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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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Gesicht.
    Â»Der Prinz ist bei einem Sturz von seinem Pferd ums Leben gekommen. Das haben Ärzte bestätigt. Sein Körper lag drei Tage in der Großen Halle des Palastes aufgebahrt. Tausende sind an ihm vorbeigezogen. Dein eigener Vater …«
    Â»Sie muss ihn getötet haben. Sie war eifersüchtig auf ihn.«
    Â»Sie hat sich niemals etwas Derartiges anmerken lassen. Und der Leichnam wurde eingeäschert. Es gibt nun keine Möglichkeit mehr für irgendwelche Untersuchungen.« Er seufzte. »Merkst du denn nicht, wie es aussähe, Claudia? Du wirst nur wie ein verzogenes Mädchen dastehen, das sich nicht in ihre arrangierte Ehe fügen will und deshalb bereit ist, jeden erdenklichen Skandal zu provozieren, nur um einen Ausweg zu finden.«
    Sie stieß die Luft durch die Zähne. »Das ist mir egal. Was …«
    Er richtete sich auf. »Still.«
    Sie erstarrte. Das Fuchsjunge war aufgestanden und hatte die Ohren aufgestellt. Ein Luftzug fuhr unter der Tür hindurch.
    Sofort bewegten sich Jared und Claudia. In Sekundenschnelle war Claudia am Fenster und verdunkelte das Glas. Als sie sich umwandte, sah sie Jareds Finger auf dem Kontrollfeld, wo er die Sensoren und Alarmvorrichtungen überprüfte, die er auf der
Treppe installiert hatte. Kleine, rote Lichter tanzten und flimmerten.
    Â»Was ist?«, flüsterte Claudia. »Was ist los?«
    Einen Augenblick lang antwortete Jared nicht. Dann sagte er mit leiser Stimme: »Da war irgendetwas. Etwas Winziges. Vielleicht ein Lauschgerät.«
    Claudias Herz pochte. »Mein Vater?«
    Â»Wer weiß. Vielleicht auch Lord Evian. Oder Medlicote.«
    Lange Zeit standen sie im Dämmerlicht und lauschten. Die Nacht war ruhig. Irgendwo in der Ferne bellte ein Hund. Claudia konnte das schwache Mähen der Schafe auf der Weide hinter dem Graben hören und den Schrei einer Eule auf der Jagd. Nach einer Weile verriet ihnen ein raschelndes Geräusch im Zimmer, dass sich das Fuchsjunge wieder zum Schlafen zusammengerollt hatte. Die Kerze flackerte und ging aus. In die Stille hinein sagte Claudia: »Ich werde morgen ins Arbeitszimmer gehen. Selbst wenn ich nichts über Giles herausfinden kann, dann erfahre ich vielleicht wenigstens etwas über Incarceron.«
    Â»Während ein Gast im Haus ist …?«
    Â»Es ist meine letzte Chance.«
    Jared fuhr sich mit den Fingern durch das strubbelige Haar. »Claudia, du musst mich jetzt verlassen. Wir werden morgen darüber sprechen.« Mit einem Mal war sein Gesicht schneeweiß geworden, und er stützte seine Hände flach auf die Tischplatte. Er beugte sich vor und atmete schwer.
    Claudia ging leise um das Teleskop herum. »Meister?«
    Â»Meine Medikamente. Bitte.«
    Sie griff nach der Kerze, entzündete sie erneut und verfluchte das Gebot der Äratreue zum hundertsten Mal.
    Â»Wo …? Ich kann sie nicht finden …«
    Â»Das blaue Kästchen. Bei dem Astrolabium.«
    Sie schob ein paar Dinge beiseite und nahm Stifte, Papiere,
Bücher und das Kästchen in die Hand. Im Innern lagen eine kleine Spritze und mehrere Ampullen. Sorgfältig zog sie eine der Spritzen auf und brachte sie Jared. »Soll ich …?«
    Er lächelte milde. »Nein. Das schaffe ich schon.«
    Sie schob die Kerze näher. Jared rollte seinen Ärmel hoch, und sie sah die unzähligen Narben um die Vene herum. Vorsichtig setzte der Sapient die Spritze; der Mikroinfuser berührte kaum die Haut. Als er sie wieder in das Kästchen zurücklegte, war seine Stimme ruhiger und fester. »Danke, Claudia. Und schau nicht so erschrocken. Dieser Zustand bringt mich schon seit zehn Jahren um und hat’s doch gar nicht eilig dabei. Wahrscheinlich dauert es noch weitere zehn Jahre, ehe es mit mir zu Ende geht.«
    Sie konnte nicht lächeln. Augenblicke wie dieser machten ihr Angst. »Soll ich jemanden schicken …?«
    Â»Nein, nein. Ich werde zu Bett gehen und schlafen.« Er reichte ihr seine Kerze und sagte: »Sei vorsichtig, wenn du die Treppe hinabsteigst.«
    Sie nickte zögernd und durchquerte den Raum. An der Tür blieb sie stehen und drehte sich um. Jared schien darauf gewartet zu haben. Er klappte das Kästchen zu, und der dunkelgrüne Stoff seines Gelehrtenumhangs mit dem hohen Kragen schimmerte.
    Â»Meister, dieser Brief… Weißt du, an wen er geschrieben wurde?«
    Er hob den Blick und sah

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