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In Todesangst

Titel: In Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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wie wir deine Kleine dazu bringen, endlich nach Hause zurückzukehren. Und zwar, indem wir ihr einen besonderen Anlass bieten. Dann brauchen wir nur noch zu warten, bis sie auftaucht – kapiert?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Hast du mal dieses Buch gelesen?«, fragte er. »Von wegen, dass man auf seinen Bauch vertrauen soll? Dass man mit spontanen Ideen meistens mehr erreicht als mit genauestens ausgearbeiteten Plänen?«
    »Ja«, sagte ich. »Ich kenne das Buch.«
    »Klare Ansage, nicht? Manchmal sind die einfachsten Ideen auch die besten.«
    »Ich habe keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen«, sagte ich.
    Eric grinste und schnippte seine Zigarette aus dem Fenster. »Tja, zur Beerdigung ihres Vaters würde sie doch wohl kommen, oder?«
    Die nächste Ausfahrt würde mich zu meiner eigenen Hinrichtung führen. Eric Downes hatte eine Waffe. Ein Plätzchen im Wald. Und er würde mich eiskalt abknallen.
    Mir blieb keine große Wahl.
    Ich zog die Handbremse, so fest ich nur konnte.
    »Scheiße!«, schrie Eric, als der Civic urplötzlich verlangsamte und nach rechts ausbrach. Er packte das Steuer und versuchte instinktiv gegenzulenken, während hinter uns jemand lautstark hupte und nur durch ein geistesgegenwärtiges Überholmanöver einen Auffahrunfall verhinderte. Im selben Moment löste ich auch schon meinen Gurt, öffnete die Beifahrertür mit der anderen Hand und warf mich aus dem Wagen.
    Wahrscheinlich hatten wir nur noch fünf, zehn Meilen drauf, aber es ist so oder so nicht sehr ratsam, aus einem fahrenden Wagen zu springen – außer vielleicht, wenn das eigene Leben sowieso schon auf dem Spiel steht.
    Ich versuchte mein Gleichgewicht zu behalten, verlor aber auf dem gekiesten Seitenstreifen den Halt und überschlug mich zweimal, ehe ich im hohen Gras am Straßenrand landete. Ich rollte mich noch zweimal herum, hievte mich mühsam hoch und schüttelte den Kopf. Sekunden später hatte ich die Orientierung wiedergewonnen und sah, dass der Civic etwa vierzig Meter weiter zum Stehen gekommen war.
    Diverse andere Wagen rauschten laut hupend an ihm vorbei. Einer der Fahrer reckte seinen erhobenen Mittelfinger aus dem Schiebedach.
    Die Beifahrertür flog auf. Mit gezückter Waffe sprang Eric aus dem Civic und ließ den Blick über den Straßenrand schweifen. Ich presste mich so flach wie möglich auf den Erdboden und spähte durch die hohen Grashalme.
    Er kniff die Augen zusammen, aber es war deutlich erkennbar, dass er nicht wusste, wo ich mich befand.
    Immerhin.
    Sein Blick richtete sich auf den Verkehr. Eins war klar: Mittlerweile hatten ihn diverse Autofahrer mit der Waffe herumfuchteln sehen, und es würde nicht lange dauern, bis jemand die Polizei informierte.
    Und damit stand er auf dem Schlauch. Er konnte nämlich nicht nach mir suchen.
    Er lief um den Wagen, warf die Beifahrertür zu und setzte sich hinters Steuer. Kieselsteinchen wirbelten vom Asphalt auf, als er mit quietschenden Reifen davonfuhr.
    Ich stand auf und klopfte mir den Staub von der Kleidung. Erstaunlicherweise spürte ich trotz des Sturzes aus dem Wagen keine Schmerzen, wahrscheinlich, weil meine Nase immer noch höllisch weh tat.
    Ich zog mein Handy heraus und rief im Autohaus an. »Tim hier«, sagte ich zu Shannon am Empfang. »Gib mir mal Andy, bitte.«
    »Andy Hertz«, meldete er sich zwei Sekunden später.
    »Ich bin’s, Tim«, sagte ich.
    »Oh, hi«, sagte er.
    »Ich stehe hier mitten in der Pampa«, sagte ich. »Kannst du mich abholen?«
     
    VIERUNDZWANZIG
     
    Nach dem Vorfall mit der Provision, die er mir vorzuenthalten versucht hatte, war Andy mir noch etwas schuldig. Zwanzig Minuten später hielt er neben mir auf dem Seitenstreifen des Merritt Parkway.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte er, als ich in seinen Accord stieg, dessen Klimaanlage auf Hochtouren lief.
    Ich drehte den Rückspiegel zu mir und begutachtete mein Gesicht. Meine Nase und die linke Wange waren geschwollen und mit Schorf verkrustet, meine Klamotten staubig und verdreckt.
    »Was treibst du hier draußen?«, fragte er.
    »Fahr mich zurück«, sagte ich.
    »Was ist mit dem Coupe? Hat der Kerl es geklaut?«
    »Fahr einfach, okay?«
    »Soll ich dich erst mal ins Krankenhaus bringen?«
    Ich wandte mich zu ihm. »Spar dir die Fragen, Andy«, sagte ich leise. »Fahr mich einfach zurück.«
    Schweigend fuhr er los, warf mir aber alle paar Sekunden einen Seitenblick zu. Ich hielt mein Handy in der Hand und wartete darauf, dass Kip Jennings zurückrief, der ich in der

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