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Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
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wollte ihm alles erklären, sich entschuldigen, sofort ihr ganzes Herz ausschütten. Endlich hatte sie ihren Bruder vor sich, aber Luke ließ sie nicht zu Wort kommen. Er eilte zu ihr, zog sie in seine Arme und wirbelte sie herum, bis ihr ganz schwindelig war. Sie schloss die Augen und hielt ihn fest, verdrängte all die Besuche im Krankenhaus, bei denen er sie nicht erkannt hatte, weil die Medikamente ihren kleinen Bruder gestohlen hatten.
    Rayne konnte nicht anders. Sie weinte. Und Lucas weinte auch. Sie spürte sein lautloses Schluchzen und wusste, dass es einem ganzen Leben aus Reue und Trauer entsprang, das sie miteinander geteilt hatten.
    â€žIch liebe dich, Luke.“
    â€žDaran habe ich nie gezweifelt.“
    Ihre Zukunft war mehr als unsicher. Alles, was sie gehabt hatten, war fort, aber dafür bekamen sie die Chance, noch einmal von vorne anzufangen. Und sie hatten einander.
    Das war schon mal ein Anfang.
    Eine Stunde später – Sonnenaufgang
    Nach dem Angriff ging die Sonne genauso auf wie immer und badete Kendras Garten in ihrem frühmorgendlichen Licht. Doch diesmal schenkte ihr der Anblick der Pflanzen keine Freude. Er erinnerte sie nur daran, dass das Leben weiterging, obwohl ihre Welt – ihrer aller Welt – zerschmettert worden war.
    Die Überlebenden hatten sich im Gemeinschaftsbereich versammelt und beobachteten, wie Kendra sich schweigend setzte. Niemand redete. Alle warteten. Jedes Schniefen, jedes Schluchzen war wie ein Dolchstoß in Kendras Herz. Immer, wenn ein Geräusch aus den Tunneln drang, fuhren die Kinder herum, um zu sehen, wer dort kam. Kendra tat dasselbe, doch als die Zeit verstrich, spürte sie die Hoffnung aus ihrer Seele schwinden.
    Dort, wo Raphael gewesen war, klaffte ein Loch in ihrem Herzen. Der Schaden, der ihrer Familie zugefügt worden war – und allem, was sie und Raphael gemeinsam hatten aufbauen wollen –, tat ihr in der Seele weh. Sie konnte sich keine Zukunft ohne ihn vorstellen. Die Überlebenden zu sehen war ihr einziger Trost gewesen.
    Diejenigen, denen man Betäubungsmittel injiziert hatte, erwachten langsam aus ihrem Schlaf. Lucas’ Schwester Rayne kümmerte sich um sie. Sie hatte um eine Aufgabe gebeten, weil sie eine Beschäftigung brauchte, um sich abzulenken. Lucas und Gabriel hatten sich auf die Suche nach den Vermissten gemacht. Sie waren nur ein einziges Malzurückgekommen. Lucas hatte in dem Geröll, das die Explosion hinterlassen hatte, ein Unendlichkeitsarmband gefunden und es Kendra gebracht.
    Raphael .
    Sein Name war die letzte Botschaft, die sie ihnen allen schickte. Luke kniete sich vor sie und küsste ihre Wange. Sie umklammerte das Armband und wiegte sich vor und zurück.
    â€žDu solltest wissen, dass wir ihn vielleicht niemals finden werden. Die Explosion hat großen Schaden verursacht“, flüsterte Lucas und fuhr ihr mit der Hand durchs Haar, doch sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Alles, was sie sah, war Raphael.
    â€žWir suchen nach weiteren Überlebenden. Die Zwillinge und noch ein paar andere sind auf dem Weg hierher.“ Gabriel stand in der Nähe ihres zerstörten Gartens und richtete das Wort an alle. „Wir suchen auch dort, wo die Explosion den Tunnel zum Einsturz gebracht hat, aber der Schaden ist gewaltig, und … wir sind hier nicht mehr sicher. Falls einige der Vermissten bei dem Angriff entführt wurden, werden wir vielleicht nie erfahren, was mit ihnen passiert ist.“
    Kendra spürte die Vergeblichkeit ihres Vorhabens besonders stark, weil sie wusste, dass die Uhr tickte. Die Believers waren wie Aasgeier. Sie würden sie niemals in Frieden lassen, besonders nicht, solange sie im Vorteil waren. Der Waffenstillstand war nur durch Gabriel zustande gekommen, und sie wusste nicht, wie lange er andauern würde.
    Sie blickte auf das schwarze Lederarmband in ihrer Hand. Ihr war klar, dass die Sicherheit der Lebenden an erster Stelle stand, aber bei dem Gedanken, die Toten und Vermissten zurückzulassen, wurde ihr ganz anders. Es fühlte sich falsch an. Noch eine bittere Ungerechtigkeit, die sich auf den wachsenden Berg ihres Versagens häufte. Auch Raphael gegenüber hatte sie versagt.
    Als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, hätte sie fast die Beherrschung verloren. Doch als sich plötzlich leises Raunen über den Gemeinschaftsbereich legte, drehte sie sich um, um zu sehen, wo alle hinguckten. Was sie sah,

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