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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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Vermutungen.«
    Bertram zupfte sich am Ohrläppchen und lächelte. »Das ist Ihr Job und nicht meiner.«
    »Wir haben Ihre Fingerabdrücke am Tatort gefunden, unter anderem in der Laibung des Küchenfensters, als wären Sie hinausgeklettert.«
    Bertram Heckeroth verharrte in seiner Pose, dennoch bemerkte Dühnfort die unwillkürliche Anspannung seiner Muskulatur.
    »
Tatort.
Das ist ein Wochenendhaus, in dem ich oft ein und aus gegangen bin. Ich war am Sonntag vor dem Überfall dort, und da ich keine Handschuhe zu tragen pflege, habe ich natürlich Fingerabdrücke hinterlassen. Und das Küchenfenster klemmt. Als ich am Sonntag dort war, habe ich versucht, es zu reparieren.«
    »Benutzen Sie auch das Auto Ihres Vaters?«
    »Nein.«
    »Aber Sie haben das Fahrzeug gefahren. Und zwar vornicht allzu langer Zeit. Ihre Fingerabdrücke sind auf der Heckklappe.«
    »Ach das.« Heckeroth drehte die Handflächen in einer unschuldigen Geste nach außen. »Wir haben am Sonntag gegrillt, aber es war nicht genügend Grillkohle da. Deshalb bin ich zur Tankstelle gefahren und habe einen Sack gekauft. Natürlich habe ich Vaters Auto genommen. Ich war ja mit dem Mountainbike da.«
    »Haben Sie die Quittung noch?«
    »Ich denke schon.« Heckeroth nahm die Brieftasche aus dem Mantel, aber die Suche blieb erfolglos. »Das gibt es nicht«, murmelte er. »Vielleicht habe ich den Kassenbon gar nicht mitgenommen.« Er blickte Dühnfort an. »Jedenfalls ist er nicht da. Aber in der Tankstelle wird man sich an mich erinnern. Ich war in Wolfratshausen an der Tankstelle in der Sauerlacher Straße. Überprüfen Sie das. Und außerdem ist das alles Quatsch. Am Auto und im Haus müssen außer meinen Fingerabdrücken doch auch noch andere sein. Oder nicht?«
    Dühnfort musterte ihn.
    »Natürlich nicht«, fuhr Bertram nach einem Augenblick des Schweigens fort. »So dämlich ist ja niemand, dass er einen Mord begeht und dabei keine Handschuhe trägt. Ich wäre jedenfalls nicht so dumm.«
    »Sie bräuchten aber keine Handschuhe zu tragen. Ihre Spuren wären ja erklärbar. Erstaunlich ist, dass Ihre Abdrücke nur auf der Heckklappe, aber nicht im Wageninneren sind. Sie haben das Auto doch am Sonntag gefahren.«
    Heckeroths Oberkörper schnellte vor. »Okay«, sagte er und stand abrupt auf. »Das reicht. Ich kann ja noch nachvollziehen, dass Sie mich verdächtigen. Aus Ihrer beschränkten Sicht habe ich schließlich ein Motiv. Aberes dreht sich nicht immer alles ums Geld. Sie lassen hier bewusst andere Aspekte außer Acht. Sie wollen mir etwas anhängen. Aber das werde ich mir nicht bieten lassen. Ich werde dafür sorgen, dass man Ihnen den Fall entzieht.« Heckeroth war schon bei der Tür.
    »Einen Augenblick noch. Als Sie zur Tankstelle fuhren, haben Sie da Ihr Mountainbike in den Kofferraum gepackt?«
    »Das ist ja wohl eine schwachsinnige Frage. Warum hätte ich das tun sollen?«
    »Dann haben Sie sicher nichts dagegen, wenn wir das Fahrrad untersuchen.«
    »Weshalb?«
    »Wir haben Spuren von Kettenöl und Erdbrocken gefunden, die aus dem Profil eines Mountainbikes stammen. Ich möchte diese Spuren mit Ihrem Rad abgleichen lassen.«
    »Kann ich das verweigern? Brauchen Sie dafür nicht einen Durchsuchungsbeschluss?«
    »Im Prinzip ja.«
    »Dann bin ich dafür, dass Sie den vorschriftsmäßigen Weg gehen. Wedeln Sie mit dem Wisch vor meiner Nase, und Sie kriegen mein Rad.«
    »Praktisch reicht es allerdings, wenn Gefahr in Verzug ist. Und das sehe ich jetzt so.«
    * * *
    Dühnfort bat Alois Bertram Heckeroth zu begleiten. Kaum hatten beide das Büro verlassen, erhielt er den Anruf einer Kollegin. »Ich wollte Sie darüber informieren, dass Sabine Groß ins Bezirkskrankenhaus Haar verlegt worden ist. Auf die Geschlossene.«
    »Warum das?«
    »Sie ist völlig durchgedreht, hat sich die Kleider vom Leib gerissen, sich die Arme blutig gekratzt und gedroht, sich umzubringen. Aber am schlimmsten war ihr Gekreische. Wir haben einen Notarzt gerufen, und der hat die Unterbringung angeordnet. Jetzt ist wieder Ruhe.«
    Auf diffuse Weise fühlte Dühnfort sich schuldig. Wenn er geahnt hätte, dass sie die Aufnahme nicht kannte … aber er war schließlich auch nur ein Mensch und kein Hellseher. Er bedankte sich für die Information und legte auf.
    Kurz vor sechs kam Alois wieder. Er knöpfte sein Sakko auf und setzte sich an den Besprechungstisch. Aus der Brusttasche ertönte ein zweifaches Brummen. Er zog das Handy hervor, las eine Nachricht auf dem Display

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