In Todesangst
dienen?«
»Ich interessiere mich für den Honda Civic.«
»Den Fünftürer oder das Si-Sportcoupé?«
»Den Si.«
»Schnittiges Teil«, sagte ich. »Sechs-Gang-Schaltgetriebe, Chromfelgen, 197 PS. Geht ab wie eine Rakete, und vom Verbrauch her kann er sich auch sehen lassen.«
»Tja, darauf sollte man heutzutage besonders achten«, sagte Eric Downes. »Ich habe mir den Wagen schon im Internet angesehen. Der Mini und der Golf GTI gefallen mir auch, aber zuerst wollte ich mal den Si testen. Haben Sie einen hier?«
»Nicht hier im Showroom«, sagte ich. »Aber auf dem Hof steht ein Vorführwagen.«
»Am liebsten würde ich eine Probefahrt machen«, sagte er. »Muss ich dafür irgendwas hinterlegen?«
»Nein«, sagte ich. »Wir benötigen lediglich eine Kopie Ihres Führerscheins. Anschließend begleite ich Sie gern bei Ihrer Probefahrt.«
Mit einem Si konnte man zwar schlecht eine Fuhre Mist transportieren, aber ich wollte kein Risiko eingehen.
Eric warf einen Blick auf seine Uhr, als hätte er nicht viel Zeit, zuckte mit den Schultern und sagte: »Na gut, warum eigentlich nicht?«
Während ich eine unserer Aushilfen beauftragte, den roten Si vorzufahren, beobachtete ich, wie Andy mit gesenktem Kopf hereingeschlichen kam und sich an seinen Schreibtisch setzte. Der Typ war schon okay, nur eben ein bisschen jung. Er musste noch das eine oder andere lernen, das war alles. Wenn er allerdings beschlossen hatte, ein linker Schmierlappen von Autoverkäufer zu werden, würde er schon bald auf die Zielgerade einbiegen.
Shannon, unser Mädchen am Empfang, machte eine Kopie von Eric Downes’ Führerschein, während er die anderen Wagen in unserem Showroom in Augenschein nahm. Ein paar Minuten später wurde der rote Civic Si vorgefahren.
»Was für einen Wagen fahren Sie im Augenblick?«, erkundigte ich mich.
»Einen Mazda«, sagte er. »Gutes Auto, aber ich möchte mal wieder was anderes fahren.«
»Wollen Sie den Wagen in Zahlung geben?«, fragte ich.
»Mein Leasingvertrag läuft gerade aus«, sagte er.
»Milanorote Lackierung«, erläuterte ich. »Sportliches Design, kraftvoller Charakter.« Ich gab ihm ein paar Sekunden Zeit, den Wagen von außen zu bewundern; dann öffnete ich ihm die Fahrertür und ließ ihn einsteigen, ehe ich auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
»Hübsch«, sagte er, während er die Hände über den Lederbezug des Lenkrads gleiten ließ.
»Der Zündschlüssel steckt.«
Er startete den Wagen, trat leicht aufs Gas, ließ den Motor sanft aufröhren und bewegte den Schaltknüppel hin und her, um sich mit den Gängen vertraut zu machen.
Er griff in seine Jackentasche. »Rauchen erlaubt?«
»Sobald der Wagen Ihnen gehört.« Ich lächelte. »Vorher leider nicht.«
»Kein Problem«, sagte er.
Ich wies zum Tor. »Rechts geht’s Richtung Highway«, sagte ich. »Da können Sie den Wagen richtig ausfahren.« Ich deutete auf das Armaturenbrett. »Hatten Sie schon mal einen Wagen mit eingebautem Navigationssystem?«
»Hmm.« Er nickte, nicht sonderlich beeindruckt.
Als er losfuhr, fiel mein Blick zufällig auf das leer stehende Gelände nebenan. Normalerweise gibt es dort überhaupt nichts zu sehen, was wohl der Grund war, warum mir der dunkelblaue Chrysler-Van mit den getönten Scheiben ins Auge stach, der hinter dem Zaun parkte. Ich schenkte ihm keine weitere Beachtung. Allein in Milford fuhren Hunderte solcher Kleintransporter herum.
Merkwürdigerweise bog Eric nicht rechts, sondern mit quietschenden Reifen links ab. Eine der Kardinalregeln bei Probefahrten besteht darin, den Kunden möglichst selten links abbiegen zu lassen, um das Unfallrisiko gering zu halten. Dies gilt umso mehr, wenn der Wagen ein Schaltgetriebe hat.
»Moment«, sagte ich. »Ich dachte, wir …«
»Vergessen Sie’s«, gab er zurück. »Wir fahren hier lang.«
Eric trat abrupt aufs Gas, wechselte auf die linke Spur und überholte einen Wagen nach dem anderen. Ich blickte auf den Tachometer und sah, dass er bereits nahezu hundert Sachen draufhatte.
»Ah, Eric«, sagte ich. »Ich weiß, man merkt gar nicht richtig, wie der Wagen abgeht, aber vielleicht wär’s besser, wenn Sie einen Tick vom Gas gehen, bevor wir geblitzt werden oder uns der nächste Streifenwagen anhält.«
Eric warf mir einen Seitenblick zu und grinste – so kalt, dass mir ein leiser Schauder über den Nacken lief.
»He, locker bleiben«, sagte er. »Und jetzt rücken Sie erst mal damit raus, wo sich Ihre Tochter versteckt
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