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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Van«, sagte sie. »Ich habe ihn schon mehrmals bemerkt. Er beobachtet das Haus.«
    Ich warf Bob einen Blick zu. »Welches Haus? Deins oder Susannes?«
    »Meins.« Er räusperte sich. Susannes Haus stand schon seit längerem leer. Eigentlich wollte sie es längst verkauft haben, aber offensichtlich wartete sie noch ab, wie sich ihr Zusammenleben mit Bob entwickelte. Jeden Tag fuhr einer von uns vorbei, um nachzusehen, ob Syd dort untergekrochen war, doch bis jetzt gab es dafür nicht den geringsten Anhaltspunkt.
    »Suze glaubt jedenfalls, dass jemand unser Haus im Auge hat«, fuhr Bob fort.
    Zu allem Überfluss fiel mir auf, dass er auch noch denselben Kosenamen für sie benutzte. Warum konnte er sie nicht »Sue« oder »Susie« nennen, verdammt noch mal? Ich schob den Gedanken beiseite und versuchte mich zu konzentrieren.
    »Und wer ist dieser Jemand?«, fragte ich.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Susanne. »Den Fahrer habe ich nicht gesehen. Der Van hat getönte Scheiben, außerdem war es dunkel. Aber wieso beobachtet uns jemand?«
    »Hast du den Typ gesehen?«, fragte ich Bob.
    Er gab einen langen Seufzer von sich. Er ist ziemlich groß und sieht in natura besser aus als in seinen Werbespots, wo er auf den Durchschnittslook setzt – Freizeithosen, kurzärmliges Hemd und zurückgekämmtes Haar. Privat hingegen trägt er nur Designerklamotten: Hemden mit kleinen aufgestickten Polospielern, Hosen mit messerscharfer Bügelfalte, teure Loafer ohne Socken. Wäre es ein wenig kühler gewesen, hätte er garantiert auch noch einen Pullover über den Schultern getragen.
    »Nur den Van«, sagte er. »Ich habe ihn zwei, drei Mal bemerkt. Stand am Ende der Straße. Wahrscheinlich saß jemand drin, aber ganz sicher weiß ich es natürlich nicht.«
    »Was für eine Marke war’s denn?«, fragte ich.
    »Ein Chrysler, glaube ich. Auf jeden Fall ein älteres Modell.«
    Ich fragte mich, ob es Cops waren. Normalerweise fahren die zwar eher Crown Vics oder Impalas, aber vielleicht waren es ja verdeckte Ermittler.
    »Und wie kommt ihr drauf, dass ihr beobachtet werdet?«, fragte ich. Ein Van, der am Ende einer Straße parkte, musste ja nichts weiter zu bedeuten haben.
    »Na ja«, sagte Bob. »Wir sind beide ziemlich angespannt. Diese Sache mit Sydney macht uns völlig fertig.«
    Diese Sache mit Sydney. Aus seinem Mund klang es, als würde er von einer Schlechtwetterperiode sprechen, die sich hoffentlich bald erledigen würde, damit man wieder mit dem Cabrio fahren konnte.
    »Ja«, sagte ich. »Wahrscheinlich hast du schon nächtelang kein Auge mehr zugetan.«
    »Lass gut sein, Tim«, sagte er. »Ich versuche lediglich zu helfen. Ich sag ja bloß, dass wir mit den Nerven am Ende sind. Jedem zweiten blonden Mädchen laufen wir hinterher, weil wir glauben, dass es Syd sein könnte. Sobald ein Wagen in unsere Einfahrt biegt, stürzen wir zum Fenster, weil wir hoffen, dass die Polizei Syd endlich nach Hause bringt. Die Welt ist nicht mehr dieselbe für uns, verstehst du? Wir haben uns einfach nur gefragt, was dieser Van in unserer Straße zu suchen hat.«
    »Der Fahrer hat geraucht.« Susannes Stimme klang müde. »Ich habe den glimmenden Punkt hinter der Scheibe genau gesehen.«
    »Habt ihr die Polizei gerufen?«, fragte ich.
    »Und was hätten wir sagen sollen?«, gab Bob zurück. »Officer, bei uns in der Straße parkt ein Kleintransporter. Können Sie den Wagen mal überprüfen?«
    »Jetzt mal ganz ruhig.« Ich wandte mich zu Susanne. »Es ist doch gar nicht gesagt, dass dieser mysteriöse Van mit euch oder Syds Verschwinden in Verbindung steht. Wahrscheinlich hat Bob recht. Wir sind alle mit den Nerven runter. Du siehst aus, als hättest du seit Wochen nicht mehr geschlafen …«
    »Herzlichen Dank«, sagte sie.
    »Keiner von uns hat in letzter Zeit viel Schlaf bekommen«, beschwichtigte ich. »Und wenn man pausenlos übermüdet ist, fängt man an, Dinge falsch zu deuten und Zusammenhänge zu konstruieren, wo es gar keine gibt.«
    »Warum nimmst du mich nicht ernst?«, sagte Susanne.
    »Tu ich doch.«
    »Bei dieser merkwürdigen Geschichte damals habe ich dich auch nicht belächelt«, sagte sie.
    »Wovon redest du?«
    »Weißt du das nicht mehr?«, sagte sie. »Die Geschichte mit diesem Kerl, der überall nach dir rumgefragt hat.«
    Daran hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gedacht. Zehn, zwölf Jahre war das nun her. Ein paar Bekannte waren von jemandem angerufen worden, der sich nach meinem Background und meiner

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