INAGI - Kristalladern
Köpfe und begannen miteinander zu tuscheln. Ishira verrenkte den Hals, um besser sehen zu können. Aus dem Wald nordöstlich der Stadt näherte sich in raschem Gleichschritt eine große Schar Krieger, die von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet waren. Im fahlen Morgenlicht erweckte es den Anschein, als wären die Schatten des Waldes lebendig geworden und würden zwischen den Stämmen der Bäume herausfließen. Selbst das Reittier des Anführers war pechschwarz.
Als die Neuankömmlinge wenig später die Tierkoppeln passierten, gab es einen kleinen Aufruhr. Einige der Pferde wieherten schrill und stiegen, andere stampften unruhig mit den Hufen. Fluchend versuchten die Männer in der Nähe, die aufgeregten Tiere zu bändigen. Die schwarzen Krieger ließen sich davon nicht einen Fuß breit aus dem Gleichschritt bringen. Als Ishira ihre Gesichter sah, stockte ihr vor Entsetzen der Atem. Sie waren unnatürlich rot, vollkommen glatt und ausdruckslos mit Augen wie schwarze Höhlen. Im ersten Schreck glaubte sie, die Männer wären Dämonen aus der Geisterwelt, Diener des Feuergottes, doch als sie genauer hinblickte, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass es sich um bemalte Masken handelte. Falls diese Aufmachung dazu dienen sollte, dem Gegner Furcht einzuflößen, erfüllte sie ganz sicher ihren Zweck. Jedenfalls, solange der Feind menschlich war. Gegen die Amanori dürfte auch die unheimlichste Maske herzlich wenig ausrichten.
Das Gemurmel der Soldaten schwoll an. Nur die Männer um Ishira herum blieben gelassen. Offenbar hatten sie die schwarzen Krieger erwartet. Diese blieben in der Nähe der Koshagi stehen. Ihr Anführer saß ab und trat auf den General zu. Als er seinen Helm abnahm, kam darunter ein normales menschliches Gesicht zum Vorschein. Der Krieger, ein schlanker dunkelhaariger Mann mit silbergrauen Schläfen, die halb von einem Stirnband verborgen wurden, warf einen kurzen Blick in die Runde. Als sein Blick Ishira streifte, erstarrte er einen Moment. Seine auffallend blauen Augen weiteten sich, als würde er nicht glauben, was er sah. Nun, da war er nicht der einzige. Inzwischen hatte sich vermutlich herumgesprochen, weshalb sie hier war, doch zuvor dürften sich die meisten Kireshi gefragt haben, was eine inagische Sklavin im Lager verloren hatte.
Ruckartig wandte der schwarze Krieger den Kopf ab und verbeugte sich knapp vor General Helon. »Ralan bel Arrak, zu Eurer Verfügung, Shohon«, stellte er sich vor.
Die Entgegnung des Kommandanten fiel zurückhaltend kühl aus. »Der Marenash wünschte, Euch sofort nach Eurer Ankunft zu sprechen, Kouran Arrak. Wenn Ihr mir folgen wollt…«
Die beiden Männer verschwanden im Innern des Beratungszelts. Eine geraume Weile später traten sie gemeinsam mit dem Statthalter heraus, gefolgt von einem weiteren Mann, der ein langes besticktes Gewand trug, das aussah, als würde es in Flammen stehen. Ein Priester Kaddors.
Nachdem der Marenash einige Worte mit Helon gewechselt hatte, stieg er auf ein schlichtes Podest, damit ihn auch die Kireshi in den hinteren Reihen sehen konnten. Mit einer knappen Handbewegung bat er um Ruhe. »Gohari!« rief er laut. »Auf diesen Tag haben wir lange gewartet! Zu oft haben die Drachen in den letzten Jahrzehnten unsere Siedlungen angegriffen! Zu oft haben sie eure Familien bedroht und zu viele eurer Kameraden getötet! Und viel zu lange schon halten sie uns vom Innern der Insel fern. Es ist an der Zeit, endlich etwas gegen diese Bestien zu unternehmen!«
Aus Hunderten von Kehlen stiegen zustimmende Rufe auf.
Ashak legte eine Hand auf die Schulter Rohins. »Unserem jungen Genie hier sind die fantastischen Sprengrohre zu verdanken, die die Panzerung der Amanori durchdringen und sie mit einem einzigen Schuss zur Strecke bringen!«
Beifallsbekundungen und Hochrufe schwirrten durch die Luft. Der junge Gelehrte lief vor Verlegenheit dunkelrot an.
»Telani und Vertreter der Schmiedezunft haben in den vergangenen Monden Tag und Nacht daran gearbeitet, die Drachentöter in ausreichender Menge herzustellen und für den Transport über Land bereit zu machen«, fuhr der Marenash fort. »Damit werden wir die Drachen in alle Winde schießen!«
Jubel brandete auf. Einige der Gohari stießen Kampfrufe aus und reckten ihre Waffen in die Luft.
»Aber wir haben nicht nur mächtige Waffen, sondern auch fähige Krieger. Alle, die ihr hier vor mir steht, begierig, den Amanori den Garaus zu machen, seid ihr hervorragende Kämpfer und habt eure
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