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In weißer Stille

In weißer Stille

Titel: In weißer Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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einundzwanzig Uhr, als Heckeroth das letzte Mal lebend gesehen wurde, bis Dienstag eingrenzen«, sagte Dühnfort. »Etwa vierundzwanzig Stunden?«
    »Eher zwölf bis achtzehn«, erwiderte Ursula Weidenbach.
    »Dann besorge ich noch die Verkehrsüberwachungsbänder für den Dienstag und halte darauf nach Bertram Ausschau.« Alois kritzelte eine Notiz auf den Block. »Wer nimmt sein Leben unter die Lupe? Gina und ich?«
    Dühnfort nickte. »Wenn ihr damit anfangen würdet. Ich bleibe an Sabine Groß dran. Sie war vor etwa zwei Jahren in einen Vorfall verwickelt, bei dem ein Mann mit einem Gürtel an eine Heizung gefesselt wurde. Sind eigentlich die Verbindungsdaten von Bertrams Handy da?«
    Meo nickte. »Sind heute Morgen gekommen. Bis Mittag habe ich die ausgewertet. Auf den PCs war übrigens nix Aufregendes, nur Arbeitskram. Die aktuellste Datei ist sechs Wochen alt. Warum da jemand Daten gelöscht hat …«, Meo zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen, »keine Ahnung.«
    * * *
    Ein anstrengendes Wochenende lag hinter Babs. Zuerst die Entdeckung des Schlüssels, dann die Aussöhnung mit Albert, der am Samstag erst gegen fünf Uhr heimgekommen war. Sie hatte im Arbeitszimmer gesessen, als er die Wohnungstür aufgesperrt hatte, dann hatte sie ein Rumpeln gehört und wie Albert sich bei jemandem bedankte und die Tür wieder schloss.
    Mit klopfendem Herz war sie sitzen geblieben. Es würde wieder Streit geben. Sie hatte das metallische Anschlagen des Kleiderbügels an der Garderobe gehört,dann seine Schritte, die sich Richtung Wohnzimmer entfernten. »Babs, Mäuschen?«
    Sie mussten das hinter sich bringen. Bestmöglich. »Ich bin in deinem Arbeitszimmer.« Sie stand auf und trat auf den Flur. Flüchtig nahm sie drei Kartons auf dem Boden wahr. Albert kam ihr entgegen. Wieder sah er sie mit diesem unschuldigen Jungenblick an, wie am Donnerstagabend, als er die Rosen mitgebracht hatte.
    »Guck doch nicht so böse.« Er umarmte sie. Sie nahm den Geruch nach Rauch und Frittierfett wahr und auch den vertrauten Duft nach Aftershave und gebügelten Baumwollhemden. »Es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen.«
    »Wenn du der Meinung bist, ich hätte dir die Kinder angehängt, dann war es höchste Zeit, das mal auszusprechen.« Babs wusste selbst nicht, weshalb sie nun doch auf Konfrontationskurs ging.
    »Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich geheiratet habe, weil Vater das wollte. Verliere ich jetzt auch noch dich?« Seine Stimme klang auf einmal brüchig. Er zog sie an sich und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Die hellen Sprenkel in seinen braunen Augen hatten die Farbe eines nach Regenfällen angeschwollenen Gebirgsbaches angenommen. »Können wir das nicht gemeinsam durchstehen? Ich brauche dich doch, und ich liebe dich.«
    Ich bin unmöglich, dachte Babs. Weshalb suchte sie schon wieder Streit? Sie wünschte sich doch nichts mehr als ein friedliches Familienleben und seine Liebe. »Ich dich doch auch.«
    Seine Gesichtszüge entspannten sich, die Schultern sanken herab, sein Mund näherte sich ihrem. Sie erwiderte seinen Kuss, froh und erleichtert. Vielleicht wardie Klärung ihrer Beziehung das einzig Positive, das sich aus dieser Reihe von schrecklichen Ereignissen ziehen ließ.
    Albert löste sich von ihr und lächelte. »Verspätet, aber immerhin.« Er wies auf die Kartons. »Ein Geschenk zum Hochzeitstag. Ein Computer. Den brauchst du doch jetzt für deine Arbeit. Aber die CAD-Software musst du selbst aussuchen. Damit kenne ich mich überhaupt nicht aus.«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und starrte auf die Schachteln. Ein warmes Glücksgefühl stieg in ihr auf. Es störte ihn also nicht, dass sie arbeitete, und es war ihm auch nicht gleichgültig. Sie hatte sein Verhalten missverstanden. Wie kam es nur, dass sie Albert so falsch einschätzte, dass sie ihren Mann so wenig kannte?
    Albert drängte sie, den Computer sofort auszupacken und im Arbeitszimmer aufzustellen. Als das geschehen war und sie die Kartons wegräumen wollte, lächelte er. »Mäuschen, sieh doch mal die Mausbehausung genauer an.«
    »Die Mausbehausung?«
    Schmunzelnd gab er ihr die Schachtel der Computermaus. Babs faltete sie auseinander und entdeckte eine kleine Schmuckschatulle. Darin lag eine Platinkette. Schlicht, klare Formen, ganz ihr Stil.
    »Verzeihst du mir den versauten Hochzeitstag?«, hatte Albert gefragt. Natürlich hatte sie ihm verziehen, und keine halbe Stunde später hatten sie im Bett

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