Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Indigo - Das Erwachen

Titel: Indigo - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Dane
Vom Netzwerk:
an.
    Ein heißer Wind, der an Heftigkeit zunahm, fegte durch die Gänge. In Südkalifornien verhießen Wüstenwinde niemals etwas Gutes. Wie in Vollmondnächten ereigneten sich seltsame Dinge, wenn sie wehten. Lucas packte Kendras Hand und wappnete sich innerlich. Das Licht wurde heller und blendete ihn. Er schirmte seine Augen ab, und Kendra tat dasselbe. Als die heiße Luft gegen seinen Körper prallte, zog er Kendra in seine Arme, schob sie gegen eine Wand und schirmte sie mit seinem Körper ab. Er spürte, was als Nächstes kommen würde.
    Ein schrilles Heulen, das sich durch das Echo noch verstärkte, hallte durch den Tunnel. Als Lucas das entfernte Bellen eines Hundes hörte, hob er vorsichtig den Blick. Zornentbrannte Geister wanden sich durchs Dunkel, ihre gespenstischen Gesichter verzerrt vor Qualen. Das reine Böse . Im ersten Augenblick wusste Lucas nicht, wer sie waren. Er spürte nur einen Bruchteil des Leides, das sie für die Ewigkeit würden erdulden müssen. Sie waren eines gewaltsamen Todes gestorben waren und hatten dieses Schicksal auch verdient. Da erst begriff Lucas, was es mit diesen Todesbringern aus der Hölle auf sich hatte.
    Sie alle waren von der Hand der Soldaten in den Tunneln gestorben.
    Viele Menschen hielten den Tod für das Schlimmste, das ihnen widerfahren konnte. Doch aus Lucas’ Sicht war es viel schlimmer, einem anderen das Leben zu nehmen. Und die Männer, die nun gegen einen Feind kämpfen mussten, den sie doch eigentlich schon längst getötet hatten, gewannen vermutlich gerade eine ganz einzigartige Perspektive auf beide Seiten der Medaille.
    Die Soldaten zitterten so sehr, dass ihre Gewehre wackelten. Einige ließen ihre Waffen fallen und rannten schreiend davon. G.I. Joe mit seinem lidlosen Starren brüllte ihnen Befehle zu. Er schien nicht zu begreifen, dass einige der Dämonen nur seinetwegen hier waren.
    â€žStehen bleiben! Das ist ein Befehl!“, schrie er. „Nichts davon ist real. Sie spielen mit euren Gehirnen, das ist alles. Sofort stehen bleiben!“
    Lucas wusste nichts über die mächtige Kraft, die tote Feinde heraufbeschwören konnte. Aber so boshaft der Gerechtigkeitssinn des Fremden auch sein mochte – er wusste ihn zu schätzen.

    Einige Sekunden später
    â€žWas zur Hölle ist da los?“
    O’Dell hörte Boelens’ Schreie über die Funkanlage. Wegen der anderen Stimmen und des Hintergrundlärms war es fast unmöglich, ihn zu verstehen. Seine Worte waren ein verzerrtes Kuddelmuddel, nichts weiter als Schreie. Irgendetwas war da unten gründlich schiefgelaufen.
    O’Dell saß in der trüben Finsternis in seinem Auto. Nur das Mondlicht, das durch die Windschutzscheibe fiel, sorgte für etwas Helligkeit und spielte seinen Sinnen Streiche. Und die Schreie, die durch seinen Wagen hallten, machten die Sache nicht unbedingt besser.
    â€žWas ist los? Sprich mit mir!“, brüllte er Boelens an. „Hör auf, wie ein Mädchen zu kreischen!“
    Zu seinem Missfallen nahm er die Panik in seiner eigenen Stimme wahr. Aus dem Augenwinkel sah er einen Schatten und zuckte zusammen. Nervös spähte er in die Dunkelheit. Das Alleinsein und die Schreie der Männer, die an seinen Nerven zerrten, weckte sonderbare Gedanken in ihm. Er überlegte, in die Tunnel hinabzusteigen. Er war bewaffnet. Vielleicht konnte er helfen.
    â€žKlar, sicher“, murmelte er finster.
    Die gruseligen Geräusche, die aus dem Funkgerät drangen, machten ihn echt fertig. Als er dann auch noch spürte, wie sich unter seinen Ärmeln etwas bewegte, hätte er fast selbst gekreischt.
    â€žHeilige Scheiße!“
    Er öffnete seine Manschettenknöpfe, zerrte die Ärmel hoch und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf das Grauen, das sich auf seinen Armen abspielte. Seine Schlangentattoos glitten aus seiner Haut. Sie waren lebendig geworden, als wäre er gerade auf einem schlechten Acid-Trip. Schlange um Schlange schälte sich aus seiner Haut und glitt in den Fußraum des SUVs. Die Viecher wanden sich um seine Beine, sammelten sich zu seinen Füßen. Er schlug um sich und versuchte, sie zu zertreten, aber es wurden immer mehr.
    â€žNein, nein!“ Egal, wie sehr er sich auch wehrte, Schlange um Schlange glitt aus seinen Armen. O’Dell versuchte, die Fahrertür zu öffnen, aber sie war verschlossen. Er rüttelte am Griff,

Weitere Kostenlose Bücher