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Incognita

Incognita

Titel: Incognita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris von Smercek
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entdeckte. Sie waren ordentlich miteinander verkabelt, irgendeinem höheren Muster folgend, das John als Laie nicht nachvollziehen konnte. In einem anderen Schrank blinkten rote, grüne und gelbe Lämpchen. Und auf mindestens zwei Dutzend Digitalanzeigen waren Zahlenreihen zu erkennen, die nur Eingeweihten etwas sagten.
    Johns Blick wanderte weiter. In der Mitte des Raums saßen zwei Männer über ein Schaltpult gebeugt. Sie hatten John den Rücken zugekehrt und gingen, wie es schien, irgendeine Checkliste durch. Weiter rechts standen drei weitere Männer beisammen, offenbar in ein Gespräch vertieft. Einer von ihnen hob die Hand zur Begrüßung – Gordon Cox.
    »John, da bist du ja!«, rief er erfreut. »Gerade rechtzeitig, wie ich meine. Willkommen in meinem Reich!« Er kam herüber und klopfte John freundschaftlich auf die Schulter, als habe es nie einen Streit zwischen ihnen gegeben. »Wir haben alle Vorbereitungen getroffen. Ich schwöre dir, was wir dir heute zeigen, hast du noch nie gesehen!«
    »Das will ich schwer hoffen«, entgegnete John. »Immerhin musste ich mich für diese Überraschung in einem Kofferraum durch halb London kutschieren lassen.« Eine kleine Übertreibung. Sollte Gordon ruhig wissen, dass ihm der Auftakt zu diesem Treffen nicht gefallen hatte.
    Gordon grinste. »Glaub mir, alter Junge, in ein paar Minuten hast du den Kofferraum meines BMW vergessen. Du wirst mir dafür danken, dass ich dich eingeladen habe. Und du wirst mich auf Knien anbetteln, dein Geld bei mir investieren zu dürfen.«
    Obwohl Gordons Begeisterung in jedem seiner Worte spürbar war, hielten sich Johns Erwartungen eher in Grenzen. Gordon war schon immer ein Träumer gewesen. Und er neigte zur Übertreibung, wenn es seinen Zielen diente.
    »Ich sehe, du glaubst mir noch nicht so recht.«
    »In der Tat.«
    »Warum nicht?«
    »Weil die meisten deiner Fantastereien wie Seifenblasen sind, die beim ersten Windhauch zerplatzen.«
    Gordon nickte und fixierte John. »Das mag früher so gewesen sein, aber diesmal, mein Freund, diesmal nicht. Du wirst es sehen!«
    Er packte John am Oberarm und führte ihn in die Mitte des Raums hinter das Schaltpult. Dort befand sich eine halbrunde Wand aus verdunkeltem Glas. John glaubte zuerst, dass dahinter weitere Computer verstaut waren, erkannte jetzt jedoch die Umrisse einer gewaltigen Maschine.
    »Öffne die Kabine, Phil!«, sagte Gordon zu einem der Männer am Schaltpult. Der Angesprochene drückte einen Knopf, woraufhin sich die verdunkelte Glaswand mit leisem Zischen auseinanderschob. Gordon und John betraten den abgetrennten Raum, hinter ihnen schlossen sich die Türen wieder. Plötzlich war es beklemmend still, als befänden sie sich tief im Innern einer unterirdischen Höhle.
    »Schallisoliert«, kommentierte Gordon. »Es dringt absolut kein Laut hier herein. Und von außen können die Sichtfenster dicht gemacht werden, dann kommt man sich hier drinnen vor wie im absoluten Nichts. Diese Kabine ist wie ein Kokon.«
    Momentan drang durch die getönten Scheiben jedoch genügend Licht, damit John die Maschine in Augenschein nehmen konnte. Sie stand in der Mitte des Raums und sah etwa so aus, wie John sich einen Computertomographen vorstellte: eine waagerechte, zylindrische Röhre, umgeben von einem Chromgehäuse, das fast bis zur Decke reichte. Aus der Röhre ragte eine Art gepolsterter Schlitten – eindeutig eine Liegefläche. Links und rechts am Schlitten waren Verschalungen angebracht, aus denen Dutzende von Elektroden ragten.
    »Was ist das?«, wollte John wissen.
    »Das, mein Freund, ist der Grund, weshalb ich dich eingeladen habe. Dieser Apparat wird unser aller Leben revolutionieren, in einem Maß, wie wir es bislang nur aus Science-Fiction-Filmen kennen. Dieser Apparat ist unsere Vergangenheit und unsere Zukunft!«
    »Könntest du wohl etwas konkreter werden?«, fragte John ungeduldig, doch im selben Moment begriff er auch schon, was Gordon ihm hier präsentierte. Ein unterirdisches Labor, all die Computer, Gordons an Verfolgungswahn grenzende Geheimniskrämerei und dann noch dieser seltsame Apparat – war es tatsächlich möglich, dass Gordon den Traum wahrgemacht hatte, über den sie so viele Male während des Studiums diskutiert hatten? Den Traum, über dessen Realisierbarkeit sich die genialsten Köpfe der Wissenschaft stritten?
    Hatte Gordon das älteste Rätsel des Universums gelöst?
    John deutete fassungslos auf die Chromkonstruktion. »Du willst doch nicht allen

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