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Incarceron

Incarceron

Titel: Incarceron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Fisher
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kam, lag ich auf dem Rücken in einem Waggon, zusammen mit einem Berg Getreide und einigen Dutzend Ratten. Die Comitatus hatten mich auf einer ihrer Patrouillen aufgesammelt. Sie hätten mich auch versklaven oder mir die Kehle durchschneiden können. Der Sapient war es, der sie davon abhielt. Auch wenn inzwischen Keiro dieses Verdienst für sich beansprucht.«
    Sie lachte rau. »Das glaube ich sofort. Und du hast nie versucht, diesen Tunnel wiederzufinden?«
    Â»Doch, das habe ich. Aber ich war nicht erfolgreich.«
    Â»Stattdessen lebst du mit diesen … Tieren.«
    Â»Es gab niemanden sonst. Und Keiro brauchte einen Eidbruder, denn ohne einen Verschworenen kann man hier nicht überleben. Er glaubte, meine … Visionen könnten sich eines Tages als nützlich erweisen. Vielleicht erkannte er auch, dass ich verwegen genug für ihn war. Wir schnitten uns in die Hände, mischten unser Blut und schritten gemeinsam unter einem Kettenbogen hindurch. Das machen sie hier so  – der heilige Bund.
Wir bewachen einander. Wenn einer stirbt, wird der andere Rache für ihn nehmen. Dieser Pakt kann niemals gebrochen werden.«
    Sie sah sich um. »Ich würde ihn mir nicht als Bruder auswählen. Und der Sapient?«
    Finn zuckte mit den Schultern. »Er glaubt, dass diese Erinnerungsblitze von Sapphique geschickt werden. Sie sollen uns helfen, den Weg hinaus zu finden.«
    Die Maestra schwieg. Leise fuhr Finn fort: »Nun kennst du meine Geschichte, also erzähle mir alles über diese Tätowierung auf meiner Haut. Du hast etwas von einem Kristall gesagt …«
    Â»Ich war freundlich zu dir.« Ihre Lippen waren fest aufeinandergepresst. »Und im Gegenzug bin ich entführt worden, und vermutlich werde ich von einem Mörder getötet, der glaubt, er könne Leben als Vorrat für sich selber aufbewahren. In silbernen Ringen!«
    Â»Mach darüber keine Scherze«, erwiderte Finn beunruhigt. »Das ist gefährlich.«
    Â»Du glaubst daran?« Sie klang erstaunt.
    Â»Es ist wahr. Sein Vater hat zweihundert Jahre gelebt …«
    Â»Unsinn!« Sie war voller Verachtung. »Sein Vater mag ein hohes Alter erreicht haben, aber wahrscheinlich nur deshalb, weil er immer das beste Essen und die wärmste Kleidung für sich beansprucht hat, während er alle Gefahr seinen törichten Anhängern überließ. Solchen wie dir.« Sie drehte sich um und starrte ihn an. »Du hast dir mein Mitgefühl erschlichen. Und das tust du noch immer.«
    Â»Nein, das tue ich nicht. Ich habe mich selbst gefährdet, indem ich dich rettete. Das hast du gesehen.«
    Die Maestra schüttelte den Kopf, ihre Lippen waren dabei eine schmale Linie. Dann packte sie Finn am Arm, und ehe er
sich losreißen konnte, hatte sie seinen zerlumpten Ärmel hochgeschoben.
    Seine schmutzige Haut war voller Blutergüsse, aber unversehrt.
    Â»Was ist mit deinen Verletzungen geschehen?«
    Â»Sie sind geheilt«, antwortete er leise.
    Voller Abscheu ließ sie seinen Ärmel zurückfallen und wandte sich von ihm ab.
    Â»Was wird mit mir geschehen?«
    Â»Jormanric wird einen Boten zu deinen Leuten schicken. Als Lösegeld wird er dein Gewicht in Schätzen fordern.«
    Â»Und wenn sie nicht bezahlen?«
    Â»Das werden sie ganz sicher tun.«
    Â»Und wenn nicht?« Sie drehte sich wieder zu ihm. »Was dann?«
    Unglücklich zuckte er mit den Schultern. »Dann wirst du hier als Sklavin enden. Du wirst Erz fördern oder Waffen herstellen. Es ist eine gefährliche Arbeit. Wenig Essen. Er lässt sie bis zum Tod schuften.«
    Sie nickte. Den Blick starr in die dunkle Leere der Treppe gerichtet, holte sie tief Atem, und er sah, wie sich in der kalten Luft vor ihrem Mund weißer Nebel bildete. Dann sagte sie: »In diesem Fall treffen wir eine Abmachung. Ich lasse sie den Kristall bringen, und du lässt mich frei. Heute Nacht noch.«
    Sein Herz hämmerte. Aber er sagte: »Das ist nicht so einfach …«
    Â»Doch, so einfach ist das. Andernfalls gebe ich dir gar nichts. Finn Zellgeborener. Nichts. Niemals.«
    Sie drehte sich um, und ihre dunklen Augen starrten ihn unverwandt an. »Ich bin die Maestra meiner Leute, und ich werde mich niemals dem Abschaum beugen.«
    Sie war mutig, dachte er, aber sie hatte keine Ahnung. In weniger als einer Stunde könnte Jormanric sie dazu bringen, ihm
schreiend und wimmernd

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