Incarceron
Meister.«
Jared starrte ihn an. »Eine schlaflose Nacht, Sir.«
»Ah, ja. Aber schon bald werden all Eure Sorgen ein Ende finden.«
Der fette Mann lächelte und wedelte sich mit einem kleinen, schwarzen Fächer Luft zu. »Bitte richtet Claudia meine besten Wünsche aus.«
Wieder verbeugte er sich und wandte sich ab. Plötzlich sagte Jared: »Einen Moment, Mylord. An jenem Tag ⦠als Ihr ein gewisses Versprechen gabt â¦Â«
»Ja?« Evians geziertes Auftreten war wie weggeblasen, stattdessen wirkte er auf der Hut.
»Ihr habt den Neunfingrigen erwähnt.«
Evian stierte ihn an. Dann packte er Jared am Arm und zerrte ihn in die Menge hinein. Er drängte sich so schnell an den Leuten vorbei, dass diese verwunderte Blicke tauschten, während sie grob beiseitegeschoben wurden. DrauÃen auf dem Flur zischte Evian: »Sprecht diesen Namen niemals laut aus. Es ist ein geheiligter Name für jene, die glauben.«
Jared riss seinen Arm los. »Ich habe von vielen Kulten und Glaubensgemeinschaften gehört. Ganz sicher von allen, die die Königin zulässt. Aber dieser â¦Â«
»Dies ist nicht der richtige Tag, um über Religion zu diskutieren.«
»Doch, das ist es.« Jareds Augen waren hellwach und scharf. »Und uns bleibt nur wenig Zeit. Hat Euer Held noch einen anderen Namen?«
Evian stieà verärgert die Luft aus. »Das kann ich wirklich nicht verraten.«
»Doch, das könnt Ihr, Mylord«, sagte Jared betont freundlich,
»oder ich werde jetzt auf der Stelle einen solchen Aufruhr anzetteln und so laut Eure Mordpläne herausschreien, dass jede Wache im ganzen Palast davon erfährt.«
Auf Evians Stirn sammelte sich SchweiÃ. »Ich denke, das werdet Ihr nicht tun.«
Jared schaute hinunter: Der fette Mann hatte einen Dolch in seiner Hand und presste die Klinge in Jareds Magengegend. Angestrengt schaute er dem Mann in die Augen. »So oder so, Mylord, Ihr würdet auffliegen. Alles, was ich erfahren will, ist ein Name.«
Einen Moment lang standen sie einander von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Dann sagte Evian: »Ihr seid ein mutiger Mann, Sapient, aber verärgert mich nicht noch einmal. Und was den Namen angeht: Ja, es gibt tatsächlich einen, der aus allerfrühesten Zeiten stammt und nur noch in Legenden auftaucht. Es ist der Name des Einen, der behauptet, er sei aus Incarceron geflohen. In den mysteriösesten unserer Schriften wird er als Sapphique bezeichnet. Befriedigt das Eure Neugierde?«
Für den Bruchteil einer Sekunde starrte Jared ihn wortlos an. Dann stieà er ihn beiseite und rannte los.
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Keiro war auÃer sich vor Wut; er und Gildas schrien Claudia an. »Wie kannst du uns im Stich lassen?«, rief Gildas mit beiÃender Stimme. »Sapphique ist die Flucht gelungen! Natürlich gibt es einen Ausweg!«
Claudia schwieg und schaute Finn an, der zusammengesunken in einer Ecke des zerstörten Schiffes dasaÃ, niedergeschlagen und wie erstarrt. Seine Jacke war zerrissen, und er hatte Schürfwunden im Gesicht. Claudia war sich jetzt sicherer als je zuvor, dass es sich bei ihm um Giles handelte. Nun, wo es zu spät war.
»Und du heiratest ihn?«, fragte er leise.
Gildas fluchte. Keiro bedachte seinen Eidbruder mit einem
vernichtenden Blick. »Wen kümmert es, wer ihr Ehemann wird? Vielleicht hat sie ja beschlossen, dass sie ihn lieber mag als dich.« Er drehte sich um, die Hände auf den Hüften, und schaute sie mit arrogantem Ausdruck an. »Ist es das, Prinzessin? Waren wir nur eine kleine Ablenkung für dich, ein nettes, kleines Spielzeug?« Er machte eine abfällige Bewegung mit dem Kopf. »So hübsche Blumen. Und so ein liebliches Kleid!«
Er trat derartig nah an sie heran, dass sie beinahe das Gefühl hatte, er könnte die Hand ausstrecken und nach ihr greifen. Doch da sagte Finn: »Halt den Mund, Keiro.« Er stand auf und wandte sich an Claudia. »Erklär mir wenigstens, warum. Warum ist eine Flucht unmöglich?«
Sie konnte es nicht sagen. Wie sollte sie ihnen die Wahrheit begreiflich machen? »Jared hat einige Dinge herausgefunden. Du musst mir glauben.«
»Was denn für Dinge?«
»Ãber Incarceron. Die Sache ist vorbei, Finn. Bitte. Bau dir dort ein Leben auf. Vergiss AuÃerhalb  â¦Â«
»Und was ist mit mir?«, fauchte Gildas. »Ich habe sechzig Jahre damit
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