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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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unglücklich aus. »Ja. Und das macht es noch dringender, dass wir in das Arbeitszimmer gelangen.«
    Die Kerze flackerte, als Claudia bestürzt den Atem ausstieß. »Du meinst …«
    Â»Ich fürchte schon, Claudia. Der Brief der Königin war an deinen Vater adressiert.«

5
    Einst lebte ein Mann namens Sapphique. Woher er kam, ist
ein Rätsel. Einige sagen, er sei im Gefängnis geboren worden,
geschaffen aus wiederverwerteten Überresten. Andere sagen, er
sei von außerhalb gekommen; denn von allen Menschen war
er es allein, der zurückkehrte. Wieder andere behaupten, dass
es einen solchen Mann gar nicht gegeben habe, sondern nur
eine Kreatur, die aus den flirrenden Funken bestand, welche
die Verwirrten in ihren Träumen sehen und Sterne nennen.
Und einige behaupten, er sei ein Lügner und ein Narr gewesen.
    LEGENDEN VON SAPPHIQUE
    Â 
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    D u musst etwas essen.« Mit finsterer Miene sah Finn zu der Frau hinunter. Seit sie sich hingesetzt hatte, hielt sie ihr Gesicht beharrlich von ihm abgewandt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
    Sie sprach kein einziges Wort.
    Er knallte den Teller vor ihr hin und ließ sich neben ihr auf die Holzbank sinken. Um sie herum ertönte das lärmende Geschrei der Comitatus beim Frühstück. Eine Stunde war seit Lichtan vergangen  – dem Moment, an dem jene Türen, die nicht beschädigt waren, mit einem kreischenden Geräusch aufsprangen. Es hatte Jahre gedauert, bis er sich an diesen Laut gewöhnt hatte. Er hob den Blick zu den Deckensparren und sah, dass ihn eines der
Gefängnisaugen neugierig beobachtete. Das kleine, rote Licht starrte, ohne zu blinzeln, zu ihm herab.
    Finns Gesicht verfinsterte sich erneut. Niemand sonst nahm von den Augen noch Notiz, aber er verabscheute sie. Er stand auf und kehrte diesem Auge den Rücken zu.
    Â»Komm mit«, knurrte er, an die Frau gewandt. »Irgendwohin, wo es ruhiger ist.«
    Â 
    Mit raschen Schritten ging er davon, ohne sich umzudrehen und ohne sich zu vergewissern, ob sie ihm folgte. Auf Keiro konnte er nicht mehr länger warten. Keiro war fortgegangen, um sich seinen eigenen und Finns Anteil am Beutegut zu sichern, denn so war es immer schon gewesen. Keiro kümmerte sich um diese Art von Angelegenheiten. Bereits vor langer Zeit war Finn klar geworden, dass ihn sein Eidbruder dabei mit größter Sicherheit übers Ohr haute, aber er fand das nicht besonders schlimm. Er duckte sich unter einem Bogen hindurch und kam am Kopfende einer breiten Treppe heraus, die sich hinab in die Dunkelheit schraubte.
    Hier draußen war der Lärm gedämpft und füllte den höhlenartigen Schacht mit eigenartigem Widerhall. Einige magere Sklavenmädchen huschten vorbei und schauten verstohlen und angsterfüllt in seine Richtung, wie es stets der Fall war, wenn einer der Comitatus sie auch nur mit seinen Blicken streifte. Von der unsichtbaren Decke hingen riesige Ketten in Bögen wie große Brücken herab, und jedes Glied davon war mehr als mannsgroß. In einigen von ihnen hatten sich die Uber-Spinnen eingenistet und das Metall mit ihren klebrigen Netzen überzogen. Ein halb verdorrter Hund hing kopfüber aus einem Kokon heraus.
    Als Finn sich umdrehte, stand die Maestra hinter ihm.
    Er machte einen Schritt auf sie zu, und seine Stimme war
gedämpft. »Hör mir zu. Ich musste dich mitnehmen. Ich will dir nichts tun. Aber dort draußen auf dem Transitweg hast du eine Bemerkung gemacht. Du sagtest, dass du dies hier wiedererkennst.«
    Er schob seinen Ärmel zurück und streckte ihr sein Handgelenk entgegen.
    Sie warf einen verächtlichen Blick darauf. »Ich war dumm genug, Mitleid mit dir zu haben.«
    Zorn stieg in ihm auf, aber er kämpfte ihn nieder. »Ich muss es wissen. Ich habe keine Ahnung, wer ich bin oder was dieses Mal bedeutet. Ich erinnere mich an nichts.«
    Nun sah sie ihn an. »Du bist ein Zellgeborener?«
    Die Bezeichnung verärgerte ihn. »Manche nennen uns so, ja.«
    Sie fuhr fort: »Ich habe von ihnen gehört, aber noch nie einen gesehen.«
    Finn wandte den Blick ab. Es verunsicherte ihn, über sich selbst zu sprechen. Aber er spürte ihr Interesse, und das war möglicherweise seine einzige Chance. Er ließ sich auf die oberste Stufe sinken und spürte den kalten, behauenen Stein unter seinen Händen.
    Â 
    Während er in die Dunkelheit starrte, erzählte er: »Ich bin

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