In Todesangst
in der Mitte oder was das ist. Und du weißt selbst, dass Suze kaum gehen kann.«
Ich wandte mich ab und schluckte meine Wut herunter.
»Noch mal zu diesem Van«, sagte ich dann.
»Ja?«
»Glaubst du wirklich, jemand beobachtet euer Haus?«
»Ich weiß es nicht. Ziemlich verrückter Gedanke.«
»Fällt dir irgendein Grund ein, warum dich jemand im Auge haben könnte?«
»Du meinst uns.«
»Ich meine dich. Vielleicht hat dieser ominöse Beobachter ja dich im Visier – das Ganze muss schließlich nichts mit Suze oder Syd zu tun haben.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Hast du mal wieder jemandem einen Katrina angedreht?«, fragte ich. »Kann sein, dass er dir das jetzt heimzahlen will.«
»Auf wie vielen alten Geschichten willst du noch herumreiten, Tim? Na schön, vor drei Jahren habe ich einen Gebrauchtwagen verkauft, der einen tadellosen Eindruck gemacht hat – und dann stellt sich heraus, dass die Karre wochenlang in New Orleans im Hochwasser gestanden hatte, und die Presse macht mir deswegen die Hölle heiß. Ich war auch nicht begeistert, aber manchmal muss man eben Rückschläge einstecken. Wenn du selbst ein Autohaus hättest, statt bloß für eins zu arbeiten, würdest du das mit Sicherheit besser verstehen.«
Mein Nacken brannte wie Feuer.
»Ich mache nur saubere Geschäfte, Tim«, sagte er.
Ich sparte es mir, den Honda S2ooo-Sportwagen zu erwähnen, den er mir seinerzeit mit dem Argument hatte andrehen wollen, der Wagen ließe sich über einen autorisierten Honda-Vertragshändler leichter abstoßen als über seine eigene Firma. Er hatte gesagt, er wolle mir einen Gefallen tun, die Kiste sei in erstklassigem Zustand, hätte kaum Meilen auf dem Zähler und noch jede Menge Garantielaufzeit. Und um ein Haar wäre ich ihm auch auf den Leim gegangen. Erst als ich die Unterlegscheiben an den Schrauben überprüfte, mit denen die Kotflügel am Rahmen befestigt waren, fiel mir auf, dass es keine Original-Honda-Teile waren. Ich notierte mir also die Fahrgestellnummer, tätigte ein paar Anrufe und bekam heraus, dass der Wagen zehn Monate zuvor von einem
Händler in Oregon als gestohlen gemeldet worden war. Der Wagen war schließlich wiedergefunden worden, zumindest das, was noch von ihm übrig war. Räder, Sitze, Airbags – die Täter hatten alles ausgebaut, was sich nur irgendwie in bare Münze verwandeln ließ. Die zuständige Versicherung hatte bezahlt und die Überreste des Vehikels verauktioniert. Der Käufer wiederum hatte die fehlenden Teile ersetzen lassen und den Sportwagen an Bob verkauft, der mir die Karre als Original unterzujubeln versuchte.
Fest stand, dass Bob es nicht so weit gebracht hatte, ohne den einen oder anderen übers Ohr zu hauen.
»Such dir einen anderen Idioten«, hatte ich damals zu ihm gesagt.
»Ich habe nichts zu verbergen«, sagte er jetzt. »Wenn du willst, kannst du jederzeit vorbeikommen und einen Blick in meine Bücher werfen. Astreine Bilanzen, astreine Autos – niemand kann mir was am Zeug flicken.«
Mein Nacken brannte immer noch. »Tja, vielleicht ist es ja ein eifersüchtiger Ehemann.«
Einen Moment lang war Bob sprachlos. »Hast du sie nicht mehr alle?«, platzte er dann heraus. »Was sollen diese Unterstellungen?«
Er hatte recht. Es gab keinerlei Grund für derartige Verdächtigungen. Ich hatte ihm einfach eine Breitseite verpassen wollen.
»Entschuldige«, sagte ich.
»Ich liebe Susanne«, sagte er. »Und Syd auch. Sie ist ein tolles Mädchen. Ich tue wirklich alles, um Susanne und dich zu unterstützen.«
Er liebte meine Tochter? Klar wusste ich, wie er es meinte, trotzdem passte mir sein Gerede ganz und gar nicht. »Was ist mit der verschwundenen Uhr? Und dem Geld aus Susannes Handtasche?«
Bob zog eine Trauermiene. »Wie gesagt, meiner Meinung nach ist es der Stress. Susanne ist dauernd in Gedanken bei
Syd. Die Uhr hat sie wahrscheinlich irgendwo liegen lassen. Und das Geld … Tja, vielleicht hat sie es ausgegeben und erinnert sich nicht mehr daran.«
Durchaus möglich, dachte ich.
»Ich habe mir was überlegt«, sagte Bob. »Wegen Syd.«
»Schieß los.«
»Ich kenne da einen Typ, der sich um die Angelegenheit kümmern könnte.«
»Was für einen Typ?«
»Na ja, die Polizei hat doch bis jetzt so gut wie nichts unternommen. Für die Cops ist Syd bloß eine weitere Ausreißerin. Bevor sie keine Leiche finden, werden sie auch nichts tun, so viel steht fest, stimmt’s?«
Seine Worte trafen mich wie ein Messerstich. Einen Moment lang
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