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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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gebracht. Und glaubst du nicht, dass Syd am Ende doch zurückgekommen wäre und uns um Hilfe gebeten hätte? Sie hätte sich garantiert an dich gewandt, wenn nicht sogar an mich.«
    Susanne stand nah davor, in Tränen auszubrechen. »Nicht, wenn sie mich für ihre Notlage verantwortlich gemacht hätte. Ohne mich hätte sie Evan ja nie kennengelernt.«
    Da war etwas dran, aber ich behielt den Gedanken für mich.
    »Und was ist mit dem Van vor eurem Haus?«, sagte ich. »Der Tatsache, dass mich jemand nach Seattle gelockt hat? Und dem Einbruch bei mir?«
    Deprimiert schüttelte Susanne den Kopf. »Den Van habe ich mir wahrscheinlich nur eingebildet. Inzwischen bin ich so durch den Wind, dass ich anfange, Gespenster zu sehen.«
    »Durchaus möglich«, räumte ich ein.
    »Und der Einbruch – das könnten irgendwelche Kids gewesen sein. Der übliche Vandalismus.«
    Ich sparte es mir, ihr von dem Handy zu erzählen, das ich gefunden hatte; für mich stand fest, dass zwischen der mysteriösen Yolanda Mills und dem Einbruch in mein Haus ein unmittelbarer Zusammenhang bestand.
    »Und nach Seattle könnte dich auch jemand gelockt haben, der dir einfach nur einen bösen Streich spielen wollte. Du weißt genau, wie viele geisteskranke Arschlöcher es gibt.«
    Ja, all das hätte ich auch nur allzu gern geglaubt, mich der tröstenden Vorstellung hingegeben, dass unsere schwangere Tochter irgendwo da draußen war und nur auf den richtigen Zeitpunkt wartete, endlich wieder zu uns zurückzukehren.
    »Ich rede noch mal mit Detective Jennings«, sagte ich. »Es lässt sich ja überprüfen, ob Syd bei einer Beratungsstelle für Schwangere oder in einer Abtreibungsklinik war.«
    Susanne nickte. »Okay.«
    Wir hörten Schritte hinter uns. Es waren Bob und sein Sohn; Evan war anzusehen, dass er am liebsten in der Erde versunken wäre.
    »Tut mir leid, dass ich euch unterbreche«, sagte Bob. »Aber Evan möchte euch etwas sagen.«
    Susanne und ich warteten. Evan räusperte sich. »Es tut mir leid«, sagte er.
    Bob nickte zufrieden und lächelte. Susanne und ich wechselten einen kurzen Blick.
    »Na, dann ist doch alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen«, sagte ich. »Oder?«
     
    ZWEIUNDZWANZIG
     
    Auf der Fahrt zur Firma hinterließ ich Kip Jennings eine Nachricht. Kurz nach drei betrat ich das Autohaus, setzte mich an meinen Schreibtisch und warf den Computer an. Wie immer checkte ich zuerst die Website, doch niemand hatte sich wegen Syd gemeldet. Anschließend hörte ich meine Voicemail ab. Ich hatte drei Nachrichten von Anrufern, die wissen wollten, was sie für ihre alten Mühlen kriegen würden. Ich notierte mir die Nummern und nahm mir vor, sie baldmöglichst zurückzurufen.
    Schließlich musste ich endlich wieder Geld verdienen, um meine laufenden Kosten zu decken, mal abgesehen davon, dass der Trip nach Seattle auch nicht gratis gewesen war.
    Andy hockte mit gesenktem Kopf an seinem Schreibtisch und schrieb Telefonnummern auf einen gelben Notizblock. Er schien mich noch gar nicht bemerkt zu haben.
    »Hallo«, sagte ich.
    »Hallo.« Er sah auf. »Schön, dass du wieder da bist.«
    »Na, wie läuft’s?«, fragte ich.
    »Geht so.«
    »Irgendwas verkauft?«
    »Nichts«, erwiderte Andy. »Im Augenblick geht offenbar gar nichts. Hast du Sydney gefunden?«
    »Nein.«
    Ich setzte mich wieder an meinen Schreibtisch, unfähig, an irgendetwas anderes als an meine Tochter zu denken. Trotzdem, ich musste mich auf meine Arbeit konzentrieren. Ich förderte mein schlaues Buch zutage, in dem ich mir stets potenzielle Kunden notierte – Leute, die eine Probefahrt gemacht oder nach Katalogen gefragt hatten. Ich atmete tief ein und begann zu wählen.
    Wenn niemand ans Telefon ging, sparte ich mir die Mühe, eine Nachricht zu hinterlassen. Dass jemand einen Autoverkäufer zurückruft, ist ungefähr so wahrscheinlich, als würde ein Fiat Punto die Formel Eins gewinnen. Man muss schon direkt mit den Leuten sprechen.
    Ein reicher Börsenmakler aus Stamford eröffnete mir, er würde immer noch darüber grübeln, ob er sich den S2000 zulegen sollte, der ihm vor zwei Wochen ins Auge gestochen war. Ich schrieb ihn auf meine Rückruf-Liste. Ein älterer Herr aus Derby hatte sich nun doch gegen den Kauf eines Wagens entschieden, nachdem bei ihm grauer Star diagnostiziert worden war.
    Die Nächsten auf meiner Liste waren Lorna und Dell – das Ehepaar, das sämtliche Autohäuser in und um Milford abgeklappert hatte und sich trotzdem nicht entscheiden konnte.

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