oder vier Mal begegnet und hatte bei diesen Gelegenheiten höchstens zehn „Worte mit ihm gewechselt. Er war neunzehn, hatte die Highschool abgeschlossen, wollte aber nicht gleich im Herbst auf die Uni wechseln, soweit ich wusste. Ab und zu jobbte er als Aushilfe in einer von Bobs Filialen, hing aber die meiste Zeit zu Hause ab. Er war ein hoch aufgeschossener Bursche mit dunklen Locken, die ihm über die Augen hingen.
    »Können wir auf dem Rückweg irgendwo was essen?«, fragte er. Bislang hatte er mich keines Blickes gewürdigt.
    »Hör schon auf zu quengeln.« Bob verdrehte die Augen, und für den Bruchteil einer Sekunde hatte es den Anschein, als wäre es ihm lieber, sein Sohn wäre an Syds Stelle verschwunden.
    »Ich muss einen Augenblick reingehen«, sagte Susanne und hinkte zur Haustür, wobei sie sich schwer auf ihren Stock abstützte.
    »Alles okay mit dir?«, fragte ich.
    »Ich … ich muss mich nur kurz setzen«, erwiderte sie. »Meine Hüfte tut heute wirklich ekelhaft weh.«
    Ich versuchte Bob durch einen tiefen Blick in die Augen zu sagen, was für ein toller Motorbootfahrer er war, doch er sah zu Boden.
    »Es ist abgeschlossen«, sagte ich und reichte ihr meinen Schlüsselbund.
    Als Susanne im Haus verschwunden war, sagte ich zu Bob: »Wie geht’s ihr wirklich?«
    Er senkte den Blick. »Jeden Tag besser.«
    »Wie hast du das eigentlich hingekriegt?«, fragte ich. »Hast du nach irgendwelchen Strandschönheiten Ausschau gehalten, während Suze hinter dir aufs Wasser geknallt ist?«
    Er funkelte mich finster an.
    »Du bist doch immer auf der Suche nach Nachwuchsmodels, nicht?«
    Er machte eine unwirsche Geste. »Jetzt reicht’s aber langsam, Tim. Ich habe dir schon x-mal gesagt, dass es nichts weiter als ein Kompliment war. Na gut, ich verstehe inzwischen, warum du sauer warst. Aber irgendwann muss man doch einen Schlussstrich ziehen, verdammt noch mal!« Er hielt einen Augenblick lang inne und senkte die Stimme. »Im Moment gibt es wahrlich wichtigere Dinge, oder?«
    »Okay«, lenkte ich ein.
    »Susanne schlägt sich Tage und Nächte um die Ohren. Sie hängt ununterbrochen am Telefon, faxt Fotos von Syd an Polizeireviere und Anlaufstellen für Jugendliche.« Missbilligend schüttelte er den Kopf. »Sie kann das nicht alles allein bewerkstelligen. Sie braucht Hilfe.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Du kannst all das nicht allein ihr überlassen. Syd ist schließlich auch deine Tochter.«
    »Willst du mich verarschen?«
    »Es weiß doch jeder, dass du die Dinge gern mal schleifen lässt, Tim. Deshalb bist du ja damals auch pleitegegangen. Aber diesmal musst du ein bisschen mehr Flagge zeigen – verstehst du, was ich meine?«
    Am liebsten hätte ich ihn an den Haaren gepackt und seinen verdammten Schädel gegen den Hummer gerammt.
    »Suze ist am Ende ihrer Kräfte«, fuhr Bob fort. »Gestern wollte sie zum Stamford Town Center, um sich dort nach Syd umzusehen. Du weißt selbst, wie groß das Center ist, allein dieses Amphitheater

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