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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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es muss eine gegeben haben, die gestorben ist, denn ansonsten hätte er einen Jungen gewählt.«
    Keiro sagte: »Du willst sie anhand eines Fotos wiedererkennen, das von einem Säugling gemacht wurde? Das ist …«
    Â»Da waren nicht nur Kinderaufnahmen.« Attia ließ Claudia nicht aus dem Blick. »Jemand hat Gemälde von ihr in das Buch gepackt. Bilder, genau wie die von uns. Davon, wie sie aufwuchs. Wie sie alles hatte, was sie wollte: Kleidung, Spielzeug, Pferde. Bilder von ihrer …«
    Â»Verlobung?«, fragte Keiro beißend.
    Finn drehte sich zu Attia und sog scharf die Luft ein. »War ich dort? War ich auch auf dem Bild, Attia?«
    Ihre Lippen waren fest zusammengepresst. »Nein.«
    Â»Bist du dir sicher?«
    Â»Ich würde es dir sagen, wenn es anders wäre.« Mit ernster Miene wandte sie sich ihm zu. »Ich würde es dir wirklich erzählen, Finn. Aber da war nur sie.«
    Er musterte Claudia. Sie schien wie betäubt vom Schock. Dann ließ Finn den Blick zu Jared wandern, der murmelte: »Ich bin auch hier auf den Namen Sapphique gestoßen. Es scheint, dass er tatsächlich geflohen ist.«
    Gildas wirbelte herum, und die beiden Sapienti tauschten Blicke aus. »Versteht ihr, was das bedeutet?« Der alte Mann schien zu triumphieren. Er blutete und humpelte, aber sein ganzer Körper wirkte von neuer Energie erfüllt. »Man hat Claudia hier herausgeholt. Sapphique ist geflohen. Es gibt also einen Weg. Vielleicht können wir Incarceron öffnen, wenn wir die beiden Schlüssel zusammenführen.«
    Jared runzelte die Stirn. »Claudia? Was meinst du?«, fragte er.
    Einen Moment lang konnte sie sich nicht bewegen. Dann
fuhr ihr Kopf herum, und sie schaute Finn eindringlich in die Augen. Ihr Blick war wild entschlossen und unerbittlich. »Lass den Schlüssel die ganze Zeit über aktiviert«, sagte sie. »Wenn ich in Incarceron bin, dann muss ich euch irgendwie finden.«

30
    Alle meine Jahre liefen auf diesen Moment zu.
Alle meine Wege führten bis zu dieser Wand.
Alle meine Worte hatten Bestand bis zu dieser Stille.
All mein Stolz dauerte bis zu diesem Sturz.
    LIEDER VON SAPPHIQUE
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    Ã„ ngstlich lief Claudia im Arbeitszimmer auf und ab, in schwarzer Hose und dunkler Jacke. »Nun?«
    Â»Noch fünf Minuten.« Jared machte sich an den Kontrollvorrichtungen zu schaffen, ohne den Blick zu heben. Er hatte bereits ein Taschentuch auf dem Stuhl ausgebreitet und dann das Gerät eingeschaltet; das Stück Stoff war verschwunden, aber er konnte es einfach nicht wieder zurückholen.
    Claudia starrte auf die Tür.
    In einem Anfall von Zorn, dessen Heftigkeit sie selber in Erstaunen versetzt hatte, hatte sie ihr Hochzeitskleid ruiniert, die Spitze zerfetzt und den rüschenbesetzten Rockteil aufgerissen. Das alles war jetzt vorbei. Das Protokoll spielte keine Rolle mehr für sie. Sie befand sich jetzt im Krieg. Als sie durch die dunklen Kellerräume gerannt war, hatte sie Phasen der Wut, der Fassungslosigkeit und der Leere angesichts einer verschwendeten Vergangenheit durchlaufen.
    Â»In Ordnung.« Jared blickte zu ihr hoch. »Ich glaube, ich verstehe,
was hier was ist, aber wohin diese Maschine dich genau bringen wird, Claudia …«
    Â»Ich weiß, wohin sie mich bringt. Weg von ihm .« Die Mitteilung, dass John Arlex nicht ihr Vater war, dröhnte noch immer in ihrem Kopf wie der endlose Widerhall eines lauten Getöses, und sie hatte das Gefühl, dass sie nie wieder irgendetwas anderes als die leisen, vernichtenden Worte dieses Mädchens hören würde.
    Jared sagte: »Setz dich auf den Stuhl da.«
    Claudia packte ihr Schwert, ging hinüber und zögerte einen Moment lang.
    Â»Was ist mit dir? Wenn mein Vater herausfindet …«
    Â»Mach dir um mich keine Gedanken.« Jared griff sanft nach ihrem Arm und brachte sie dazu, Platz zu nehmen. »Es wird Zeit, deinem Vater die Stirn zu bieten. Ich bin sicher, dass mir das guttun wird.«
    Claudias Gesicht verdüsterte sich. »Meister … wenn er dir etwas antut …«
    Â»Du solltest dich jetzt nur darum kümmern, Giles zu finden und ihn heil zurückzubringen. Die Gerechtigkeit muss siegen. Viel Glück, Claudia.« Er hob ihre Hand und küsste sie förmlich. Einen Augenblick lang war sie von dem entsetzlichen Gedanken überwältigt, sie könnte ihn vielleicht nicht

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