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Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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auf den Beinen zu halten. Er verfügte vielleicht nicht über Kendras Fähigkeiten, aber er wusste, wie man mit einem Baseballschläger umging. Das hatte ihn sein Vater gelehrt.
    Kendra war bei Lucas geblieben. Ihr erster Gedanke war gewesen, die Führung zu übernehmen und die anderen zu schützen, doch ihr Instinkt riet ihr, da zu bleiben. Sie konnte es nicht erklären, aber was Lucas betraf, hatte sie gelernt, auf ihre Gefühle zu vertrauen. Er hatte eine stille Kraft an sich, und Kendra hatte in den letzten Tagen gespürt, wie seine Macht immer mehr zunahm. Jetzt brannte seine leuchtend blaue Aura, durch die Kristallfunken tanzten, mit einer Intensität, die sie noch nie erlebt hatte.
    Am Anfang hatte sie noch an dem Evakuierungsplan für ihren Tunnelabschnitt festgehalten und Lucas gesagt, wo sie hinmussten. Sie waren zum Garten gelaufen, wo sie über die Gerüste und das Loch in der Decke nach draußen entkommen konnten. Doch als sie dort eintrafen, waren sie wie vom Blitz getroffen stehen geblieben und hatten in entsetztem Schweigen beobachtet, was sich dort abspielte.
    Männer in dunklen Uniformen ließen sich an Seilen durch das Loch herab. Im bläulichen Schimmer des Mondes sahen sie mit ihren unheimlichen grünen Augen aus wie Giftspinnen. Sie trugen Gewehre, waren gerüstet wie für einen Krieg. Lucas zögerte nicht. Er änderte ihre Fluchtroute, um den Männern vorauszubleiben. Während Kendra die kleinsten Kinder einsammelte, versorgte Lucas sie mit Informationen darüber, was er spürte. Er blieb ruhig und sagte die ganze Zeit über kein Wort. Er hatte gelernt, seine Fähigkeiten ganz selbstverständlich zu nutzen.
    Bis zum alten Zug ist der Osttunnel sauber. Geht sofort dorthin. Der Gemeinschaftsbereich ist tabu!
    Sie schickte telepathische Botschaften an die anderen weiter, wusste aber nicht, ob sie irgendjemand hören konnte. Wenn diese Männer vom Garten wussten, würden sie zweifellos aus mehreren Richtungen angreifen und sie in die Enge treiben. Sie mussten den Männern vorausbleiben und Ausgänge nutzen, von denen niemand außer ihnen wissen konnte, Durchgänge, die zu schmal waren für große Männer.
    Ihre Augen brannten, und sie bekam kaum mehr Luft. Was für Feiglinge mussten das sein, dass sie Kinder mit Gewehren, Sprengstoff und Tränengas jagten?
    Als sie die stillgelegten Gleise erreichten, brannten Kendras Beine von der Anstrengung, und sie rang nach Luft. Sie hatte im Dunkeln auf mehreren Meilen Tunnelnetz die Kinder zusammengetrommelt, um alle in Sicherheit zu bringen. Jetzt war sie unendlich erschöpft. Doch ihre körperlichen Gefühle waren nichts gegen den Schmerz in ihrer Seele. Zu sehen, wie ihre Familie von bewaffneten Männern gejagt wurde, raubte ihr alle Kraft, ließ ihren Kopf wummern. Sie war schweißgebadet, und Gasdämpfe und Schmutz brannten in ihren Augen.
    Vor sich sah sie weitere Kinder, aber es waren bei Weitem nicht genug. Sie spürte, dass sie einige verloren hatte, und das brachte sie fast um den Verstand. Die Zwillinge und Benny hatten es geschafft, aber einer der Zwillinge war verletzt. Er konnte kaum mehr laufen. Kendra hatte noch nie erlebt, wie verloren die beiden Jungen ohne einander waren. Durch die Verletzung war ihre geistige Verbindung beschädigt worden. Sie waren einander so nahe, und jetzt, wo der eine von ihnen ganz mit seinem Schmerz beschäftigt war, hatte sich der andere völlig in sich selbst zurückgezogen. Sie brauchten einander, um vollständig zu sein.
    Kendra hatte nichts davon gewusst. Die Zwillinge waren doch noch Kinder! Ihre Fähigkeiten zu benutzen war wie ein Spiel für sie – ein kleiner Streich. Doch das hier war kein Spiel.
    Folgt mir. Bleibt dicht bei mir .

    Kendra nahm Benny bei der Hand, und Lucas half dem hinkenden Zwilling. Sie führte sie von den Zugschienen aus in einen anderen Gang, an dessen Ende ein Riss in der Ziegelwand klaffte, nicht mehr als ein Schlitz. Nur die kleinsten Kinder würden hindurchpassen, doch auf der anderen Seite hatten sie eine Chance zu entkommen und den Evakuierungspunkt durch einen Kriechkeller zu erreichen. Die Männer, die hinter ihnen her waren, würden den Kleinen nicht folgen können.
    Das bedeutete, dass Lucas und sie einen anderen Ausweg finden mussten. Ehe sie ihm ihren Plan erklären konnte, berührte Lucas sie an der Schulter und sah ihr in die Augen. Selbst

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