Indigo - Das Erwachen
hämmerte auf das Schloss ein, aber die Tür bewegte sich nicht. Panisch probierte er es mit den anderen Türen, doch keine lieà sich öffnen. Als er den Zündschlüssel umdrehte, um die Fenster herunterzulassen, gab der Motor keinen Laut von sich.
Das Schlangenmeer reichte ihm jetzt bis zu den Knien, und es wurden immer mehr. Sie krochen über ihn, lieÃen ihre Zungen hervorschnellen und zischten. Er spürte ihr Gewicht auf seiner Brust, zwischen seinen Beinen, auf seinen Schenkeln. Kleine und groÃe Leiber verknoteten sich überall auf seinem Körper zu wimmelnden Bündeln. Als ein groÃes Exemplar von der Rückbank auf den Beifahrersitz gekrochen kam und sich neben ihm niederlieÃ, blieb OâDell die Luft weg.
Eine Python. Zentimeter um Zentimeter schob sie sich nach vorn, das Tier schien gar kein Ende zu nehmen.
OâDell blieb keine Wahl. Er war in seinem SUV gefangen, die Schlangen glitten über ihn, er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Als der Riesenpython auf seine Brust zu glitt, zog er seine Glock aus dem Holster. Er wusste, wie Pythons töteten. Sie zerquetschten ihre Opfer und fraÃen sie dann in einem Stück. Er wollte nicht als SchlangenscheiÃe enden.
Reptilien waren OâDells gröÃter Albtraum. Sich die Schlangen, die eine Sache, vor der er panische Angst hatte, auf die Arme tätowieren zu lassen, war eine Herausforderunggewesen. Ein verdammter Witz. Aber jetzt war ihm ganz und gar nicht nach Lachen zumute. Als sich der Python um sein Bein wickelte, zielte er und drückte ab.
Das Mündungsfeuer blendete ihn, und der Schuss machte ihn taub, doch den stechenden Schmerz, der durch seinen Körper schoss, spürte er noch. OâDell schrie wie ein Mädchen.
West Hollywood
Fiona gab den Versuch zu schlafen auf. Stundenlang hatte sie an die Schlafzimmerdecke gestarrt und ein Gespräch mit Alexander durchgespielt, zu dem es niemals kommen würde. Mittlerweile hatte ihre Wut ein fast unerträgliches Ausmaà erreicht. Alexander Reese, ein Mann, der sie ihrer Meinung nach für ebenbürtig gehalten hatte, hatte sie absichtlich aus einer höchst wichtigen verdeckten Operation ausgeschlossen. OâDell hatte das Privileg erhalten, den Darby-Jungen zu entführen â ihre Entdeckung.
Es war einfach nicht fair.
Sie schaltete die Nachttischlampe ein und griff nach der Akte, die sie über den neuen Jungen angelegt hatte â den anderen . Hasserfüllt starrte sie sein Foto an. Ein gut aussehender Junge, den sie bald kennenlernen würde, daran hatte Fiona keinen Zweifel.
âVerlass dich draufâ, flüsterte sie und rieb sich mit dem Fuà ihren Unterschenkel, der unangenehm kribbelte. Sie studierte das vergröÃerte Ãberwachungsfoto, das beste von dem Jungen, das sie hatte. Während sie sich weiter am Bein kratzte, prägte sie sich jede Facette seines hübschen Gesichts ein. Diese Augen würde sie niemals vergessen.
Als sie leises Flügelsurren hörte, zuckte ihr Blick zu ihrer Nachttischlampe. Ein Schatten krabbelte über das Licht, und Fiona setzte sich ruckartig auf und rollte die Akte zusammen. Das war eindeutig der gröÃte Käfer, den sie jemals gesehen hatte, und gleich hatte sein letztes Stündlein geschlagen.
Sie verabscheute Insekten.
Dann spürte sie etwas an ihren Knöcheln, schrie auf und riss ihre Decke weg. Hunderte von Kakerlaken krabbelten über ihren ganzen Körper, unter ihr Nachthemd, auf ihrer bloÃen Haut. Sie waren überall! Fiona sprang aus dem Bett, doch die Insekten knackten unter ihren FüÃen, und sie rutschte aus. Sie waren in ihrem Haar, in ihrem Gesicht, an Orten, an die sie nicht einmal denken wollte. Es war unerträglich.
Fiona schrie, durchkämmte hektisch ihre Haare mit den Fingern und kratzte sich die Haut blutig. Die Laken bewegten sich, und mehr und mehr Kakerlaken krabbelten unter dem Bettzeug hervor.
Sie hielt es nicht mehr aus und riss sich das Nachthemd vom Leib. Dann rannte sie ins Badezimmer, doch die grauenhaften Käfer verfolgten sie. Es gab kein Entkommen. Sie riss die Tür zur Duschkabine auch, doch auch aus dem Abfluss quollen Kakerlaken. Es gab keinen Ort, an dem sicher war.
Aus schierer Verzweiflung rannte sie aus dem Haus â nackt und schreiend wie am Tag ihrer Geburt. Hunde kläfften. AuÃenlampen sprangen an. Ein Mann, der im Pyjama den Müll nach drauÃen brachte, starrte
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