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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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zugebracht, meine Flucht zu planen! Ein ganzes Leben habe ich darauf verwendet, das Gefängnis nach einem Sternenseher zu durchkämmen, und ich werde niemals einen anderen finden! Wir sind bis ans Ende der Welt gereist, Mädchen! Ich werde nicht den Traum meines Lebens aufgeben!«
    Claudia stand auf und marschierte wie eine Furie auf ihn zu. »Ihr benutzt Finn genauso, wie mein Vater mich benutzt. Ihr seht in ihm nur die Möglichkeit, das Gefängnis zu verlassen; ansonsten interessiert ihr Euch nicht für ihn! Und ihr anderen auch nicht.«
    Â»Das stimmt nicht!«, zischte Attia.
    Claudia ignorierte sie. Stattdessen fixierte sie Finn. »Es tut mir leid. Ich wünschte, die Dinge wären anders. Es tut mir leid.«
    Draußen vor ihrem Zimmer rumorte es; sie fuhr herum und
schrie nach draußen: »Ich will niemanden sehen! Schickt jeden fort!«
    Finn sagte: »Weißt du, wovor ich davonlaufe? Vor dem Gefühl, mich selbst nicht zu kennen. Vor dieser Dunkelheit und Leere in mir. Ich kann damit nicht leben. Lass mich nicht hier zurück, Claudia!«
    Sie konnte das alles nicht mehr ertragen: Keiros Zorn nicht, nicht den aufgebrachten, alten Mann, nicht Finn. Sie streckte die Hand nach dem Schlüssel aus. »Dies ist unser Abschied, Finn. Ich muss den Schlüssel zurückgeben. Mein Vater weiß alles. Es ist vorbei.«
    Ihre Finger näherten sich dem Bedienfeld. Draußen vor der Tür waren streitende Stimmen zu hören.
    In diesem Moment sagte Attia: » Er ist nicht dein Vater, Claudia .«
    Alle drehten sich zu ihr um, während sie auf dem Boden saß, ihre Arme um die Knie geschlungen. Attia stand nicht auf und sagte auch nichts mehr, sondern verharrte reglos in der entsetzten Stille, für die sie gesorgt hatte. Ihr schmales Gesicht war schmutzig und ruhig, ihr dunkles Haar fettig.
    Claudia baute sich vor ihr auf. »Wie bitte?« Ihre eigene Stimme klang dünn und fremd.
    Â»Ich fürchte, dass es die Wahrheit ist.« Attia war kühl und wirkte unbeteiligt. »Ich hätte dir gar nicht davon erzählt, aber nun zwingst du mich dazu, und es wird Zeit, dass du es erfährst. Der Hüter von Incarceron ist nicht dein Vater.«
    Â»Du verlogenes, kleines Miststück!«
    Â»Nein, es stimmt.«
    Keiro grinste.
    Claudia hatte das Gefühl, ihre Welt sei ins Wanken geraten. Plötzlich war ihr das Geschrei vor ihrem Zimmer zu viel; sie kehrte Attia den Rücken zu und riss die Tür auf. Dort stand Jared, zurückgehalten von zwei Wachen.

    Â»Was ist los?«, herrschte Claudia die Männer an. Ihre Stimme war hart wie Stahl. »Lasst den Sapienten durch.«
    Â»Euer Vater hat Anweisungen gegeben, Mylady …«
    Â»Mein Vater«, schrie sie, »kann sich zur Hölle scheren.«
    Jared drängte sich an ihr vorbei in den Raum und warf die Tür ins Schloss. »Hör zu, Claudia …«
    Â»Bitte, Meister, nicht jetzt.«
    Er sah das Lichtfeld. Claudia kehrte dorthin zurück. »In Ordnung. Erklär mir das«, sagte sie.
    Einen Moment lang schwieg Attia. Dann erhob sie sich und strich sich den Schmutz von ihren nackten Armen. »Ich habe dich nie gemocht. Du bist hochmütig, selbstsüchtig und verzogen. Du meinst, du wärst so zäh, dabei würdest du hier drinnen keine zehn Minuten am Leben bleiben. Und Finn ist zehnmal so viel wert wie du.«
    Â»Attia!«, unterbrach Finn, aber Claudia sagte mit scharfer Stimme: »Lass sie sprechen.«
    Â»Wir haben im Turm eines Sapienten Listen von allen Gefangenen gefunden, die je an diesem Ort waren. Die anderen haben ihre eigenen Namen nachgeschlagen, aber ich nicht.« Attia trat näher an Claudia heran. »Ich habe nach deinem gesucht.«
    Finn drehte sich mit eisiger Miene um. »Du hast gesagt, er sei nicht dabei.«
    Â»Ich sagte, Claudia würde sich nicht innerhalb von Incarceron befinden. Aber sie ist dort gewesen.«
    Ein eisiger Schauer lief Finn über den Rücken. Als er Claudia ansah, bemerkte er, dass ihr Gesicht weiß war. Es war Jared, der fragte: »Wann?«
    Â»Sie wurde hier geboren und lebte eine Woche lang in Incarceron. Danach: nichts mehr. Sie verschwindet aus den Aufzeichnungen. Jemand hat einen Säugling  – ein Mädchen, das nur eine
Woche alt war  – aus dem Gefängnis geholt. Und da ist sie, die Tochter des Hüters. Er muss sich verzweifelt eine Tochter gewünscht haben. Und

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