Indigo - Das Erwachen
sie an, als sie schreiend den Hügel hinab und direkt auf ihn zu lief. Er tat nichts, um ihr zu helfen, sondern hob nur sein Handy, um ihre Entwürdigung auf Video aufzuzeichnen.
Fiona würde der nächste YouTube-Hit werden. Aber abgesehen davon, dass ihr Hintern dank Pilates in Bestform war, leider nicht in einer ihrer Sternstunden.
Zentrum von L.A .
Boelens spürte, wie sich die Angst immer tiefer in sein Gehirn vorarbeitete, und er konnte nichts dagegen tun. Blendendes Licht stach in seinen Augen, und immer lauter werdendes wildes Geheul schallte durch die Gänge. Bildete er sich die Schatten der Pitbulls, die vordem Licht vorbeihuschten, nur ein? Ihre Schädel waren blutverschmiert und sie fletschten die Zähne, als hätten sie bereits einen Kampf hinter sich. Er betete, dass sie nur Hirngespinste waren, aber einen Irrtum konnte er sich nicht leisten.
Er schnappte sich sein Sturmgewehr und zielte auf die rasenden Hunde, aber ehe er den Abzug betätigen konnte, hörte er seinen Namen. Ein heiseres Flüstern streifte sein Ohr. Blind schlug er in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und riss seinen Kopf herum, doch da war niemand. Als er seinen Namen erneut hörte, wirbelte er mit schussbereitem Gewehr auf dem Absatz herum.
Was er sah, raubte ihm den Atem.
Er starrte direkt in die anklagenden Gesichter eines Heers von Toten. Ihre Körper waren brutal behandelt worden, alles Wunden, die Boelens ihnen zugefügt hatte. Kopfschüsse, aufklaffende Kehlen, Verstümmelungen, die er niemals vergessen würde. Es waren Männer, die er getötet hatte. Er konnte sich an jeden einzelnen erinnern â wie sie gestorben waren, wie ihre letzten Atemzüge geklungen hatten, wie sie ihn im Moment ihres Todes angesehen hatten. Er hatte es niemals jemandem erzählt, aber diese Gesichter suchten ihn nachts heim.
Sie waren der Preis dafür, dass er noch am Leben war.
Niemand wusste von seinen wiederkehrenden Albträumen â seinen dunkelsten Ãngsten. Aber Kendra Walker hatte schon einmal ihren Weg in seinen Kopf gefunden. Er war ihr zum Opfer gefallen, und diesen Ãbergriff würde er niemals vergessen. Der Gedanke an sie schenkte ihm Kraft, denn er machte ihn wütend. Er brauchte keine Erlaubnis, um ihren Arsch zu pulverisieren. Eigentlich wollte OâDell doch nur Skywalker. Princess war diesmal zu weit gegangen. Soweit es sie betraf, war es ihm scheiÃegal, was die Kirche wollte. Sie war kein Mensch.
âNichts davon ist realâ, sagte er. âNur Skywalker und Princess.â
Boelens zielte jetzt auf Kendra Walker. Er wusste, dass er die Toten nicht noch einmal töten konnte. Aber er konnte sich an den Lebenden rächen.
19. KAPITEL
Der heulende Wind in den Tunneln machte es Boelens unmöglich, sich zu konzentrieren, während er mitansehen musste, wie seine Mission aus dem Ruder lief. Seine Männer waren desertiert. Die kleinen Psychofreaks lagen bewusstlos und erntebereit vor ihm auf dem Boden. Jeder von ihnen war für Boelens bares Geld wert, doch es gab Dinge, die ihm wichtiger waren als der schnöde Mammon. Rache zum Beispiel. Dass er noch immer von den albtraumhaften Dämonen der Männer, die er getötet hatte, verfolgt wurde, war ihm gleich. Denn er war sich sicher, dass er das Theater mit einem einzigen Todesschuss beenden konnte â und Kendra Walker war in Sichtweite.
Aber etwas lieà Boelens zögern. Eine Bewegung, die er im Augenwinkel wahrnahm.
âWaffe fallen lassen ⦠oder ich schieÃe.â Ein kleines Stimmchen, das versuchte, tapfer zu klingen.
Boelens spähte in die Dunkelheit. Ein Mädchen trat ins Mondlicht. Ihre Haare und Kleider flatterten im Wind, und ihre Hände zitterten, als sie ihre Pistole auf ihn richtete.
Er lächelte.
âDu hast nicht mal entsichertâ, rief er laut genug, damit sie ihn auch über den Wind hinweg hören konnte. âLeg die Waffe weg, ehe du jemandem wehtust.â
Das Mädchen blinzelte und schluckte schwer.
âRayne, was machst du denn hier?â, rief der Darby-Junge dem Mädchen zu. âIch habe dir doch gesagt, dass du nicht nach mir suchen sollst!â
Boelens wusste sofort, wer sie war.
âAber ich musste es tun, Luke.â Das Mädchen umklammerte die Waffe fester und behielt Boelens im Blick.
âWer ist sie?â, fragte Kendra.
âSie ist meine Schwester, und sie ist nicht wie ich. Bitte tun Sie
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