Individuum und Massenschicksal
als nahezu gerechtfertigt, wenn dieser der Forschung dazu verhelfen würde, dem grandiosen Ziel des ›Triumphes über die Natur‹ ein Stück näherzukommen. Diese Einstellung erniedrigt sie automatisch zu Mechanikern.
Der Wissenschaftler trägt die Bürde dieser Entfremdung, und in seinem Herzen muß er hoffen, daß seine Mission scheitert - denn wäre sie erfolgreich, dann würde er tatsächlich den Menschen von der Natur des Menschen getrennt haben, würde er den Menschen im philosophischen Sinn als bedeutungslosen seelischen Schutt beiseitegeworfen haben. Und so kommt es, daß Wissenschaftler häufig ihre eigenen Bemühungen sabotieren.«
dauern dürfte und Millionen Dollar kosten wird, den beschädigten Reaktor zu entseuchen, zu erneuern und wieder funktionsfähig zu machen; die Kostenvoranschläge schwanken zwischen 40 und 400
Millionen Dollar. Einige Regierungsbeamte sagen, daß der Reaktor möglicherweise nie wieder betriebsfähig sein werde, daß er vielleicht verschrottet werden müsse oder nur mehr als eine Art versiegeltes Mausoleum, als stummes Symbol unseres Atomzeitalters, fortbestehen werde. Gegenwärtig herrscht die Befürchtung, daß, falls und wenn mit den Aufräumarbeiten begonnen würde, die geringen und anscheinend unschädlichen Mengen von Radioaktivität, die noch in die Atmosphäre austreten, an Intensität zunehmen könnten. Es ist bereits eine lebhafte Debatte in Gang über die »tödlichen Krebsfälle«, zu denen es möglicherweise in der ortsansässigen Bevölkerung kommen wird, da noch niemand wirklich weiß, was unter solchen Umständen als »
unschädliche« Strahlendosis gelten könnte. Und zu alledem beharren unsere Energieexperten darauf, daß die USA die Nutzung der Kernenergie schon zu weit vorangetrieben haben, als daß sie jetzt noch umkehren könnten.
Jedenfalls hat der »Störfall« von Three Mile Island - ob er nun bisher zu irgendeinem signifikanten radioaktiven Niederschlag geführt hat oder nicht - bei Jane und mir allerhand Verstörungen zur Folge gehabt. In diesem Zusammenhang möchte ich das jüngste Projekt in der Reihe der vielen Überlegungen erwähnen, die wir über die Jahre im Zusammenhang mit dem Seth-Material angestellt haben, ständig bemüht, ein Gleichgewicht zwischen den Wirklichkeiten, die wir uns selbst geschaffen haben, und den Möglichkeiten, denen wir fortwährend in der
»Außenwelt« begegnen, herzustellen.
Jane war vor der Sitzung heute abend völlig durcheinander.
Irgendwie war uns nach dem Abendessen die Idee für ein »schnelles«
Seth-Buch über Jonestown und Three Mile Island gekommen: etwas, das man dem Publikum ziemlich umgehend vorlegen könnte, anders als ein reguläres Seth-Buch, dessen Material erst in ein paar Jahren publiziert würde. Wir hatten sogar schon einen passenden Titel dafür, den wir nach der Sitzung vom letzten Montag vorläufig so formuliert hatten: »Seth über Jonestown und Three Mile Island - Religiöse und wissenschaftliche Kulte.«
Zwar war ich heute abend nicht geradezu besessen von dieser Idee, äußerte dies jedoch im Gespräch mit Jane nicht. Aber ich spürte, daß ich sie verwirrte. Um ein solches Vorhaben zu verwirklichen, wären wir genötigt, gewisse Grundsätze und Überzeugungen aufzugeben, die bisher stets maßgebend für uns gewesen waren: ich meine damit vor allem die Wahrung unserer Privatsphäre sowie unser Widerstreben, mit derart hochaktuellem Material »in die Öffentlichkeit zu gehen«, anstatt darauf zu vertrauen, daß das Seth-Material auf lange Sicht seine Wirkung in der Gesellschaft zeitigen würde. Zudem würden wir uns unmittelbarer Kritik aussetzen. Andererseits bleibt deswegen viel von Seths Material unveröffentlicht, oder es wird auf unabsehbare Zeit beiseitegelegt; für das meiste davon ist kein Raum in diesem Buch, und wahrscheinlich wird auch in künftigen Büchern kein Raum sein. Immerhin versuche ich, diesem Buch einiges davon in Form von Anmerkungen und Fußnoten einzuverleiben.
Ganz sicher wollte ich Jane, wie ich ihr heute abend sagte, nicht nötigen, sich an ein »schnelles« Buch zu wagen, da ich nicht glaube, daß sie dafür bereit ist, ungeachtet meiner Überzeugung, daß sie - mit Seth -
es sehr wohl machen könnte. »Ich wollte, ich hätte dein Vertrauen in mich!« sagte sie zu mir. »Und was würde inzwischen mit ›Individuum und Massenschicksal‹ passieren?«
Ich versuchte zwar, ihre Besorgnis zu zerstreuen, aber als ich etwas später wegen einer anderen Sache
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