Individuum und Massenschicksal
haben lange auf der Seite von »Intelligenz und Vernunft«, das heißt »logischem Denken und notwendiger Objektivität«, gestanden. Sie sind darauf trainiert, emotionslos zu sein, außerhalb ihrer Erfahrung zu bleiben, sich von der Natur zu trennen und irgendwelche ihnen eigene Gefühlsregungen aus ironischer Distanz zu betrachten. Sie haben ja eine neutrale Position in der Welt der Werte bezogen. Sie waren, bis vor kurzem, die neuen Priester. Alle Probleme, so schien es, waren wissenschaftlich lösbar. Das galt für sämtliche Lebensbereiche: für Fragen der Gesundheit, Störungen im Sozialbereich, die Wirtschaft, sogar für Krieg und Frieden.
(22.17 Uhr.) Wie konnte es solchen durch und durch wissenschaftlich trainierten Herren mit ihrem an Präzision unüberbietbaren Instrumentarium, all ihren vernünftigen und objektiven Standpunkten passieren, daß die Sache mit einem Kernkraftwerk schiefging und zu einer Bedrohung für gegenwärtiges und künftiges Leben wurde? Und was ist mit den Menschen, die im Umkreis wohnen?
Geduldet euch einen Moment... Ende des Kapitels.
7
Vom Guten, Bösen und Katastrophalen,
Jonestown, Harrisburg,
und von Idealisten und Fanatikern
Fortsetzung der Sitzung 846, Mittwoch, den 4. April 1979
(22.20 Uhr.) Kapitel 7: »Vom Guten, Bösen und Katastrophalen, Jonestown, Harrisburg, und von Idealisten und Fanatikern«.
Geduldet euch einen Moment... (Lange Pause.) Das ist das Ende des Diktats.
(22.22 Uhr. Jetzt kam Seth mit einigem Material für Jane und mich durch, darunter - scharfsinnig wie immer - mit der Deutung dreier Träume, die ich kürzlich gehabt hatte. Ende um 22.41 Uhr.) Sitzung 848, Mittwoch, den 11. April 1979
(Wie der Titel des Kapitels 7 nahelegt, sind die Erörterungen der Vorfälle von Jonestown und Three Mile Island* noch keineswegs abgeschlossen.
* Einige Meilen südlich von Harrisburg räkelt sich Three Mile Island mit seinen beiden defekten beziehungsweise lahmgelegten Kernreaktoren auf seiner Insel wie ein verwundeter Behemoth. Die Ingenieure arbeiten fieberhaft, damit die Wassertemperatur im Kühlsystem des beschädigten Reaktors unter den Siedepunkt sinkt, der Druck nachläßt und das Risiko eines Durchschmelzens der Uraniumbrennstäbe im Reaktorkern nicht mehr besteht. Aber es wird monatelang, wenn nicht länger dauern, bis der äußerst radioaktive Bereich innerhalb des Sicherheitsmantels des Reaktorkerns für eine Bestandsaufnahme des Schadens betreten werden kann. Mittlerweile hat der Gouverneur von Pennsylvanien bekanntgegeben, daß Kinder und Schwangere in das Gebiet zurückkehren können.
Die Gravität des »Geschehens« von Three Mile Island hat in vielen Teilen des Landes Atomkraftgegner auf den Plan gerufen, und die sich häufenden Untersuchungen des Unfalls durch den Staat, den Bund und die Industrie werden voraussichtlich einen kollektiven Fallout erzeugen, der weit größere Auswirkungen auf die Atomindustrie und die Gesellschaft haben wird als alles, was bisher von dem beschädigten Kernkraftwerk selbst gekommen ist.
Jane und ich glauben, daß man diesen bisher schlimmsten Unfall schließlich als einen Glücksfall insofern betrachten wird, als er deutlich die großen Gefahren aufzeigt, die der weltweit zunehmenden Nutzung der Atomkraft innewohnen.
Wir verfolgen die ganze Affäre um Three Mile Island mit größtem Interesse, und mein Ordner mit Zeitungsausschnitten darüber wird täglich umfangreicher.
Jane hatte vor der 846sten Sitzung, die sie vor einer Woche abhielt, den Wunsch geäußert, Seth möge »sich auf das Buchdiktat zurückbesinnen«, und er hatte prompt am Ende der Sitzung die Überschrift für Kapitel 7 durchgegeben. Doch in der ausgelassenen Sitzung 847 vom Montag abend schweifte dieser »
Energiepersönlichkeitskern«, wie er sich selbst nennt, wieder einmal von der Arbeit an »Individuum und Massenschicksal« ab, um uns weiteres vorzügliches Material über das Bewußtsein von Pflanzen und Tieren zu geben. Auch erörterte er so unterschiedliche Themen wie die große Vielzahl unterschiedlicher Reaktionen, die das Seth-Material in Leserinnen und Lesern, die uns schreiben, hervorruft - Reaktionen, die, nebenbei gesagt, durchaus nicht immer die freundlichsten sind.
Wir hatten über das Wochenende im Zusammenhang mit der Herausgabe unserer Bücher eine Menge zu tun. Am Freitag erhielten wir vom Verlag Prentice-Hall die Korrekturabzüge des Registers zur »Natur der Psyche«, und am Samstag morgen trafen die Korrekturabzüge
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