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INAGI - Kristalladern

INAGI - Kristalladern

Titel: INAGI - Kristalladern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Strunk
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genug, um elegant genannt zu werden. Doch sie passte zu seinem Erscheinungsbild. Der Statthalter war augenscheinlich ein Genussmensch und ihn umgab die Aura eines Mannes, der es gewohnt war, dass seinen Wünschen umgehend entsprochen wurde. Auf Ashaks linker Seite stand ein muskulöser, schwarzhaariger Kiresh, der Yaren mit seinem scharf geschnittenen Gesicht und den glitzernden dunklen Augen an einen Raubvogel erinnerte. Das rote Mal auf der Stirn und die schwarze Kleidung wiesen ihn als einen der Koshagi aus, vermutlich ihren Anführer. Yarens Intuition warnte ihn, dass er sich vor diesem Mann in Acht nehmen sollte. Auf Helons anderer Seite entdeckte er Rohin, der mit Abstand der Jüngste in der Runde war. Der letzte Mann musste Helons Stellvertreter Beruk bel Kadur sein. Yaren verstand sofort, warum man ihn auch den ‚Erubuko‘ nannte. Seine eindrucksvolle Statur stand dem seines waldbewohnenden Namensgebers tatsächlich in nichts nach. Beruks kantigem Gesicht sah man den Kämpfer an. Eine lange Narbe verlief von seiner rechten Braue über die Wange und schnitt einen schmalen Streifen in seinen dunklen Kinnbart.
    Wie auf Kommando wandten sich alle Anwesenden Yaren zu. General Helon erwiderte seine Verbeugung mit einem knappen Nicken. »Ihr kommt wie gerufen!« dröhnte er. »Wir sind dabei, die Marschroute auszuarbeiten, und können Eure Geländekenntnisse gut gebrauchen.«
    Yaren neigte höflich den Kopf. »Ich hoffe, mein Wissen erweist sich als hilfreich.«
    »Daran hege ich keinen Zweifel, Kiresh Yaren.« Die leicht näselnde Stimme gehörte dem Marenash. »Also lernen wir uns endlich persönlich kennen.« Seine Lippen verzogen sich zu etwas wie einem Lächeln. »Ich muss gestehen, ich hatte mir Euch älter vorgestellt. Aber Eure Kette ist ein eindrucksvoller Beweis Eurer Fertigkeiten. Ich vertraue Euch, dass Ihr Shohon Helon helft, unsere Männer ans Ziel zu geleiten.«
    »Ich werde mein Bestes tun, Chotar «, versicherte Yaren.
    Der Blick des Statthalters wanderte weiter zu der Inagiri. »Und das Mädchen in Eurer Begleitung ist die besagte Sklavin, nehme ich an.«
    »So ist es.«
    Die Männer musterten die Inagiri abschätzend. Weder der General noch sein Stellvertreter wirkten besonders überzeugt.
    »Wollt Ihr wirklich einer Sklavin vertrauen, Chotar?« platzte Beruk heraus, die Brauen unwillig zusammengezogen. Selbst seine Stimme war so tief wie das Brummen des Erubuko.
    Der Marenash wedelte wegwerfend mit der Hand. »Was kann im schlimmsten Fall passieren, Bashohon? Wenn sie ihre Aufgabe nicht erfüllt, ist die Armee nicht schlechter dran als ohne sie.« Sein Lächeln wurde hinterhältig. »Allerdings habe ich eine kleine Überraschung vorbereitet, um dem Mädchen einen Ansporn zu geben, ihre Fähigkeit nach Kräften einzusetzen. Ich bin gespannt, wie sie ihr gefällt.«
    Yaren runzelte die Stirn. Wovon redete Ashak? Die übrigen Anwesenden blickten nicht weniger verständnislos in die Runde. Der Marenash gab einem seiner Diener, der unauffällig an der Zeltwand wartete, einen knappen Wink. Schweigend huschte der Mann nach draußen. Als er zurückkehrte, folgten ihm zwei Kireshi, die einen verängstigt aussehenden inagischen Jungen an den Armen festhielten.
    Die Sklavin stieß einen erstickten Schrei aus. »Kenjin!«
    Die Augen des Jungen weiteten sich. »Nira!« rief er heiser. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von Furcht zu Verwirrung.
    Das Mädchen lief zu ihm und legte ihre Hände um sein schmales Gesicht. »Kenjin«, wiederholte sie flüsternd.
    Plötzlich erinnerte Yaren sich daran, dass er dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte. Einer ihrer Brüder.
    »Warum sind wir hier, Nira?« fragte der Junge verstört. »Was bedeutet das alles?«
    »Das werde ich dir sagen, mein Junge«, beantwortete der Marenash seine Frage. »Du wirst sicherstellen, dass deine Schwester tut, was ihr aufgetragen wird. Meine Männer haben Anweisung dich auszupeitschen, sobald sie den Verdacht hegen, dass dem nicht so ist.« Er wandte sich an Yarens Schutzbefohlene. Von einem Moment auf den anderen wurde seine Stimme schneidend. »Ich erwarte, dass du meine Männer rechtzeitig vor den Drachen warnst und diese Ungeheuer für uns aufspürst, Mädchen. Wenn dir etwas am Wohlergehen deines Bruders liegt, gibst du dir besser Mühe!«
    Yaren verfolgte die Szene unbehaglich, obwohl er damit gerechnet hatte, dass der Marenash Vorkehrungen treffen würde, um die Sklavin gefügig zu machen. Er hätte selbst nicht darauf wetten

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