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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Sie hatten mich zwar halb in den Wahnsinn getrieben, aber für manche Abschlüsse muss man eben härter arbeiten als für andere.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits nach vier, also standen die Chancen nicht schlecht, dass Lorna – Lehrerin, wie ich mir gemerkt hatte – inzwischen zu Hause war.
    Sie ging auch sofort dran. »Hallo?«
    »Hallo, Lorna«, sagte ich in meiner besten Verkäuferstimme, die sich ein bisschen anhört, als hätte ich gerade ein Schlückchen Hustensaft genommen. »Tim Blake hier vom Autohaus Riverside.«
    »Oh, hallo. Wie geht’s, Mr Blake?«
    »Ausgezeichnet, und Ihnen?«
    »Ebenfalls bestens. Der Wagen ist wirklich erste Klasse.«
    Einen Moment lang blieb mir die Spucke weg. Um ein Haar hätte ich sie gebeten, doch bitte zu wiederholen, was sie gerade gesagt hatte, aber dann hatte ich mich wieder voll im Griff. »Na, wunderbar«, sagte ich. »Ich war ein paar Tage außer Haus. Für welches Auto haben Sie sich denn nun entschieden?«
    »Für den Pilot. Wir haben uns gedacht, ein bisschen mehr Platz kann ja nicht schaden. Geht’s Ihnen wieder besser?«
    Es klang, als sei ich krank gewesen. »Viel besser«, erwiderte ich. »Sie sind also gut beraten worden in meiner Abwesenheit?«
    »Und wie. Ihr Kollege Andy ist für Sie eingesprungen – was für ein netter junger Mann!«
    »Das freut mich besonders«, sagte ich. »Schauen Sie doch gelegentlich mal wieder rein, wenn Sie in der Nähe sind.«
    Ich legte auf.
    Das Ganze funktioniert so: Wenn ein Kunde, den man persönlich beraten hat, sich schließlich zum Kauf eines Wagens entschließt, der Abschluss aber von einem anderen Verkäufer getätigt wird, lautet das ungeschriebene Gesetz, dass die Provision fifty-fifty aufgeteilt wird. Vorausgesetzt, man hat es nicht mit einem ausgemachten Schleimbeutel zu tun.
    Ich lehnte mich zurück und warf einen Blick zu Andy hinüber. »Lust auf ’nen Kaffee und ein bisschen frische Luft?«
    Andy sah nervös auf. »Jetzt?«
    »Klar«, sagte ich. »Erst mal die Lebensgeister wecken.«
    Wir marschierten zur Kaffeemaschine, schenkten uns einen Becher ein, gingen nach draußen und stellten uns in den Schatten einer Gruppe hoher Eichen, deren Äste sich über den Zaun des benachbarten Geländes reckten.
    »Schöner Tag heute«, sagte Andy.
    »Kann man wohl sagen.« Ich nippte an meinem Kaffee.
    »Laura ist echt auf dem Kriegspfad«, fuhr er fort. »Derartigen Druck hat sie uns schon lange nicht mehr gemacht. Aber manchmal herrscht eben Flaute – da kann man schwer was machen, oder?« »Tja«, sagte ich. »Da muss man durch.«
    »Wohl wahr«, gab er zurück, als wären wir alte Kumpels, die bloß ein Schwätzchen hielten.
    »Wolltest du mir nicht noch was erzählen?«, sagte ich.
    »Hmm?«, sagte Andy.
    »Von dem Pilot, den du Lorna und Dell verkauft hast.«
    Andy hüstelte nervös. »Stimmt … ja, logo, klar.«
    »Kam mir bloß so vor, als hättest du’s vergessen«, sagte ich.
    »Nee, nee, ich war vorhin bloß mit den Gedanken woanders. Keine Sorge, klar kriegst du deine Hälfte von der Provision.«
    »Na schön, Andy«, sagte ich. »Ich will nicht groß drauf herumreiten, aber noch mal so eine Nummer, und du holst dir eine blutige Nase.«
    »Tut mir leid«, sagte Andy. »Kommt nie wieder vor. Du willst mich doch nicht bei Laura verpfeifen, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Laura ist unsere Chefin. Ihr ist es schnurzegal, wer die Provision einsteckt – Hauptsache, wir bringen die Ware an den Mann. Den Rest müssen wir unter uns regeln, und genau das habe ich eben getan. Kapiert?«
    »Logo.«
    Ich schüttete den Rest meines Kaffees in eine rostige Öltonne und ging wieder hinein. An meinem Schreibtisch stand ein Mann. Das Mädchen am Empfang winkte mich zu sich. »Kundschaft für dich.«
    Er war Mitte dreißig, ein drahtiger Typ mit sandfarbenem Haar, gut gekleidet. »Tim Blake«, stellte ich mich vor. »Was kann ich für Sie tun?«
    Er schüttelte mir die Hand. »Eric Downes«, sagte er. »Sie sind mir von einem Arbeitskollegen empfohlen worden. Er hat vor ein paar Jahren einen Wagen bei Ihnen gekauft.«
    »Wie heißt er denn?«, fragte ich.
    »Dan«, sagte er. »Oh, Mann, ich weiß seinen Nachnamen gar nicht.« Er lachte leise. »Nicht gerade ein Ruhmesblatt, wenn man die Namen seiner Kollegen nicht kennt, was?«
    »Kein Problem«, sagte ich. Ich erinnerte mich an zwei, drei Dans, aber es spielte ohnehin keine Rolle, welcher es gewesen sein mochte. »Nun ja, womit kann ich Ihnen

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