In weißer Stille
Möglichkeit mehr zu reagieren?«, fragte Dühnfort.
Ursula Weidenbach schüttelte den Kopf. »Die Wirkung ist zunächst ähnlich wie bei Alkohol. Außerdem wirkt GHB nicht nur entspannend, sondern auch aphrodisierend. Vielleicht hatte Bertram Damenbesuch, und die Frau hatte andere Pläne als Bertram …« Ursula Weidenbach breitete die Hände aus. »Also, die Wirkung ist bei niedriger Dosierung ähnlich wie bei Alkohol. Mit ein wenig mehr wird man euphorisch, manchmal treten Halluzinationen auf. Eine hohe Dosierung kann zu narkotischem Schlaf führen, aus dem die betreffende Person fast nicht zu wecken ist. Nach drei bis vier Stunden wacht sie aber von selbst wieder auf und fühlt sich frisch und ausgeschlafen. Ab fünf Gramm wird es dann gefährlich. Das anfängliche Glücksgefühl wird durch die sedierende Wirkung verdrängt. Schwindel, Übelkeit, Bewusstlosigkeit und Atemstillstand können die Folgen sein.«
»Gut«, sagte Dühnfort, obwohl er das überhaupt nicht gut fand. »Wieso wurde Bertram nicht gleich damit umgebracht? Das wäre doch einfacher gewesen.«
»Aber nicht absolut sicher, wenn ich das richtig verstanden habe«, meinte Gina. »Der Atemstillstand muss ja nicht eintreten. Und außerdem sollte das ja wohl nach Selbstmord aussehen.«
Alois, der sich Notizen machte, sah auf. »Gibt es schon einen Todeszeitpunkt?«
»In der Nacht von Donnerstag auf Freitag zwischen dreiundzwanzig und zwei Uhr.«
Gina drehte ihren Kugelschreiber zwischen den Fingern. »Nicht gerade die übliche Zeit, um Besuch zu empfangen. Bertram muss seinen Mörder erwartet haben.«
Buchholz sah hoch. »Das denke ich auch. Nichts deutet auf Einbruch hin.«
»Gibt es Spuren an der Waffe?«, fragte Dühnfort.
»Nur die Fingerabdrücke von Bertram.«
»Und sonst?«
»Bis jetzt nichts Besonderes. Etliche Fingerspuren, aber bisher keine Treffer in der Datenbank, was somit bedeutet, dass der Täter Handschuhe getragen hat oder bisher polizeilich nicht in Erscheinung getreten ist. Vielleicht auch beides.«
»Und damit«, sagte Dühnfort, »sind wir bei der Frage nach dem Motiv angelangt. Hängen die beiden Fälle zusammen? War Bertram in den Mord an seinem Vater verstrickt und wurde als unliebsamer Mitwisser beseitigt, oder war er unschuldig, wusste aber, wer seinen Vater umgebracht hat, und wurde zum Schweigen gebracht?«
Gina sah Dühnfort mit gerunzelter Stirn an. »Außer den Spuren im Auto haben wir nichts gegen Bertram in der Hand.«
»Und das getürkte Alibi? Weshalb sollte er sich das sonst besorgt haben? Wir müssen sein Leben durchleuchten, Freunde und Familie befragen, seine ehemaligen Mitarbeiter und seine Auftraggeber. Und vor allem interessiert mich eines: Wer wusste von der Waffe?«
Gina atmete durch und sah in die Runde. »Wir haben wirklich nicht viel gegen Bertram in der Hand … nachdem ich die Zeugenbefragung von Frau Ullmann versaubeutelt habe, kennen wir jetzt nicht mal den genauen Zeitpunkt des Überfalls.«
»Was ist mit Frau Ullmann?« Alois blickte zu Gina.
Dühnfort sprang ihr bei. »Frau Ullmann leidet an einer beginnenden Demenz und war am 6 . Oktober nicht im Wochenendhaus. Ich denke, der Tatzeitpunkt lässt sich trotzdem einigermaßen eingrenzen.« Er blickte zu Ursula Weidenbach.
Alois lächelte säuerlich. »Gibt es im Fall des alten Heckeroth inzwischen eigentlich eine Todesursache?«
Die Rechtsmedizinerin zog einen Bogen Papier aus einem Hefter. »Nur eine Annahme. An äußeren Verletzungen gab es, wie Sie ja wissen, nur die wundgescheuerten Handgelenke und die kleine Platzwunde am Kopf. Eine Vergiftung können wir inzwischen ausschließen. Was übrigbleibt, sind Vermutungen. Ich tippe auf Verdursten. Im Bad war es sehr warm. Wenn er dort längere Zeit an die Heizung gefesselt war, und das sah ja so aus, dann muss man von einer schnellen Dehydrierung ausgehen, die zu einem Kreislaufkollaps geführt hat.«
»Wie lange dauert das?«, fragte Alois.
»In der Wüste geht das ratzfatz in einem Tag, in kühleren Regionen kann es auch acht bis zehn Tage dauern. Aber in dem Badezimmer war es sehr warm. Bei dieser Temperatur und dem direkten Körperkontakt zum Heizkörper gehe ich davon aus, dass Heckeroth nach drei Tagen dehydriert war. Aufgrund des Verwesungszustandes der Leiche bei Auffindung vermute ich, dass der Tod im Laufe des Donnerstags eingetreten ist. Das sind alles Annahmen, nageln Sie mich damit nicht fest.«
»Demnach können wir die Zeitspanne des Überfalls auf Montagabend
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