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Indische Naechte

Titel: Indische Naechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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es kann sich durchaus nur um einen schmalen Riß handeln, was Ian nicht helfen würde, selbst wenn er den Erdrutsch überlebt hat.«
    Sie runzelte die Stirn und dachte konzentriert nach. »Wir müssen danach suchen, damit wir in die Höhle hineinkommen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Laura, du verstehst nicht, worum es da geht. Höhlensysteme können enorm komplex sein, manchmal über mehrere Ebenen gehen. Selbst wenn wir eine weitere Höhle in derselben Richtung finden, bedeutet das nicht, daß sie mit der anderen verbunden ist.«
    Ihre Augen verengten sich. »Du scheinst dich auszukennen.«
    »Ian und ich haben ein paarmal während der Schulferien Höhlen in den Midlands erforscht«, sagte er. »Deswegen kenne ich die Schwierigkeiten dabei.«
    »Deine Erfahrung wird nützlich sein - zumindest dann, wenn du gewillt bist, zu helfen.« Ihre Lippen preßten sich zusammen. »Und wenn nicht, dann gehe ich allein.«
    »Es geht hier nicht ums Wollen«, sagte er mit aufkommender Verzweiflung. »Ich tue alles, wenn es eine Chance gibt, daß wir Ian lebend finden. Aber die ist gering, und wird mit jeder Minute kleiner. Ich kann hier keine Zeit verschwenden - meine Männer werden in Jallalabad gebraucht.«
    »Dann beeilen wir uns lieber, nicht wahr?« sagte sie mit eiskalter Ruhe.
    David gab auf. »Ich rufe ein paar von den Männern, die nach einer Höhle suchen sollen. Wenn wir eine finden, komme ich mit dir hinein, denn allein lasse ich dich bestimmt nicht gehen.« Er fixierte sie mit einem eisernen Blick, der Laura an Ian erinnerte. »Aber wenn es klar wird, daß keine Hoffnung besteht, dann schleppe ich dich in Sicherheit, selbst wenn ich dich fesseln und knebeln muß.«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Wenn wir keine Hoffnung mehr haben, wird das nicht nötig sein. Aber solange eine Chance besteht, daß Ian lebt, bleibe ich.« Sie drehte sich um und rief: »Kuram?«
    Der Afridi kam auf Lauras Ruf. »Kuram, mein Mann war in einer Höhle, die tief in den Berg hineinreichte. Wissen Sie, ob es vielleicht einen anderen Eingang gibt?«
    Er runzelte die Stirn. »Es heißt, es gibt hier mehrere Höhlen. Vielleicht bilden sie zusammen nur eine. Aber ich kenne niemanden, der hineingegangen ist, um es herauszufinden. Höhlen sind verfluchte Orte.«
    »Können Sie mir helfen, eine zu finden, die nah genug liegt, um ein Teil des gleichen Systems zu sein?«
    Er zuckte die Schultern. »Inshallah.« So Gott will.
    Das reichte Laura. Sie mußte auf ihr Iqbal vertrauen, denn sie hatte nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen.
    Sein Verstand setzte in dem Augenblick wieder ein, als er abdrückte. Angewidert riß er die Waffe fort, während sein Finger noch den Hahn zog. Das Krachen war ohrenbetäubend, doch er bemerkte es kaum.
    Jesus Christus, was hatte er da tun wollen?
    Er hatte nicht mehr denken können, das war das Problem. Zum zweiten Mal in seinem Leben hatte er sich blinder, hysterischer Panik ergeben, und seine vorübergehende Schwäche hatte ihn fast das Leben gekostet.
    Mit zitternden Händen senkte er die Waffe und schob sie wieder in seinen Gürtel. Er war noch nicht tot, er war nicht einmal verwundet. Es war an der Zeit, sich seinen Ängsten zu stellen, und dies mit demselben Mut, den Laura an den Tag gelegt hatte, als sie die ihren besiegt hatte.
    Der Gedanke an Laura richtete ihn auf. Er mußte alles tun, um zu überleben, wenn schon nicht für sich, dann für sie, denn sie hatte schon zuviel verloren.
    Sein Verstand funktionierte endlich wieder, und er machte sich seine Situation bewußt. Die Stille war absolut. Entweder war das Bombardement vorbei, oder der Stein war so dick, daß kein Laut hindurchdrang. Die Luft war feucht und frisch, nicht abgestanden, und er spürte noch immer den leichten Zug. Auch wenn der eine Zugang verschlossen war, konnte die Höhle andere Öffnungen haben. Er hatte nichts zu verlieren, wenn er danach suchte. Die Finsternis — er würde nicht über die Finsternis nachdenken.
    Er tastete die lockere Erde ab, fand aber nichts, was er gebrauchen konnte. Sein Gewehr war weg, aber was schlimmer war: er konnte weder Nahrung noch Wasser finden. Zum Glück tröpfelte immer noch ein Rinnsal von der Wand, und so leckte er daran, um seinen Durst zu stillen.
    Dann also los. Die Höhle war groß genug, um aufrecht zu stehen, und so begann er, sich in den Berg hineinzutasten, wobei er seine Arme vor dem Kopf hin und her bewegte und mit dem Fuß vorsichtig jeden Schritt testete, bevor er sein Gewicht darauf

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