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Individuum und Massenschicksal

Individuum und Massenschicksal

Titel: Individuum und Massenschicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Roberts
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Verhalten, das man durchaus als zwanghaft bezeichnen kann.
    Die Todeswilligen von Jonestown glaubten, daß sie die Welt gegen sich hätten, insbesondere das Establishment und die Landesregierung.
    Ihnen hafteten Züge eindeutigen Verfolgungswahns an. Dasselbe trifft auf so viele Wissenschaftler zu, die jetzt fühlen, daß das kulturelle Klima sich gegen sie wendet, daß die Menschen ihnen nicht länger bedingungslos vertrauen, so daß sie befürchten müssen, ihre hochangesehenen Positionen zu verlieren.
    Bis zu einem gewissen Grade - um mich einmal mehr relativ auszudrücken - haben die Wissenschaftler eine gewisse Verachtung entwickelt gegenüber all denjenigen, die ihre Sprache nicht verstehen, gegenüber der nichtelitären Plebs, den Uneingeweihten. Es geht ihnen gegen den Strich, daß sie auf Geld der Regierung angewiesen sind, von Leuten, die keine Wissenschaftler sind, und so lassen sie, um sich schadlos zu halten, trügerische Allmachtsgefühle in sich aufkommen -
    und das macht sie sorgloser, als sie sein sollten. Sie fühlen sich lediglich von der Öffentlichkeit mißverstanden.
    Keiner von ihnen wünscht die Katastrophe, und doch denken manche von ihnen, daß dem Volk recht geschähe - denn im Katastrophenfall würde das Volk vielleicht endlich einsehen, daß die Politiker nichts von Wissenschaft verstehen und daß eigentlich die Wissenschaftler das Sagen haben sollten: Wir müssen genug Geld zur Verfügung haben; wer weiß, was sonst passiert!
    Die wissenschaftliche Elite könnte natürlich mit der Wahrscheinlichkeit einer Welt aufwarten, deren Funktionsweise zu begreifen den Horizont des »kleinen Mannes« überstiege. Tatsächlich aber verfügt euer Land über ein vorzügliches Kontroll-, Überwachungs-und Ausgleichssystem. Während eure Wissenschaftler gerade dabei sind, alle möglichen Experimente zur Erzeugung künstlichen Lebens zu erwägen, bringen eure Fernsehsendungen systematisch eure alten Frankensteinfilme. Das ist kaum ein Zufall. Die Gemüts- und Verstandeskräfte der Volksgemeinschaft sind durchaus fähig, gemeinhin nötige Feststellungen zu treffen, und diese Feststellungen werden gehört.
    Habt ihr noch irgendwelche Fragen?
    (»Ich glaube nicht.«)
    Ende der Sitzung, und guten Abend.
    (»Vielen Dank, Seth.« - 22.25 Uhr.)*
    Sitzung 846, Mittwoch, den 4. April 1979
    (Es ist vorbei! Die Krise von Three Mile Island ist vorüber - das jedenfalls hat der Gouverneur von Pennsylvanien heute morgen über das Fernsehen verkündet. Das beißt, die Gefahr einer »unmittelbaren Katastrophe« ist offenbar gebannt. Doch werden die Herausforderungen
    - und Befürchtungen -, die durch Three Mile Island entstanden sind, noch jahrelang fortbestehen. Jane und ich lasen, daß es bis zu vier Jahren

    * »Nach der (845sten) Sitzung von gestern abend«, so schrieb Jane heute, »habe ich ferngesehen, während Rob einen Spaziergang machte. Als ich so dasaß, erhielt ich neues Material über eines der Themen, die in der Sitzung angesprochen worden waren. Doch kam es nicht in Seths ›druckreifer Version‹
    sondern in Ideen durch. Ich erzählte Rob davon, als er zurückkam, und jetzt am Morgen will ich zusehen, wieviel davon mir noch geblieben ist.
    Diesen Ideen zufolge muß das Glaubenssystem der Wissenschaftler zwangsläufig in destruktivem Handeln enden, denn die grundlegende Einstellung der Wissenschaftler verführt sie dazu, weniger sorgfältig mit dem Leben umzugehen, als geboten wäre, und das setzt sie in einer Weise von der Natur ab, die eine gewisse Mißachtung individuellen Lebens zur Folge hat. Die Führer religiöser Kultgemeinden oder Sekten, wie beispielsweise der von Jonestown, übertreiben grandiose Ideale von Brüderlichkeit und Liebe, während sie oft genug den natürlichen Ausdruck individueller Liebe verbieten indem sie trachten, Familienbande aufzulösen und so weiter. Infolgedessen wird die idealisierte Liebe immer unerreichbarer, wogegen Schuld und Verzweiflung wachsen.
    In gleicher Weise sprechen die Wissenschaftler von grandiosen Idealen, vom Triumph des Menschen über die Natur und den Planeten. Gleichzeitig isolieren diese Ideale die Wissenschaftler von aller praktischen Erfahrung des täglichen Umgangs mit ihren Mitmenschen, und da sie Lebewesen der Tierwelt als Objekte betrachten, müssen sie zwangsläufig das menschliche Leben aus einem ähnlichen Blickwinkel sehen. Das Opfer vieler tausender Menschenleben, das ein atomarer Unglücksfall fordern würde, erscheint in ihrer Vorstellung

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